Tizian-Gemälde für über 20 Millionen Euro versteigert
Ein Jugendwerk des berühmten Renaissance-Künstlers Tizian ist bei Christie's für 17,5 Millionen Pfund (etwa 21 Millionen Euro) versteigert worden. Das Bild "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" hat der venezianische Meister ungefähr 1510 gemalt.
Es gilt als eins der wichtigsten Werke Tizians, die sich noch in Privatbesitz befinden. Der Meister der italienischen Hoch-Renaissance malte die Szene der rastenden Heiligen Familie schon in ganz jungen Jahren, erklärt Letizia Treves, Chefkuratorin beim Auktionshaus Christie’s. Er war fast noch Teenager, kaum 20 Jahre alt. Das Bild "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" zeigt Maria, die das Jesuskind liebkost, während Josef zuschaut. Sie sitzen unter Bäumen im Grünen. "Das Bild beruht auf einem Traum von Josef, der vorhersieht, dass König Herodes Jesus töten möchte, und darum macht er sich mit Maria auf den Weg und möchte die Familie Ägypten in Sicherheit bringen", schildert Treves. Das Bild sei ein herausragendes Beispiel für den bahnbrechenden Ansatz des Künstlers sowohl bei der Verwendung von Farbe als auch bei der Darstellung der menschlichen Form in der natürlichen Welt.
Deutlich unter Schätzpreis verkauft
Am Dienstag ist das Bild bei Christie´s in London versteigert worden. Das Bild gilt als eines der wichtigsten Werke Tizians, das seit Jahren auf den Markt gekommen ist. "Aus der Frühzeit von Tizian ist nur ein gutes Dutzend von Gemälden bekannt", ordnet Kunsthistoriker Frank Zöllner im Interview mit NDR Kultur die Bedeutung des Werkes ein. 25 Millionen Pfund, das war der Schätzpreis. Letztendlich ist es dann für 17.560.000 Pfund versteigert worden, das sind umgerechnet 20,73 Millionen Euro - das spricht nicht für einen Rekorderlös. Wer den Tizian ersteigert hat, ist bisher nicht bekannt.
Werk hat eine bewegte Vergangenheit
Nachdem das Bild mehrere österreichische Herrscher, darunter Kaiser Joseph II., als Eigentümer hatte, kam es ins Belvedere Museum Wien. Dort beschlagnahmten 1809 französische Truppen das Bild. Später erwarb es der britische Kunsthändler Hugh Andrew Johnstone Munro von Novar, bevor es 1878 bei einer Christie's-Auktion vom Diplomaten John Thynne, dem Marquess von Bath, erworben wurde. 1995 wurde es aus dem Familiensitz Longleat in Westengland gestohlen und sieben Jahre später wiedergefunden, nachdem 100.000 Pfund Belohnung ausgesetzt worden waren. Der aktuelle Marquess von Bath, Ceawlin Thynn, hat das Bild nun versteigern lassen.