ARD Doku: Ein Samenspender und seine 30 Kinder
Ein Mann, 36 Frauen und 30 Kinder. Was sich im ersten Augenblick nach einer verrückten Kommune anhört, ist in Wirklichkeit ganz anders: Der Mann ist Gerrit und er ist privater Samenspender.
Der Hamburger Filmemacher Gerrit sitzt am Computer und schreibt Otis zu den Namen der anderen Kinder, die er per Samenspende gezeugt hat. "Irgendwie musste ich ja den Überblick bewahren", sagt er. Gerrit ist biologischer Vater von 30 Kindern. Das erste kam 2014 zur Welt. Damals war Gerrit Tangolehrer. "Ich hab es eher aus Neugier am Ende gemacht und weil ich viele Bedürfnisse von mir damit erfüllen konnte. Damals hatte ich das Gefühl, die eigenen Gene weitergeben zu wollen. Ein weiterer Grund ist, dass es mir Freude macht, kinderlosen Paaren oder Single-Müttern zu helfen."
Ein Zeitungsartikel über einen Samenspender brachte ihn auf die Idee, anderen so helfen zu können. Doch anonym wollte Gerrit dabei nicht bleiben. "Deshalb ist die Wahl ja auch auf Gerrit gefallen", erzählt Dana, die Hauptkommissarin bei der Berliner Polizei ist. "Also, er hat keinen aktiven Part an der Erziehung. Das wollte ich auch nicht, aber er sollte immer da sein, wenn die Kleine halt danach fragt, dass ich sagen kann, ja, das ist dein Erzeuger oder Bio Papa, wie er jetzt genannt wird."
Familie mit Einschränkungen: Keinen Unterhalt, keine Vaterrechte
Mit Juna hat Dana Gerrits 22. Kind auf die Welt gebracht. Alle Mütter von Gerrits Spenderkindern sind durch eine WhatsApp-Gruppe verbunden. Sie halten Kontakt untereinander, teilen Informationen und Bilder von den Kindern. Und einmal im Jahr kommen fast alle Familien mit ihren Kindern zusammen und treffen sich. Auch Gerrits Frau Chi Ju ist dabei. Sie haben mittlerweile drei eigene Kinder. "Warum sollte ich eifersüchtig sein? Ich sehe Sperma als Teil des Körpers. Wenn er Blut spenden würde, wäre ich auch nicht eifersüchtig. Der Unterschied ist, dass durch Sperma ein Kind geschaffen wird. Die anderen Mamas und die Kinder sind wie Freunde für mich."
Die beiden lernten sich beim Tangotanzen kennen. Gerrit machte nie ein Geheimnis daraus, dass er schon Vater mehrerer Kinder ist. Doch die rechtliche Situation bei der privaten Samenspende ist heikel. Die Samenspender gelten als Väter mit allen Sorge- und Umgangsrechten sowie Unterhaltspflichten. Die Mütter haben mit Gerrit vereinbart, dass sie keinen Unterhalt von ihm einfordern und er im Gegenzug auf alle seine Vaterrechte verzichtet. "Die Regel ist, ich darf angerufen werden, jeder darf vorbeikommen und Kontakt aufnehmen, wann immer er oder sie möchte", erzählt Gerrit. "Das ist unveräußerliches Grundrecht, ansonsten hätte ich es nicht getan. Das ist meine lebenslange Verantwortung, der ich mich stelle und die ich begrüße. Ich finde das wahnsinnig schön, auf die Art und Weise gebraucht zu werden."