Junges Schauspielhaus: Akins "Aus dem Nichts" feiert Premiere

Stand: 20.01.2025 13:32 Uhr

Fatih Akins Film "Aus dem Nichts" basiert auf den Geschehnissen um die sogenannten NSU-Morde, bei denen eine rechtsextreme Terrorgruppe neun Menschen aus rassistischen Motiven tötete. Die Bühnenversion feierte am Sonnabend in Hamburg Premiere.

von Herdis Pabst

Die Geschichte von "Aus dem Nichts" ist fiktiv, aber sie bezieht sich auf die NSU-Morde. Regisseur Klaus Schumacher hat Fatih Akins Film, der 2017 mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde, für die Bühne adaptiert. "Die NSU-Mordserie ist ein wichtiges Ereignis für die bundesrepublikanische Geschichte an die Fatih Akin mit seinem Film erinnert, und wir wollen das auch", sagt Schumacher. "Und wir wollen zum Thema machen, was es bedeutet, wenn sich Menschen über andere erheben und was es bedeuten könnte, wenn der Rechtsruck so weitergeht."

Es ist eine tieftraurige Geschichte: Katjas Mann und ihre kleine Tochter wurden ermordet. Bei der Ermittlungsarbeit unterstellt die Polizei dem Ermordeten Kontakte ins Drogen- und Verbrechermilieu, obwohl Verbindungen zur Neonazi-Szene schnell offensichtlich sind. In der Hauptrolle, im Film von Diane Kruger gespielt, ist Anastasia Lara Heller als Mutter und Ehefrau zu erleben. "Ich hab den Film damals schon gesehen und fand ihn großartig" erzählt die Schauspielerin. "Für die Bühne brauche ich aber eine andere Form der Übersetzung, weil im Film ganz andere Dinge möglich sind." Sie spielt emotionsgeladen, körperlich intensiv und zieht damit das Publikum in ihren Bann. "Ich finde das wichtig, dass solche Stücke gemacht werden, gerade jetzt - vor den Wahlen", sagt ein Zuschauer nach der Aufführung.

Theater bietet Gespräche an

Im Stück werden die Wände zur ausdrucksstarken Projektionsfläche, für Emotionen, für gesellschaftspolitische Zusammenhänge. In der Geschichte werden zwei Nazi-Täter vor Gericht gestellt und wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Hauptfigur Katja sinnt auf Rache. Für die jüngsten Zuschauer ist das Stück allerdings eine große Herausforderung, wie ein Junge meint: "Es war mir einfach ein bisschen zu ernst und nichts, weswegen ich ins Theater gehen würde." Und ein 14-Jähriger fügt an: "An manchen Stellen war es schon ein bisschen krass."

Um so wichtiger ist, dass das Theater Gespräche anbietet. "Auf diese Gespräche freue ich mich sehr", sagt Regisseur Klaus Schumacher. "Diese guten Geschichten, die Position beziehen, können wir gerade gut gebrauchen."

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Regisseur Klaus Schumacher hat Fatih Akins Film für die Bühne adaptiert. Die Geschichte bezieht sich auf die sogenannten NSU-Morde.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Große Bühne Wiesendamm
Wiesendamm 28
22305 Hamburg
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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 19.01.2025 | 19:30 Uhr

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Theater

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