Kunst für den Augenblick: Sandmalerin Irina Titova in Kiel

Stand: 20.01.2025 12:57 Uhr

Irina Titova ist eine der bekanntesten Sandkünstlerinnen Europas. In der Kieler Petruskirche beeindruckte sie das Publikum mit ihren Bildergeschichten - erzählt mit einer handvoll Sand.

von Julia Jänisch

Irina Titova erzählt Geschichten mit ein wenig Sand. "Wenn du Stift und Papier benutzt, ist immer noch etwas zwischen dir und deinem Bild", sagt sie. "Mit Sand entsteht ein Gesicht super schnell. Es ist wie Cartoons malen, aber live." In der Petruskirche nimmt sie ihr Publikum mit auf die Reise eines jungen Amerikaners - mit auf seinen Traum von Hollywood. Auf dem Weg erlebt er die Abenteuer von über 40 bekannten Filmen noch einmal.

Bilder bleiben nur ein paar Sekunden

Ein Bild von einer Frau und einem Mann in Sand gemalt. © NDR
Schnell entstehen Bilder von Schauspielern und Filmkulissen. Sie entwickeln sich weiter und verschwinden wieder.

Titova malt mit den Fingern im Sand auf einer von hinten beleuchteten matten Scheibe. Das Bild wird direkt in groß auf eine Leinwand projiziert. Die Sandmalerei entdeckte Irina Titova durch ihre Arbeit als Kunsttherapeutin. Heute ist sie eine der bekanntesten Sandkünstlerinnen Europas. Jedes ihrer Bilder gibt es nur für ein paar Sekunden. "Das wichtigste ist deine Erinnerung an genau diesen Moment, den du erlebt hast. Das ist das Schöne daran", betont die Malerin.

Die Künstlerin demonstriert, wie es geht: "Ich will dir zeigen, wie einfach Malen mit Sand ist", sagt sie. "Leg deine Finger hier rauf und mach den Sand ein bisschen fluffig." Es entstehen verwischte Handabdrücke. Darin malt sie mit einem Finger den Buchstaben "S" und siehe da: Im Sand erscheinen Schwäne mit vollem, flauschigem Gefieder.

Beim Malen den Atem kontrollieren

Irina Titova malt im Sand auf einer von hinten beleuchtete Glasscheibe. Das Bild ist in groß auf einer Leinwand zu sehen. © NDR
Irina Titova malt im Sand auf einer von hinten beleuchteten Scheibe. Das Publikum verfolgt das live auf einer Leinwand.

Was leicht aussieht, ist eine jahrelang entwickelte Technik. "Es geht darum, den Atem zu kontrollieren. Wenn ich wichtige Details zeichne, halte ich den Atem an und atme dann aus", erklärt Tivova. Inspiration findet sie in der Natur und an den Orten, an denen sie auftritt. Das Publikum ist beeindruckt. "Allein die Tatsache, dass sie Bilder entwickelt, ohne dass man weiß, was es sein soll und auf einmal ist es da, das bewundere ich", betont ein Mann. "Das ist einfach Wahnsinn", sagt eine junge Frau. "Ich finde es supertoll zu sehen, dass Menschen so talentiert sind und das mit Sand hinzukriegen, so cool zu malen, auch so schnell mit so vielen Motiven eine Geschichte zu erzählen."

Die Welt des Films erzählt mit einer Hand voll Sand. Am 29. Januar kommt die Sandkünstlerin Irina Titova wieder in den Norden: nach Flensburg ins Deutsche Haus.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Schleswig-Holstein Magazin | 18.01.2025 | 19:30 Uhr

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