Brigitta Muntendorf: Die Neue an der Spitze der Kunstfestspiele Herrenhausen
Hannovers Kulturausschuss hat die neue Intendantin der Kunstfestspiele Herrenhausen bestätigt: Die deutsch-österreichische Komponistin Brigitta Muntendorf wird 2026 ihre ersten Kunstfestspiele verantworten.
Gute Laune und strahlende Gesichter: Die Vorstellung von Brigitta Muntendorf als neue Intendantin der Kunstfestspiele Herrenhausen schien für Oberbürgermeister Belit Onay und Kulturdezernentin Eva Bender weit mehr als ein Pflichttermin zu sein. Die Erleichterung, eine so renommierte, umtriebige und vielseitige Komponistin gewinnen zu können, war deutlich spürbar.
Zukunftsweisende Themen ansprechen
Muntendorf bringe eine eigene künstlerische Exzellenz mit, sei eine Frau, die mutig in die Zukunft blicke, habe einen Hannover-Bezug und sei den Kunstfestspielen verbunden, freute sich Eva Bender. Darum sei sie sehr sicher, "dass Frau Muntendorf genau die Richtige ist, um zukunftsfähige und zukunftsweisende Themen anzusprechen". Denn Kunst sei auch dazu da, einen Blick in die Zukunft zu werfen, sich Sachen zu trauen, auszusprechen, die vielleicht unangenehm seien und die vielleicht auch Angst machen könnten.
Die 42-jährige Brigitta Muntendorf verbindet in ihren Arbeiten nicht nur instrumentale, orchestrale, chorale und tänzerische Positionen, sondern forscht künstlerisch unter anderem zu 3D-Audio, KI-gesteuerten Stimmen, immersiven Theaterformaten und dazu, wie Nachhaltigkeitsfragen in der Kunst erzählt werden können - besonders für bildungsferne Menschen.
Mit den Menschen im Austausch stehen
Einen Kunstbegriff zu schaffen, der alle Menschen anspricht, ist ihr auch für die Kunstfestspiele wichtig. Kunst solle im Austausch mit den Menschen entstehen, sagt sie: "Ich spreche von Förderung von Kinderproduktionen zum Beispiel, also ein ganz junges Publikum, aber auch von Outreach-Projekten in anderen Stadtteilen." Es gebe da dieses Festivalzentrum in den Herrenhäuser Gärten, das sie auch groß machen möchte. "Aber von da aus ist es mega wichtig, diese Achse zu spannen, in die Stadt, zu neuen Orten, in die verschiedenen Stadtteile auch."
Muntendorf selbst ist das neunte von zehn Geschwistern, geboren in Hamburg. Zuhause gab es eine einzige CD von "Rondò Veneziano", erzählt sie. Von da aus sei es ein langer Weg gewesen bis zur Neuen Musik. Mittlerweile hat Muntendorf für ihre unkonventionellen Projekte etliche Auszeichnungen gewonnen. Die Einspielung ihrer "Triloge für zwei Flügel" mit dem GrauSchumacher Piano Duo erhielt 2023 etwa den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Ingo Metzmacher ist einer ihrer Förderer
Uraufgeführt wurde das Stück bei den KunstFestspielen Herrenhausen. In diesem Jahr wird Muntendorf im Rahmen des Festivals bereits ihre vierte Arbeit zeigen. Ingo Metzmacher habe sie sehr gefördert, sie sei dem Festival tief verbunden und schätze die Arbeit ihrer Vorgänger:innen.
Ihre eigene Vision des Festivals ist eine Art "Zukunftsparcours": Kunst an der Schnittstelle von Musik, Technologie und Gesellschaft. Globale Transformationsprozesse im digitalen Zeitalter: Sie will Fragen stellen. Was ist Natur eigentlich? Was ist diese physische Natur, was ist die digitale Natur? Was ist das Wilde, das Unverfälschte, die menschliche Natur? Das sei immer wieder wichtig zu reflektieren. "Und ich möchte auch wesentliche Stränge weiterführen, die die Kunstfestspiele ja schon etabliert haben", sagt sie.
Crosskulturelle Vernetzung - auch mit der Clubkultur
Das Team der Kunstfestspiele wird sie übrigens übernehmen – auf so viel Expertise wolle sie nicht verzichten, sagt Muntendorf. Sie könne sich aber vorstellen, für einzelne Bereiche externe Kuratorinnen dazu zuholen. Überhaupt will sie Synergien schaffen, sich vernetzen, die Clubkultur einbeziehen. Sie freut sich jetzt besonders darauf, die Kunst- und Kulturmenschen der Stadt kennenzulernen.
Mit Hannover verbindet sie aber nicht nur Musik: "Hannover ja auch eine Stadt, die für Wissenschaftsinstitutionen steht, und gerade dieses Feld – Wissenschaft, Musik, Technologie – ist mein Feld, das ich beackere und für das ich mich interessiere." Daher freue sie sich umso mehr, nun hier arbeiten zu können.