"Was man von hier aus sehen kann": Anrührender Liebesfilm
Mariana Lekys "Was man von hier aus sehen kann" wurde vor gut fünf Jahren zum Bestseller. Die gleichnamige Verfilmung zeigt, dass der magische Realismus des Romans auch auf der Leinwand funktioniert.
Ich kenne hier niemanden, der hier nichts versteckt. Außer man folgt der Straße bis dahin, wo sie endet. Vorbei am Buchladen, runter zum kleinen Bahnhof und über die Uhlheck, durch eine Sinfonie aus Grün, Blau und Gold. Und am Ende dieser Straße steht das Haus von Selma, die die Welt erfunden hat. Die ganze Welt. Filmszene
Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber Selmas Enkelin Louise, einfach zauberhaft dargestellt von Luna Wedler, ist fest davon überzeugt. Sie lebt zusammen mit ihrer Großmutter in ihrem kleinen Heimatdorf im Westerwald und erzählt von dieser Welt und ihren Bewohnern. Denn hier hat jeder seine recht spezielle Vorstellung von Wirklichkeit, seine ureigenen Ängste und Träume. Hier vermischen sich gegenständliche Realität mit magischen Vorstellungen, Louises Gedanken und Erinnerungen nehmen buchstäblich bildlich Gestalt an. Sie trauert um einen Freund aus Kindertagen, kann nicht lügen und verliebt sich in einen buddhistischen Mönch.
Immer wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt jemand
Der namenlose Optiker wagt es seit Jahrzehnten nicht, Selma seine Liebe zu gestehen. Der italienische Eisdielenbesitzer ist eigentlich Grieche und heimlich in Louises Mutter verliebt. Und Selma, ebenso romantisch wie resolut verkörpert von Corinna Harfouch, hat eine ganz besondere Eigenschaft: Immer wenn sie von einem Okapi träumt, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Sie weiß nur nicht wer. Das war schon so, als Louise noch klein war.
Nun hat Selma wieder von einem Okapi geträumt, und das ganze Dorf ist in Aufruhr. Vor dem vermeintlichen Ende müssen unbedingt noch Geheimnisse gelüftet und Geständnisse gemacht werden. Selma selbst spürt zunehmend die Einschränkungen des Älterwerdens.
"Was man von hier aus sehen kann": Über das Suchen und Finden der Liebe
Okapis werden auch Waldgiraffen genannt und leben im Kongo. Im Westerwald findet man sie wahrscheinlich eher selten. Aber wen interessiert das schon, wenn sie doch so schön in eine so schöne Geschichte passen?
"Was man von hier aus sehen kann" - schon der Titel macht klar, dass die Betrachtung nur bruchstückhaft sein kann, das Ganze eigentlich nicht erfasst werden kann. Ein anfangs etwas verwirrender Stil- und Genremix, der durch verschiedene Zeitebenen die Erzählung ebenso komplex wie konfus erscheinen lässt, danach aber vor allem eine fantastisch be- und anrührende Geschichte über das Suchen und Finden der Liebe wird.
Was man von hier aus sehen kann
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- Mit Luna Wedler, Corinna Harfouch, Karl Markovics u.v.a.
- Regie:
- Aron Lehmann
- Länge:
- 109 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 29. Dezember 2022