MKG eröffnet neues Foyer und renovierten Haupteingang
Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) hat ein neues Foyer bekommen und der Haupteingang wurde wiedereröffnet. Das klingt unspektakulär, ist aber eine sehr viel größere Baustelle, als man ahnt, denn das Museum steht mitten in einem Brennpunkt.
Ausgesprochen schick sieht es aus, das neue Foyer: warme Farben, Terrakotta und Rose, große, leuchtend blaue, verwegen geformte Sofas und bodenlange Vorhänge. Man ist gern hier. Ein modernes, offenes Haus.
Neues MKG-Foyer: Viele Rückzugsmöglichkeiten zum Zeitverbringen
Das ist ohnehin gerade das große Thema in der Stadt: Plätze schaffen, an denen sich Menschen gerne aufhalten. Auch die Direktorin des Museums, Tulga Beyerle, will erreichen, "dass du immer deinen Platz findest. Das hängt auch an der Architektur, die wir gewählt haben", erklärt sie. "Du kannst dich in eine Ecke zurückziehen. Es gibt Gruppen, die sitzen lieber dort oder andere haben kein Problem, einen Gemeinschaftstisch zu nutzen. Andere wollen lieber einen kleineren Tisch und daraus entstand mit der Zeit ein Selbstverständnis der Nutzung und das ist eigentlich das schönste Ergebnis."
Konkret funktioniert das bereits jetzt schon im von Tulga Beyerle so genannten Freiraum mitten im Herzen des Museums, der historischen Turnhalle, ein Stück weit hinter dem neuen Foyer: "Da waren eine Zeit lang zwei Damen da, die haben lieber im Freiraum gelesen als allein zu Haus. Es gab andere ältere Damen, die haben sich dort getroffen, bevor sie zum Rathausplatz gegangen sind, weil sie dort eine Mahnwache für ihre in Afghanistan gestorbenen Söhne gehalten haben."
Drogenberatungsstelle zwischen Museum und Bücherhalle
Nur draußen auf der Straße prägen nicht die älteren Damen, sondern - man muss es so hart sagen - Junkies das Bild, also Besucher des nahen Drob Inns, der Drogenberatungsstelle. Eine Situation, die auch für Frauke Untiedt, Direktorin der Hamburger Zentralbibliothek und der Öffentlichen Bücherhallen, längst Alltag ist: "Aus meiner Sicht ist das Drob Inn nicht verhandelbar. Es braucht einen Raum in der Stadt, an dem Drogenabhängige und schwer kranke Menschen konsumieren können. Ein Konsum von Drogen darf nicht in den Hauseingängen im Stadtteil passieren."
In ihrem Haus, wenige Schritte vom Drob Inn entfernt, herrscht reger Publikumsverkehr. Hier stehen wirklich alle Türen offen. Eine Frau bringt gerade einen riesigen Stapel Bücher zurück, im Café sitzen Studenten konzentriert vor ihren Laptops, daneben blättert ein Mann bei einer Tasse Kaffee in der Zeitung, ein Junge spielt mit seiner Mutter Schach. Bildungseinrichtung im konkreten Sinn, erzählt Frauke Untiedt: "Großstädtisches Publikum ist bis zu einem gewissen Grad an diese unangenehmen Begleiterscheinungen großstädtischen Lebens gewöhnt. Das bedeutet, dass das Großstadtpublikum bis zu einem gewissen Grad toleriert und tolerieren kann, was ein Bahnhofsumfeld bedeutet."
Wohlfühlorte für alle
Orte wie diese, sagt Untiedt, dürfen nicht der Parallelgesellschaft überlassen werden. Da ist auch Museumsdirektorin Beyerle ganz pragmatisch: "Wir können nicht die 'Armen Seelen' auffangen. Wir sind keine Sozialarbeiter. Aber wir können einen Ort entwickeln, der zum Wohlbefinden von uns allen beiträgt - und zwar allen!"
Die gebürtige Wienerin hat einen Traum, der weit über ihr neues Foyer und die Wiedereröffnung des alten Haupteingangs hinausgeht: "Für mich wäre es enorm wichtig, dass das Haus wieder über eine gute Landschaftsarchitektur, eine Parkgestaltung einen Rahmen bekommt. Ich würde an der Westseite ein Kaffeehaus haben wollen, das von Mai bis November offen ist, und von wo man anfängt, diese Stadt zu genießen. Ich würde darauf achten, dass der Hauptbahnhof, weil er das pulsierende Zentrum ist, möglichst transparent und offen in die Stadt hinein uns und den Menschen in den unterschiedlichsten Richtungen Aufenthaltsqualität bietet."
Das alles darf kein Traum bleiben, finden beide Leiterinnen dieser so zentral gelegenen Kulturinstitutionen. Schöne offene Foyers und einladende Eingänge sind da nur ein Anfang - immerhin!