Mathias Oppen: Fotorealistische Graffitis aus Mecklenburg-Vorpommern
Viele Städte und Kommunen geben tausende von Euro aus, um unliebsame und illegale Graffitis zu entfernen. Doch Mathias Oppen wird für seine Graffitis bezahlt und zeigt: Graffiti ist nicht nur Kritzelei, sondern echte Kunst.
Es ist eiskalt in Ribnitz-Damgarten. Hände und Füße sind in kürzester Zeit taub, doch Mathias Oppen blendet alles aus: "Ich bin wie im Tunnel. Ich ziehe eigentlich die ganze Zeit durch, bis das Bild irgendwann fertig ist."
Stundenlang durchziehen, Strich für Strich: Mathias Oppen ist einer von wenigen hauptberuflichen Graffiti-Sprayern in Mecklenburg Vorpommern. Sein heutiger Kunde wünscht ein maritimes Motiv. Mehrere hundert Dosen braucht er heute dafür, denn Farben mischen geht nicht. Die Herausforderung: "die Farben zu treffen, dass es fotorealistisch rüberkommt, dass die Farben nicht zu satt sind, dass es aussieht wie ein Landschaftsbild", erklärt Oppen. Dass der 28-Jährige mal so viel Geld mit Sprayen verdienen würde, dass er davon leben kann, hätte er nie gedacht. Es sei ein "hart umkämpfter Markt. Es gibt ja viele, die das nicht hauptberuflich machen."
Mathias Oppen sprayt seit der Schulzeit
Schon als kleiner Junge zeichnet er gerne und zeigt Talent. 2011 dann der Meilenstein: ein Graffiti-Schulprojekt. Zusammen mit einem Kumpel entwirft und gestaltet der damals 15-Jährige Wände. Eine Woche lang sprayen sie jeden Tag rund um die Uhr. "Die ersten sind mit dem Fahrrad vorbeigefahren und haben gefragt, ob wir von jemanden die Gartenlaube machen können", sagt Oppen. "So ging es immer weiter. Dann kam die nächste Gartenanlage, der nächste Private - immer nach der Schulzeit."
Mathias macht nach der Schule eine Ausbildung zum Pfleger, sprayt nebenbei im ganzen Bundesland. Er wird immer besser und bekommt immer mehr Aufträge. Das heutige Projekt nimmt nach fünf Stunden Fahrt auf - auch wenn wegen der Kälte sogar die Farbe streikt.
Graffitis mit norddeutschem Flair
Die Entwürfe macht Mathias übrigens im Warmen auf dem Tablet. So kann er das Motiv mit dem Kunden haargenau abstimmen. Seine Werke sind seine Visitenkarte. Alleine in seiner Heimatstadt Rignitz-Damgarten gibt es unzählige. Die meisten Kunden werden so auf ihn aufmerksam, möchten meistens norddeutsches Flair: "Wir wohnen ja hier am Wasser, also Wasser, Strand, Landschaften, Kraniche, Boote - eben so etwas in diese Richtung", erzählt Oppen.
Auch das heutige Motiv ist eindeutig norddeutsch und nach sieben kalten Stunden langsam fertig. Vor zwei Jahren wagt der Vater einer kleinen Tochter den Schritt in die Selbstständigkeit. Aus dem Pfleger wird hauptberuflicher Künstler - ein Traum, den sich Mathias Oppen hart erarbeitet hat: "viel üben, viel Zeit, viel Geduld und dranbleiben - nicht wieder aufhören."