Kunstfestspiele Herrenhausen mit Nacktkörperkultur und Blasmusik
Am Dienstag hat der Intendant der Kunstfestspiele Herrenhausen, Ingo Metzmacher, das Programm der neuen Saison vorgestellt. Mit dabei sind Blasmusik, Musik von 50 Klavieren im Kreis und ein Nackttanz im Großen Garten.
Der Große Garten von Schloss Herrenhausen in Hannover wird wieder zur Bühne: Anlässlich seines 350. Jubiläums in diesem Jahr ziehen auch die Kunstfestspiele Herrenhausen ins Grüne - unter anderem mit Nacktkörperkultur und Blasmusik - vom 22.05. bis 08.06.25. Heute stellte Ingo Metzmacher, der Intendant des interdisziplinären Festivals, das Programm seiner 10. Ausgabe vor, die zu seinem Abschiedsfestival wird.
Eingehüllt in Klänge von 11.000 Saiten
Los geht's mit sphärischen Klängen. Sie stammen von 50 Klavieren, die im Kreis aufgestellt werden, begleitet von 25 weiteren Instrumenten. "11.000 Saiten" hat der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas seine Komposition genannt, die er in Zusammenarbeit mit dem Klangforum Wien und der Musikhochschule Hannover in einer Version für die Kunstfestspiele Herrenhausen zu Gehör bringen wird - jedes der Klaviere mit einer eigenen Ton-Stimmung, sagt der Leiter des Festivals, Ingo Metzmacher.
"Er ist bekannt dafür, dass er mit Naturtonreihen arbeitet und mit Stimmung, also mit Vierteltönen, mit Sechsteltönen, mit Zwölfteltönen, mit Achteltönen. Diese Klaviere sind alle minimal gegeneinander verstimmt, sodass das erste und das fünfzigste dann einen Halbton auseinander liegen. Alles dazwischen wird auch erfüllt - und das ergibt so einen schwebenden Eindruck." Dabei wird das Publikum in der Mitte des Klavierkreises zusammensitzen, eingehüllt von Klang.
Fußball und Nacktheit im Schlossgarten
Gemeinschaft ist ein Thema, das sich in vielen der 23 künstlerischen Produktionen zeigt. Etwa, wenn sich in "Non + Ultras" des Münchner Choreographen Moritz Ostruschnjak Bewegungen aus den Stadien der Welt vereinen - mit 500 Fanschals im Bühnenbild. Oder wenn die österreichische Choreographin Doris Uhlich 50 nackte Menschen durch den Großen Garten tanzen, stampfen und hüpfen lässt.
Ein weiteres Highlight ist das Happening "Habitat/Herrenhausen", das dem Publikum den Lebensraum der Körper darbieten will. Chefdramaturg Rainer Hofmann erklärt: "Es geht um ein Zusammenkommen. Da ist einerseits Technomusik. Andererseits gibt es aber auch sehr viele stille Momente. Die Choreografie ist in jedem Ort anders. Sie geht auf die Gartenarchitektur ein, auf die Symmetrie, die gebändigte Natur im Barock und zugleich auch auf die wilden Körper, die Tanzkörper sind. Es sind keine professionellen Tänzer, es sind Laien. Genau darum geht es, dass man nicht ein bestimmtes Körperbild haben muss, sondern dass jeder, der tanzen will, das auch kann - und dass man so zusammenkommt."
Die designierte Intendantin Brigitta Muntendorff übernimmt
Zusammen kommen bei den 16. Kunstfestspielen Herrenhausen auch der scheidende Intendant und die ihm nachfolgende Leiterin des Festivals. Brigitta Muntendorff wird "Orbit - A War Series für 3D-Audio und Elektronik" präsentieren, ein Oratorium mit KI-geklonter Stimme aus 40 Lautsprechern, das Kriegsverbrechen gegen Frauen zum Thema hat. Ingo Metzmacher bringt beim großen Finale neun hannoversche Chöre, die NDR Radiophilharmonie und den renommierten US-amerikanischen Bariton Thomas Hampson zusammen, um "The Unanswered Question" von Charles Ives aufzuführen.
Blasmusik, skaten und abhängen im Großen Garten
Wem das zu avantgardistisch ist, der kann zu "Skatepark" der dänischen Choreographin Mette Ingvartsen kommen. "Man sieht natürlich die Tricks der Skater, das große Können, aber eigentlich geht es um das Soziotop eines Skateparks. Was passiert da alles, was ist das für eine Gemeinschaft?" Das könne auch eine utopische Gemeinschaft sein, irgendwo zwischen Konkurrenz und Solidarität. "Das kommt alles zusammen - auch das Abhängen dort, die gemeinsame Zeit, die man dort verbringt." Abhängen, das lässt sich in diesem Jahr auch mit Parkmusik im Großen Garten: Vier Blaskapellen werden aufspielen. Neben der Musik für 50 Klaviere ist das die zweite Komposition von Georg Friedrich Haas bei den Kunstfestspielen Herrenhausen 2025.
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