Hauptdarsteller Felix Kammerer: "Es ist umwerfend!"
Das ist ein großer Tag für deutschsprachige Filmschaffende: Neun Mal ist er nominiert worden für die Oscars, der Film "Im Westen nichts Neues", unter anderem als bester Film. Der Hauptdarsteller Felix Kammerer befindet sich gerade in den Abschlussproben am Burgtheater in Wien.
Das ist schon irre: Sie sind quasi in Raketengeschwindigkeit mit Ihrem ersten Film im internationalen Filmgeschäft. Wie geht es Ihnen damit?
Das ist natürlich umwerfend. Ich kann das gar nicht richtig wahrhaben. Ich stehe hier in meiner Garderobe in einem der tollsten deutschsprachigen Theater, was an sich schon eine Ehre ist. Und dann kommt man von der Bühne, hat sich noch nicht mal seine Perücke runter gemacht und hört, dass der erste Spielfilm, in dem man je gespielt hat, für neun Oscars nominiert wurde. Das ist schon wirklich unglaublich, was da alles passiert. Und ich bin vor allem einfach unglaublich dankbar dafür.
Was ist auf Ihrem Mobiltelefon jetzt los? Haben Sie sich gewundert, wer alles die Nummer hat?
Ich bin da sehr genau, wer meine Nummer kriegt und ich halte mein Privatleben gerne sehr privat. Aber trotzdem sind das schon einige Nachrichten gewesen, die jetzt plötzlich aufgeploppt sind, während ich auf der Bühne war.
"Im Westen nichts Neues" war Ihr erster Film. Vorher haben Sie viel und erfolgreich Theater gespielt, auch Hörspiele für die ARD gemacht. War die Umstellung groß, bei so einer großen Kinoproduktionen zu sein?
Das ist natürlich eine ganz andere Art zu arbeiten. Ich hatte anfangs auch Sorge, dass mich das überfordert und dass ich das nicht hinkriege. Aber ich hatte zum Glück sehr viele Menschen, die mich gut unterstützt und versorgt haben, allen voran unser Regisseur Edward Berger, mit dem ich eine unglaublich gute Arbeitsbeziehung finden konnte und der mich durch all das heil durchgebracht hat.
Im Burgtheater haben Sie einen riesigen Saal vor sich; bei so einem Dreh ein Filmset und dann direkt die Kamera. Spielen Sie da anders?
Ja, natürlich. Das ist ein riesiger Unterschied, rein von der Sprache her natürlich, aber auch von der Art, wie man denkt. Beim Theater denkt man eher groß, für den großen Raum. Da geht der Gedanke durch den ganzen Körper. Beim Film bleibt der Gedanke manchmal vielleicht nur ein Gesicht, wenn es die Einstellung verlangt. Das macht aber trotzdem beides sehr viel Spaß und ich habe beim Film auf jeden Fall Blut geleckt.
Dieser junge Soldat Paul Bäumer, der da eine Hölle erlebt im Schützengraben - wie ist das, sich wochenlang immer mit dieser Situation auseinanderzusetzen?
Das ist schon sehr, sehr anstrengend. Man hat nicht nur den psychologischen Aspekt, dass man die ganze Zeit mit diesen Bildern konfrontiert ist, sondern man hat auch den körperlichen Aspekt. Man rennt da mit der Uniform durch diese Mondlandschaft. Wir haben unsere Kostüme, nachdem die sich mit Wasser vollgesogen hatten, nach einem Drehtag mal gewogen. Die wogen gut 45 Kilogramm. Da ist man nach drei Monaten sehr erschöpft. Aber wir mussten uns immer wieder selber sagen: Das ist einfach ein Film. Am Ende des Tages liegen wir in unserem Bettchen. Da gibt es leider - auch gerade jetzt - wieder Situationen und Orte auf der Welt, wo das leider kein Spiel ist.
Das macht es aber auch nicht unbedingt einfacher, sich dann abends abzuschminken und alles zu vergessen?
Ja, nicht unbedingt. Aber wenn man gute Freunde hat - und ich hatte zum Glück ein sehr liebevolles Team dort und wir haben uns regelmäßig gesehen, konnten uns austauschen - dann bringt man das auch gut über die Runden.
Das ist ja jetzt ein gewaltiges Ritual, was da stattfinden wird bei der Oscar-Verleihung. Sind Sie dann mit eingeladen? Wissen Sie das schon?
Ich werde auch dort sein, ich werde das Team dorthin begleiten. Ich bin schon sehr aufgeregt.
Irgendwann muss der Moment gewesen sein, wo der Film fertig war. Sie haben den Schnitt gesehen mit der Musik von Volker Bertelmann, von Hauschka, die jetzt auch nominiert ist. Wie war dieser Moment für Sie? Wie haben Sie das empfunden?
Das war enorm. Während des Drehs macht man sich Gedanken: Was könnte denn hier für Musik passen? Dann bekommt man Gespräche mit, wer in Frage käme für die Komposition. Wir haben uns den Film in einer kleinen Gruppe zum ersten Mal angesehen. Die Musik ist wie von einer anderen Welt. Ich finde, die Musik ist Hauptspielpartner der Leute auf dem Screen.
Das Gespräch führte Mischa Kreikott.