"Tosca" am Volkstheater Rostock: Leidenschaftlicher Saisonstart
Im Volkstheater Rostock feiert Puccinis Opern-Klassiker "Tosca" Premiere. Es wird der Startschuss für die neue Spielzeit mit hochkarätigen, internationalen Stars.
Mit dabei ist auch der Opernchor und die Norddeutsche Philharmonie Rostock. Die Floria Tosca wird in Rostock von Lea Gordon gesungen. Die Kanadierin begegnet der Rolle mit Demut: "Ich denke, dass es eine Wunschpartie für jeden Sopran ist, die Tosca zu spielen, weil das eine vielfältige Frau ist. Die Puccini-Tosca ist halb Schauspielerin und halb Sängerin. Das heißt, die Stimme muss sehr viele Farben und Schichten finden." Lea Gordon singt erstmals diese Partie in Puccinis Oper - mit viel Leidenschaft und einer großartigen Stimmgewalt.
Kontrastreiche, sehr dichte Erzählung
Die Oper von Giacomo Puccini spielt um 1800 in Rom. Kirche und Polizei bilden ein totalitäres Gespann. In der Rostocker Inszenierung haben die Gefolgsleute des Anti-Helden Baron Scarpia graue Strumpfhauben über ihre Gesichter gezogen. Das Bühnenbild ist schlicht gehalten, meist grau und kalt. Der Baron Scarpia begehrt Tosca. Die liebt aber den Maler Cavaradossi. Damit der aus der Gefangenschaft freikommt, soll sich Tosca Scarpia hingeben. Darauf geht sie nicht ein, tötet stattdessen Scarpia: "Ich weiß, es gibt viele Frauen, die das gerne aus feministischer Sicht sehen. Ich sehe das von einer feministischen Seite, dass ich endlich eine Täterin spielen darf und nicht eine Frau, die unter Männern ein Opfer ist."
Regisseur Christian Poewe hat diese Oper erstmals in der vergangenen Spielzeit am Theater Ulm inszeniert, nun in Rostock im Volkstheater: "Zunächst einmal ist es eine sehr spannende Geschichte. Es ist auch sehr knapp erzählt, sehr dicht. Es gibt viele schnelle Wechsel. Das heißt, das ist eine ungeheuer kontrastreiche, eine sehr bei der Stange haltende Erzählung. Die Musik ist ungeheuer eingänglich und sorgt für Gänsehaut."
Große "Tenor-Tradition"
Der in Berlin lebende Regisseur lässt Momente wirken und den Schauspielern großen Freiraum: "Ich gehe nicht daran, was will ich als Regisseur generell, sondern, was will jetzt dieses Stück. Und Puccini hat dieses Stück extrem gut gebaut. Das heißt, die Struktur ist eine ganz naturalistische, sehr klare Erzählweise, sozusagen, da hab ich wenig Veranlassung, die erstmal zu brechen."
So gibt es hier keine wilden Überraschungen, keine fantastischen Welten, sondern wirklich ein Abbild der damaligen Zeit zu sehen. Der Cavaradossi ist ein flinker Charakter, der sowohl das große Leid, als auch die Leichtigkeit seiner Rolle authentisch rüberbringt. Adam Sanchez gehört seit dieser Spielzeit zum Rostocker Musiktheater-Ensemble: "Das ist natürlich eine große Tradition, eine 'Tenor-Tradition'. Aber ich muss sagen, meine Herangehensweise ist immer sehr nüchtern. Dadurch ist irgendwie eine Distanz da und ich bin irgendwie im Schutzmantel."
Beide Solisten, Lea Gordon als Tosca und Adam Sanchez als Cavaradossi, bringen eine ganz innige und realistische Beziehung auf die Bühne. "Wir haben sofort in der Probe entspannt miteinander spielen können, das war für mich eine große Freude", sagt Gordon und Sanchez pflichtet lachend bei: "Ja, für mich auch, wir haben uns gleich geküsst, also…".