"Soul Kitchen": Fatih Akins Heimatfilm mit Moritz Bleibtreu
Fatih Akins Komödie "Soul Kitchen" mit Moritz Bleibtreu und Adam Bousdoukos ist eine der schönsten Liebeserklärungen an Hamburg.
Fatih Akin zeigt in seinen Filmen schon immer ein Hamburg abseits der Hochglanz-Touristen-Attraktionen - etwa in den Clubs und Spelunken, auf der Veddel oder in Wilhelmsburg. In "Soul Kitchen" zeigte der Drehbuchautor, Produzent und Regisseur ein Hamburg, das es heute nicht mehr gibt.
"Soul Kitchen": Fast schon maroder Charme
"Soul Kitchen" ist ein Film mit schon fast marodem Charme. Die Hommage an Akins Heimatstadt feierte vor 15 Jahren Weltpremiere bei den Filmfestspielen Venedig. Gedreht hat der Filmemacher die Komödie 2007 an mittlerweile verblassten, zerstörten und gentrifizierten Drehorten.
Es geht um eine liebenswerte Kneipen-Clique. Zinos (Adam Bousdoukos) gehört die "Soul Kitchen" in Wilhelmsburg. Dessen krimineller Bruder Illias (Moritz Bleibtreu) ist Freigänger und nutzt das Restaurant für eine angebliche Arbeit, die er vorweisen muss. Tatsächlich dreht er schon wieder krumme Dinger. Zinos hat Ärger mit dem Finanzamt, erleidet einen Bandscheibenvorfall, droht den Kontakt zu seiner Freundin Nadine (Pheline Roggan) zu verlieren, die nach Shanghai gezogen ist, und entschließt sich, ihr nachzureisen.
Wilde Partys, stilvolle Essen und ein Einbruch
Dafür setzt er seinen windigen Bruder Illias als Geschäftsführer ein, der das Soul Kitchen-Gebäude beim Pokerspiel an einen Immobilienhai (Wotan Wilke Möhring) verliert. Und dann ist da noch der großspurig-geniale Koch und Messerkünstler Shayn (Birol Ünel), der die "Soul Kitchen" zu einem Gourmet-Restaurant machen will. Es gibt wilde Partys, stilvolle Essen, einen Einbruch beim Notar, eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, Schmerz, Liebe und trotz aller Widrigkeiten eine melancholisch-trotzige Lebensfreude.
All die Figuren in der komisch-sentimentalen, mitunter derben Komödie wirken wie alte Freunde. Und tatsächlich hat Akin mit Bleibtreu, Bousdoukos und Ünel mit alten Bekannten gedreht, die er schon in vorherigen Filmen besetzt hatte. Mit Bousdoukos verfasste Akin auch das Drehbuch. Es war für den Hamburger die erste Komödie. Er beteuerte damals, wie viel Schwierigkeiten ihm das Genre bereite.
Bei aller Derbheit und Komik ist "Soul Kitchen" auch ein politischer Film: Er porträtiert Orte und Menschen, die von der modernen Gesellschaft und der damit verbundenen Gentrifizierung in ihrer Existenz bedroht werden. "Soul Kitchen" zeigt ein Hamburg, das es so nicht mehr gibt. Akin widmete seinen modernen Heimatfilm, wie er ihn selbst bezeichnete, der 2009 in Hamburg verstorbenen Schauspielerin Monica Bleibtreu. Sie spielte darin Nadines Oma. Es war eine ihrer letzten größeren Rollen auf der Kino-Leinwand.
Die Komödie hat eine FSK-Freigabe ab 12 Jahren.