Schauspieler Moritz Bleibtreu © IMAGO / Future Image Foto: C. Hardt

Moritz Bleibtreu: Möchtegern-Gangster und Feingeist

Stand: 13.08.2021 15:30 Uhr

Moritz Bleibtreu hat viele Gesichter. Am 13. August ist der Hamburger Schauspieler 50 geworden.

von Stefanie Grossmann/Danny Marques Marçalo

Schon als Kind will Moritz Bleibtreu ein ganz Großer werden. Weil er immer der Kleinste ist, hängt er ein Bild von dem nur 1,65 Meter messenden Humphrey Bogart an die Wand und sagt: "Wenn ich genauso groß werde, kann ich alles erreichen." Es hat funktioniert. Bleibtreu ist seit mehr als 20 Jahren eine feste Größe im deutschen Film, ausgezeichnet mit vielen Preisen. Heute feiert er seinen 50. Geburtstag. Weggefährten und Kollegen schwärmen von dem 1,73 Meter großen Mimen in den höchsten Tönen: Er sei ein großartiger Schauspieler, der sehr instinktiv, fast animalisch am Puls des Gefühls sei, so Jürgen Vogel. "Moritz ist ein visueller Typ, einer, den die Kamera liebt", sagt sein langjähriger Freund, der Regisseur Fatih Akin.

Geprägt von der Kindheit in St. Georg

Bleibtreu selbst sagt, die Schauspielerei sei nie Traum oder Wunsch gewesen, sondern eine Art Schicksal. Am 13. August 1971 in München geboren, wächst er in einem Umfeld von Schauspielern auf. Mutter Monica Bleibtreu stammt aus einer österreichischen Theaterdynastie; Vater Hans Brenner, ebenfalls Österreicher, feiert große Erfolge auf bayerischen Bühnen. Als Moritz zwei Jahre alt ist, verlässt der Vater die Familie. Mutter Monica zieht mit dem Sohn nach Hamburg, dort wächst er in einer Kellerwohnung im damaligen Problemviertel St. Georg auf. Seine Mutter arbeitet direkt um die Ecke, sie hat ein Engagement am Deutschen Schauspielhaus. Moritz beherrscht deshalb sowohl die Sprache der Gangster als auch der Feingeister.

Die Mutter besteht auf eine Ausbildung

Die Schauspielerin Monica Bleibtreu und ihr Sohn Moritz Bleibtreu bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2007 in Berlin. © dpa Foto: Hubert Boesl
Mit seiner 2009 verstorbenen Mutter verband Moritz Bleibtreu eine sehr enge Beziehung.

Schon als Kind arbeitet Bleibtreu als Schauspieler. Doch nach zwei Auftritten in der Kinderserie "Neues aus Uhlenbusch" unterbindet seine Mutter weitere Engagements des Sohnes, obwohl Angebote vorhanden sind. Mit 17 schmeißt Bleibtreu die Schule und geht als Au-pair nach Paris. Später führt ihn sein Weg nach New York, wo er eine Ausbildung in Method Acting absolviert, das er allerdings hasst. Er bricht ab, überlegt, in Hamburg eine Ausbildung als Koch zu beginnen. Letztlich landet er doch am Theater, führt quasi die Familientradition fort. Trotzdem empfindet er die Bühne als "unsexy", nutzt deshalb mit 22 die Chance von dort wegzukommen und übernimmt eine Fernsehrolle in der Serie "Schulz und Schulz".

Gangster-Comedy - ein Genre, das Bleibtreu gefällt

Vier Jahre später kommt mit "Knockin' On Heaven's Door" der Durchbruch. Als Gangster Abdul bringt er die sogenannte Kanak-Sprak auf die Leinwand. Legendär sind Sprüche wie: "Alda ... rutsch rüber oder soll ich dein Gehirn pusten, oder was?" Gleich zwei Auszeichnungen heimst Bleibtreu dafür ein: den Deutschen Filmpreis für die beste Nebenrolle und den Ernst-Lubitsch-Preis. Es folgen Rollen in prämierten Filmen wie "Lola rennt" und "Im Juli". Längst spielt Bleibtreu nicht mehr nur den Möchtegern-Gangster. 2006 brilliert er als sexuell frustrierter Literaturlehrer in Oskar Roehlers "Elementarteilchen". Auf der Berlinale gewinnt er für seine Leistung einen Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller.

Privat mag er es ruhiger. Moritz Bleibtreu kocht und putzt gern: "Für mich geht es beim Putzen wirklich darum, etwas geschafft zu haben: Es ist dreckig, du putzt und kannst dich danach in dieses sauber riechende, schön aussehende Zimmer, wo der Sauger diese Streifen auf dem Teppich hinterlassen hat und der Glastisch glänzt, weil du darüber gegangen bist mit dem Glasreiniger, setzen. Dann guckst du das an und sagst: Das habe ich gemacht."

Schauspielstar mit nicht ganz weißer Weste

Ganz so astrein ist es bei ihm privat dann aber doch nicht. Seit Jahren erzählt er, dass er nicht wählen gehe, weil das nichts ändern würde. Wer ihn trifft, merkt eine brodelnde Energie in ihm: "Wenn man nicht so ganz hundertprozentig vorbereitet ist, kriegt man das noch irgendwie hin. Dann machst du am Morgen noch ein bisschen Text, spielst dich in der Szene rein, und dann geht das." In einigen Filmen wirkt es tatsächlich so, als würde sich Moritz Bleibtreu so ein bisschen durchmogeln. Nicht immer spielt er überzeugend, aber er hat dieses Charisma vor der Kamera. Eine Szene mit ihm ist immer eine Szene mit Moritz Bleibtreu, egal, wer damit im Bild ist. Das hat ihn auch schon nach Hollywood gebracht. Er spielte in Filmen mit Brad Pitt, Anthony Hopkins und sogar Lauren Bacall.

"Wenn man das große Glück gehabt hat, Sachen zu machen, die man liebt, dann ist es darüber hinaus ein großes Glück, wenn man darüber hinaus noch wertgeschätzt wird." Sein halbes Leben ist Moritz Bleibtreu schon ein Superstar. Seine Arbeit rechtfertigt das. Der Mann hinter dem Star, bleibt ein bisschen ein Rätsel.

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 13.08.2021 | 19:00 Uhr

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