Wotan Wilke Möhring: Zehn Jahre NDR Tatort-Kommissar Falke
Wotan Wilke Möhring überzeugt als Model, Familienvater, Immobilienhai und seit zehn Jahren als Tatort-Kommissar Falke im Norden: ein Porträt des 55-Jährigen, aktuell im Kino mit "Gletschergrab".
Lässig in Jeans und Pulli empfängt Wotan Wilke Möhring Journalisten zum Interview. Mit seinen Gesprächspartnern ist er gleich per du, sympathisch und zuvorkommend, frei von Starallüren.
Dabei gehört er zu Deutschlands erfolgreichsten Schauspielern, wirkte in weit mehr als hundert Kino- und Fernsehproduktionen mit Die Bodenhaftung hat er trotz des Erfolgs nicht verloren - und auch nicht die Ehrfurcht vor seinem Beruf, der ihn mit Leidenschaft erfülle und ihm sehr viel bedeute, sagt Möhring.
Aus der Kartei vor die Kamera
Geboren am 23. Mai 1967 in Detmold, wächst Wotan Wilke Möhring mit drei Geschwistern in Herne auf. Sein Vater ist Bundeswehroffizier, die Mutter arbeitet als Lehrerin. Seine Kindheit beschreibt er als glücklich, die Eltern vermitteln ihm Freiheit, Toleranz und Verantwortung. Nach dem Abitur verpflichtet sich der Waldorfschüler für zwei Jahre beim Bund als Fallschirmjäger.
Anschließend probiert Wotan Wilke Möhring viel aus: Er lernt Elektriker, jobbt als Türsteher, reist durch die USA, belegt Workshops für Schauspiel und modelt für Vivienne Westwood. Eigentlich will Möhring nie Schauspieler werden. "Zum ersten Casting wurde ich eingeladen, weil man mich aus einer Modelkartei ausgewählt hat", erzählt er in einem Interview. Aber es kommt anders.
Glänzt in vielfältigsten Rollen wie in "Lammbok" und in "Operation Walküre"
Mit 30 dreht Wotan Wilke Möhring seinen ersten Film - die "Bubi-Scholz-Story". Im mehrfach ausgezeichneten Psychothriller "Das Experiment" unter der Regie von Oliver Hirschbiegel übernimmt er erstmals eine größere Rolle. In Christian Alvarts "Antikörper", der in der Umgebung von Braunlage im Harz gedreht wird, mimt Möhring einen Polizisten, der sich zwischen Gut und Böse bewegt. Für diese Rolle bekommt er einen Preis in der Kategorie "Bester Schauspieler" auf dem spanischen Filmfestival von Málaga.
In den folgenden Jahren steht Möhring für "Männerherzen" und Fatih Akins "Soulkitchen" vor der Kamera. Seine jüngsten Erfolge verzeichnet er sowohl auf dem deutschen Markt mit "Lammbock" (2017), "25 km/h" (2018), "Das perfekte Geheimnis (2019) und "Caveman" (2023) als auch auf dem internationalen Markt - an der Seite von Tom Cruise - mit "Operation Walküre" (2008).
Seit dem 9. März 2023 läuft die bildgewaltige Romanverfilmung "Gletschergrab" in den Kinos - ein isländischer Thriller mit internationaler Besetzung.
Viel Beachtung bekommt der Schauspieler aber auch für seine TV-Rollen. In der Grimme-Preis-prämierten Produktion "Homevideo" spielt er einen Vater, dessen Sohn Opfer von Internet-Mobbing wird. Sein wohl traurigster Film, wie Möhring ihn selbst nennt, ist das WDR-Drama "Der letzte schöne Tag". Darin nimmt sich die Frau eines Familienvaters im Wald das Leben. Zurück bleiben eine traumatisierte Familie und jede Menge Fragen nach dem Warum. Möhring bekommt für diese Leistung 2012 den Deutschen Fernsehpreis als "Bester Schauspieler", ein Jahr später den Grimme-Preis.
Überhaupt sind es diese Filme, die Möhring wichtig sind und über die er gerne redet - vielmehr als über seinen Part neben Tom Cruise in "Operation Walküre". Dazu gehört auch "Das Leben ist nichts für Feiglinge": Die Tragikomödie zeigt, wie ein Witwer und seine Tochter den plötzlichen Unfalltod von Frau und Mutter verkraften.
Schauspielerei bietet die Chance, Dinge auszuprobieren
Nicht nur als Schauspieler erlebt er solche Situationen, sondern auch im wirklichen Leben: Wotan Wilke Möhring verliert seinen Vater bei einem Unfall im gemeinsamen Urlaub. "Ich hielt ihn im Arm, und er starb." Bis heute vermisse er seinen Vater immer noch, sagt Möhring. Trotzdem ist er einer, der versucht, angstfrei durchs Leben zu gehen. Er möge keine Komfortzonen, probiere gerne Dinge aus, schätze Herausforderungen und er wolle sich die Fähigkeit zum Staunen erhalten können, erzählt Möhring in der NDR Talk Show. Deshalb sei er auch Schauspieler geworden.
Am Tatort-Kommissar reizt ihn die Kontinuität
Seit 2013 gehört Wotan Wilke Möhring zur Riege der Tatort-Kommissare. Für den NDR ermittelt er in Hamburg und Umgebung. Er mag den Norden, hier fühlt er sich wohl. "Sonst gehöre ich immer zu denen, die gehen, wenn ein Film abgedreht ist. Hier bin ich jetzt mal der, der bleibt, der den nächsten Regisseur empfängt und den nächsten Kameramann", antwortet er auf die Frage, was ihn an der Tatort-Rolle reizt.
Als Kommissar Thorsten Falke ermittelt er bei der Bundespolizei. Die Figur hat er mitentwickelt, und es gebe sogar ein paar Gemeinsamkeiten zwischen Falke und Möhring, so der Schauspieler. Wie er selbst versucht die Filmfigur ehrlich, loyal und eine moralische Instanz zu sein. Und wie der Ermittler wolle auch der Mime verstehen, warum Menschen morden oder Verbrechen begehen.
Zehn Jahre Kommissar Falke im NDR
Zu seinem zehnjährigen Jubiläum ermittelt Wotan Wilke Möhring als Kommissar Thorsten Falke in seinem 18. Fall: "Verborgen" läuft am 16. April ab 20.15 Uhr in Das Erste und steht danach in der ARD Mediathek zur Verfügung. In dieser Folge führen die Ermittlungen das Duo Falke und Julia Grosz (Franziska Weisz) in die Welt der Papierlosen: Menschen, die zumindest aus Sicht der Behörden faktisch nicht existieren, da sie über keine gültigen Aufenthaltsdokumente verfügen.
Träumt von Reisen mit den Kindern
Trotz der vielen Projekte und des Erfolges ist Zerrissenheit ein großes Thema für Wotan Wilke Möhring. Diese erlebt er im Beruf - zwischen vielen verschiedenen Rollen und zwischen Job und Familie. Drei Kinder hat der Schauspieler und er ist gerne mit ihnen zusammen. Er verbringt seine freie Zeit mit ihnen und schwärmt: "Kinder geben deinem Dasein Sinn und Hoffnung. Kinder sind das personifizierte Morgen. Und sie geben dir eine Heimat: Du gehörst dahin, wo sie sind."
Möhring, der selbst eine glückliche Kindheit hatte, träumt von Reisen mit den Kindern - zum Beispiel nach Neuseeland. Denn sie sollen sehen, dass die Welt größer und bunter ist. Und wie klein man auf diesem Planeten sei. Dafür braucht der Schauspieler vor allem Zeit, aber die werde er sich bestimmt nehmen, denn: Wenn er etwas mache, mache er es richtig, so Möhring.