Ein weißes Blatt mit der Aufschrift "Museum geschlossen - wir bitten um Verständnis!". © picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Langjährige Umbauten: Herausforderung für Museen im Norden

Stand: 29.04.2023 06:00 Uhr

Durch umfangreiche Sanierungen müssen Museen immer wieder über mehrere Jahre schließen - teilweise unter Unverständnis der treuen Besucherinnen und Besucher. Wie lässt sich der Kontakt halten?

von Anina Pommerenke

Es trifft die großen Häuser genauso wie die kleinen: Noch 14 Jahre sollen vergehen, bis das weltberühmte Pergamonmuseum auf der Museumsinsel in Berlin nach aufwendigen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wieder vollständig zugänglich sein wird.

Aber auch Häuser im Norden müssen mit teils langen Schließzeiten umgehen. Im März hat die Kunsthalle zu Kiel eine umfangreiche Sanierung angekündigt. Ende September 2023 schließt das Haus - der Wiedereinzug nach der Sanierung ist für 2028 geplant. Die doch recht lange Schließzeit von insgesamt fünf Jahren hat in den Sozialen Medien für vereinzelte Verwunderung gesorgt, scheint sie doch auf den ersten Blick recht lang im Verhältnis zu den angekündigten Sanierungsmaßnahmen. Die Schließzeit sei aber nicht gleichzusetzen mit der Bauzeit, erklärt Pressesprecherin Christiane Zippel auf Nachfrage von NDR Kultur. Der Prozess beinhalte auch den Auszug der Kunst, der Büros, der Bibliothek, des Interieurs et cetera. Und natürlich wiederum den Wiedereinzug nach den Baumaßnahmen: "Wenn wir wieder eingezogen sind, können wir nicht direkt öffnen, da sich zunächst vor allem das Klima einpendeln muss, bevor wir die Kunst in das Haus holen.", so Zippel.

Kunsthalle Kiel arbeitet trotz Baumaßnahmen weiter

Während der Baumaßnahme selbst sei eine Vielzahl an Themen zu beachten, die den Prozess beeinflussen. Darunter Brandschutz, Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Digitalisierung, zählt Zippel auf - nicht zu unterschätzen sei außerdem die Tatsache, dass in fast dem gesamten Gebäude der Denkmalschutz berücksichtigt werden müsse. Trotzdem werde in der Kunsthalle Kiel natürlich weitergearbeitet, vor allem in den zentralen musealen Bereichen wie Restaurierungsmaßnahmen. Auch die Digitalisierung der Sammlungsbestände und die Provenienzforschung werde fortgeführt.

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Interimsprogramm an anderen Orten der Stadt geplant

Zusätzlich wolle das Haus ein Interimsprogramm aufsetzen, um mit den Besucherinnen und Besuchern des Hauses in Kontakt zu bleiben, um nicht ganz aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verschwinden. Museums-Direktorin Anette Hüsch hat unter anderem eine Zusammenarbeit mit dem Schleswig-Holsteinischen Kunstverein angekündigt: "Wir planen auch während der Schließzeit ein Programm anzubieten und werden zu Ausstellungen und Veranstaltungen an anderen Orten in Kiel und zu digitalen Formaten einladen“. Konkreteres wolle man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht verraten.

Umfangreiche Modernisierung in Oldenburg

Ein Mann und zwei Frauen vor dem Horst-Janssen-Museum © Horst-Janssen-Museum
Der Hintereingang ins Horst-Janssen-Museum.

Auch das Horst-Janssen-Museum in Oldenburg hat gerade eine Schließzeit hinter sich gebracht und muss sich aktuell mit einer besonderen Eingangssituation arrangieren - denn das Stadtmuseum Oldenburg wird gerade umgebaut und das Gebäude des Horst-Janssen-Museums ist in die Planung miteingebunden und liegt quasi direkt auf der Baustelle. Infolgedessen ist der Haupteingang zurzeit nicht mehr erreichbar. Seit dem 1. April müssen die Besucherinnen und Besucher einen provisorischen Eingang nutzen, erläutert Direktorin Jutta Moster-Hoos: "Wir haben tatsächlich an anderer Stelle des Gebäudes Teile aus der vorhandenen Glasfassade entnommen und dort eine Tür eingesetzt. Die Besucher kommen jetzt gewissermaßen von hinten in die Ausstellung, und sie lieben es."

Horst-Janssen-Museum "entschädigt" mit freiem Eintritt

Trotzdem bringe die Bauphase auch Herausforderungen mit sich, das Haus könne aktuell weder Café noch Shop anbieten, außerdem sei man nicht mehr barrierefrei und der Museumsgarten sei eine Baugrube geworden, schildert Moster-Hoos. Das Haus bemühe sich darum, den Besuch dennoch so angenehm wie möglich zu machen - die Besucherinnen und Besucher seien insgesamt sehr verständnisvoll. Immerhin "entschädige" das Haus für die außergewöhnliche Situation derzeit mit freiem Eintritt. Auch die Schließzeit habe man gut überstanden, so Moster-Hoos.

Kreative Überbrückung der Schließzeit in Oldenburg

Während der Schließzeit habe das Haus sehr viele Workshops in anderen Räumen angeboten, die allerdings nur für kleine Gruppen funktionieren, erläutert die Museums-Direktorin. Das Team habe kreative Lösungen gesucht und zum Beispiel Telefonführungen gemacht, die Social-Media-Aktivitäten erweitert und mit "Janssen im Viertel" den namensgebenden Künstler auch in einer Oldenburger Kneipe vorgestellt. Dabei seien zwar keine Originale, aber Texte und freie Arbeiten nach seinen Vorlagen zum Einsatz gekommen, so Moster-Hoos. Außerdem halte man die interessierten Gäste mit einem Newsletter auf dem Laufenden.

Museum Elbinsel Wilhelmsburg: Seit vier Jahren geschlossen

Eher schwierig gestaltet sich die Lage für das Museum Elbinsel in Hamburg-Wilhelmsburg: Seit nunmehr vier Jahren ist das traditionsreiche und über 100 Jahre alte Haus geschlossen. Eigentlich sollte es schon vor längerer Zeit für Bauarbeiten geräumt werden - doch lange Zeit passierte gar nichts. Nun wurde das Haus leer geräumt. Doch die eigentlichen Bauarbeiten lassen trotzdem auf sich warten. Es sei insofern auch schwierig ein konkretes Datum für die Wiedereröffnung zu nennen. Aktuell gehe man davon aus, dass 2026 die Bauarbeiten abgeschlossen sein werden.

Große Herausforderung für das kleine Museum

Für die lange Verzögerung gibt es viele mögliche Gründe, so wurde unter anderem der Etat gekürzt und auch die Corona-Pandemie hatte ihren Anteil. Eine zunächst zugesagte Förderung durch den Bund habe sich zerschlagen, erklärten Finanzbehörde und der Bezirk Mitte unlängst. Für das eher kleine Museum ist die lange Schließzeit eine große Herausforderung, den letztlich habe man eher wenige Möglichkeiten, mit Mitgliedern und Interessierten in Kontakt zu bleiben. Ein wichtiger Bestandteil sei die Pressearbeit und ein Newsletter. Allerdings gebe es eher wenige Rückmeldungen. Zentraler Bestandteil des Museums mit Café sollen nach der Sanierung eine Dauerausstellung sowie ein Gedenkort zur Flutkatastrophe sein. Ein modernes Museum mit aktueller Medientechnik soll dann wieder Besucherinnen und Besucher in das ehemalige Amtshaus locken.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 13.03.2023 | 19:00 Uhr

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