Kind, Karriere, Konflikt: Maren Eggert über ihre Rolle in "Kein Wort"
Die Hamburger Schauspielerin Maren Eggert ist gerade im Kino-Drama "Kein Wort" zu sehen. Bei DAS! hat sie im NDR Fernsehen über die Dreharbeiten in der Bretagne, die akribische Vorbereitung für ihre Rolle als Dirigentin und die Musik von Gustav Mahler gesprochen.
In Maria Schraders Tragikomödie "Ich bin dein Mensch" spielte sie eine Wissenschaftlerin, die einen humanoiden Roboter als Partner testen soll. Für ihre Darstellung wurde sie sogar mit dem Silbernen Bären und dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Nun erregt Maren Eggert erneut Aufsehen. Im Film "Kein Wort", der seit dem 4. Juli in den Kinos läuft, spielt sie die Dirigentin Nina, deren jugendlicher Sohn Lars bei einem Unfall in der Schule verletzt wird. Um für ihn da zu sein, fährt sie mit ihm auf eine Insel in der Bretagne, auf der die beiden normalerweise ihren Sommerurlaub verbringen. Dabei plagen Nina Gewissensbisse, da sie dafür wichtige Proben für ein Konzert mit ihrem Orchester sausen lassen muss. "Sie ist in einer Phase, in der es karrieremäßig und künstlerisch gerade darauf ankommt - und so ist sie zerrissen zwischen diesen beiden Welten", so Eggert.
"Kein Wort": War der Sohn Zeuge eines grausamen Verbrechens?
Da Winter ist, präsentiert sich die Insel als rau und unfreundlich. In dem kleinen Haus am Strand sind Mutter und Sohn direkt miteinander konfrontiert, doch beide haben "so ein bisschen die Verbindung zueinander verloren", erklärt Eggert. Gleichzeitig kreisen Ninas Gedanken ständig um ihre Musik, während Anrufe vom Festland ihre Sorgen verstärken. Gefährdet sie gerade ihre hart erarbeitete Karriere? Inzwischen zieht sich Lars immer weiter zurück. Missverständnisse häufen sich und Vermutungen entwickeln sich zu Verdächtigungen: War ihr Sohn Zeuge eines grausamen Verbrechens in der Schule?
Musikalisch kreist "Kein Wort" um Mahlers fünfte Sinfonie - das Werk, welches die Dirigentin Nina auch auf die Bühne bringen will. Regisseurin und Drehbuchautorin Hanna Slak nahm die Sinfonie als Ausgangspunkt für den Film. "Es ist einfach eine sehr dramatische und dabei auch so feinsinnige und hochemotionale Musik", findet Eggert. "Es hat sich einfach angeboten, das in eine Geschichte zu übersetzen." Beim Dreh in der Bretagne sei Mahlers Musik sehr präsent gewesen. "Die haben wir dort oft gemeinsam gehört, mit dem Ghettoblaster auf den Klippen", erinnert sich Eggert an die Dreharbeiten, die schon fast zweieinhalb Jahre zurückliegen.
Ein Schweigen, das kaum auszuhalten ist
Miteinander sprechen tun Mutter und Sohn auf der Insel zunächst kaum. Es ist ein Schweigen, das schwer wiegt. "Es ist kaum auszuhalten, wenn man es anguckt, auch für mich selbst", erzählt die Hauptdarstellerin. "Man denkt die ganze Zeit: Jetzt sagt doch was!" Gleichzeitig versucht ihre Figur via Handy, mit ihrem Agenten und dem Orchester im Gespräch zu bleiben - bis sie schließlich begreift, dass sie sich auf das konzentrieren muss, was am wichtigsten ist.
Über weite Strecken fokussiert sich "Kein Wort" auf seine beiden Hauptdarsteller. An Eggerts Seite spielt Newcomer Jona Levin Nicolai, der bei den Dreharbeiten gerade erst 17 war. Bei dieser Anordnung hätte man laut Eggert auch "Muffensausen" kriegen können, aber: "Es hat unheimlich gut funktioniert, weil Jona Levin sehr feinfühlig, offen und geerdet an den Dreh 'rangegangen ist. Ich finde, dass er eine Wahnsinns-Wirkung hat, ein tolles Gesicht und eine große Ausstrahlung."
Rolle als Dirigentin: Vorbereitungen begannen anderthalb Jahre vorher
Auf ihre Rolle als Dirigentin hat sie sich akribisch vorbereitet. Schon anderthalb Jahre vor Drehstart begann sie, mit einem Professor der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin zu arbeiten. "Ich wollte nicht irgendeine Dirigentin oder irgendeinen Dirigenten kopieren", so Eggert. "Das hätte man natürlich auch machen können, aber da es in dem Film so viel um das Wesen der Musik und die Persönlichkeit der Dirigentin geht, war es mir wichtig, so gut wie möglich zu erfahren: Was ist eigentlich eine Dirigentin? Was macht sie aus?"
Dann war da noch das Dirigieren an sich. Eggert ist durchaus musikalisch, kann Noten lesen und ist auch schon als Sängerin in Erscheinung getreten, etwa bei einem Song mit der Kölner Band Erdmöbel. "Dirigieren ist noch einmal eine andere Nummer", findet die Künstlerin. "Man geht dabei voraus und muss eigentlich vor der Musik sein. Das ist mir schwer gefallen - und das kann man natürlich auch nicht mal eben so lernen."
Dreharbeiten in der winterlichen Bretagne: "Es war traumhaft"
Viel leichter fiel es Eggert, im Winter in der sowieso schon rauen Bretagne zu drehen: "Es war traumhaft. Wenn ich frei hatte, bin ich den ganzen Tag am Strand entlang gewandert und habe niemanden getroffen." Schlechtes Wetter scheint es für sie nicht zu geben: "Ich bin ja Hamburgerin. Mich stört das einfach nicht so."
Auch privat zieht es Eggert in die Gegend - wie etwa letzten Sommer, als sie mit ihrem Mann, dem Schauspieler Peter Jordan, und ihren beiden Söhnen ganz in der Nähe des Drehorts Urlaub gemacht hat. "Die Landschaft, die Leute, das Essen - ich genieße es da total", erzählt sie. Und rät: "Alle sollten einmal in der Bretagne gewesen sein!" Wer nun aber hofft, Maren Eggert dort diesen Sommer über den Weg zu laufen, muss enttäuscht werden. "Für uns geht es in den Süden, in die Berge - dieses Jahr konnten sich die anderen durchsetzen", erzählt die Schauspielerin schmunzelnd.