Kunst und Kultur in Leerständen: "Charme und Eigenleben"
Seit Corona gibt es in den Innenstädten in Schleswig-Holstein vermehrt leerstehende Geschäfte. Die Städte werden kreativ und füllen sie mit Kunst, Kultur und Pop-Up Stores. In Flensburg gibt es sogar eine Agentur, die leerstehende Gebäude vermittelt.
Leerstehende Geschäfte ziehen sich immer mehr durch die Innenstädte. In Kiel in der Holstenstraße gibt es zum Beispiel viele leere Geschäfte, auch in Lübeck in der Breiten Straße stehen einige Läden leer. Kein schönes Bild, wenn man durch die Städte spaziert. Deshalb gibt es Projekte und Ideen, wie der Leerstand wieder mit Leben gefüllt wird, dazu gehören Kunstausstellungen oder Pop-up-Stores. In Lübeck ist die alte Phönix Apotheke zu einer Ausstellung geworden. Es ist ein großer langgezogener Raum, in dem viele bunte Skulpturen stehen, es hängen Bilder an den unebenen Wänden, an denen die weiße Farbe bröckelt. Am Eingang steht ein Fernseher, auf dem ein Film mit lauter Musik läuft. Die Ausstellung heißt "Born under the sign of slipping feet". Der vorher leere Raum wird mit bunter Kunst wieder lebendig.
Vier Künstlerinnen und Künstler aus Berlin, Leipzig und Dresden zeigen hier ihre Werke. Einer von ihnen ist Matti Schulz. Er stellt nicht zum ersten Mal in einem Leerstand in Lübeck aus. "2021 haben wir angefangen in der Königstraße selbst ein Projekt zu starten, das war auch in einem leerstehenden Raum. Dieses Jahr gab es unser zweites Projekt, das wurde durch den Lübecker Kulturfunken gefördert. Ohne den wäre es gar nicht möglich gewesen, weil es viele Ausgaben gibt, deswegen ist diese Förderung total wichtig."
Projekt Kulturfunke hilft Leerstand zu beleben
Der Lübecker Kulturfunke ist ein Projekt, der seit Beginn der Coronapandemie Kulturprojekte in der Hansestadt fördert Dabei werden leerstehende Geschäfte genutzt, um dort Konzerte oder Ausstellungen stattfinden zu lassen. Für Matti Schulz eine tolle Gelegenheit. "Das Schöne an solchen Leerständen ist, dass man meistens Räumlichkeiten findet, die schon so einen gewissen Charme und ein Eigenleben haben. Und es gibt dem Raum eine Wiederbelebung gibt. Das finde ich total wichtig und sinnvoll. So etwas muss viel mehr gefördert werden."
Flensburg: Vermittlung von Leerstand an Kulturschaffende
Leerstände gibt es nicht nur in Lübeck, sondern auch in Kiel und Flensburg. Auch dort werden einige leerstehenden Gebäude mit Kunst und Kultur gefüllt. In Flensburg gibt es die sogenannte Zwischenraumagentur. Dany Heck hat sie mit anderen Künstlerinnen und Künstlern vor gut einem Jahr gegründet. Sie wollen zwischen Kunst- und Kulturschaffenden, Startups und Immobilienbesitzern vermitteln, die ihren Leerstand zur temporären Nutzung kostengünstig vermieten möchten, um Verwahrlosung und Vandalismus vorzubeugen. "Wir möchten gerne ungewöhnlichen Konzepten und Start-Ups eine Chance auf Sichtbarkeit und Öffentlichkeit verschaffen, aber auch ein Bewusstsein dafür erzeugen, dass es spannende Alternativen zum bisherigen Konzept für Innenstädte gibt, dass eben größtenteils aus Konsum besteht. Warum nicht eine Innenstadt für alle voranbringen: Mehr Kunst und Kultur und mehr Menschen, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagen wollen."
Lübeck: Ausstellungen mitten in einem Einkaufszentrum
Auch in Lübeck gibt es so eine Idee im Einkaufszentrum Haerder-Center in der Innenstadt. Centermanagerin Maureen Dangel setzt sich hier für Kunst und Kultur ein. Ein ehemaliges großes Modegeschäft steht leer, aber immer nur temporär - den Rest der Zeit gibt es verschiedene Konzepte. "Es gibt nicht nur Bilderausstellungen, sondern wir hatten schon verschiedene Workshops und ganz abgefahrene Ausstellungen. Wir hatten mal einen Herrn aus Berlin, der hat selbstgebaute Harfen bei uns gebaut und Musikworkshops angeboten. Von Kunst und Musik - es ist von allem was dabei, würde ich sagen."
Die Rückmeldungen, die Maureen Dangel von den Gästen bekommt, sind positiv. Und es sei ein breiteres Publikum, was jetzt in das Einkaufszentrum komme. Sie will durch dieses Angebot das Einkaufszentrum neu beleben. "Ich finde das ergänzt sich immer gut, dass man aus der Stadt heraus Kunst und Kultur anbietet und den Kulturschaffenden die Möglichkeit gibt, sich auch mal in einem Einkaufszentrum zu präsentieren."