"Romeo und Julia" in Schwerin: Klassisch in der Aktualität
Die Inszenierungen von "Romeo und Julia" am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin sind immer etwas besonderes. So auch dieses Mal, denn erstmalig zeigt das Theater das Stück in der Übersetzung von Thomas Brasch.
Schwarz und Weiß. Schwarz ist das Bühnenbild, weiß die Kostüme - oder besser: Gewänder der handelnden Personen. Die Schweriner Inszenierung beginnt mit dem Ende. Romeo beweint die vermeintlich tote Julia.
Hier will ich bleiben, wo die Würmer dir als Kammerjungfer dienen. Hier leg' ich mich nieder für den längsten Schlaf und streif' die Unglückssterne ab von meinem welken wunden Fleisch. Szene aus "Romeo und Julia"
"Jeder kennt die Todesszene. Jeder weiß, wie es ausgeht", sagt die Julia-Darstellerin Clara Wolfram. "Wir wollen einen Gegenvorschlag zu dieser Liebesgeschichte zeigen. Deswegen muss man bis zum Ende bleiben, um herauszufinden, wie diese Romeo-und-Julia-Geschichte ausgeht."
Romeo und Julia in Schwerin: Am Kern der klassischen Thematik
Die Regisseurin Alice Buddeberg hat das Ende ganz bewusst an den Anfang gesetzt: "Ich glaube, dass ist die Erwartungen, die man hat, wenn man Romeo und Julia sieht. Die Frage ist: Wird diese Geschichte so ausgehen? Es gibt eine Chance, dass die beiden es irgendwie schaffen, aus diesem schrecklichen Verona, aus diesem Bürgerkrieg, dieser Angst rauszukommen und es doch noch überleben."
Alice Buddeberg hat für ihre Schweriner "Romeo und Julia"-Inszenierung die 1990 entstandene Übersetzung von Thomas Brasch gewählt. "Ich finde es tatsächlich eine sehr, sehr gute Übersetzung, denn Shakespeare ist ein Theater-Autor und Thomas Brasch auch", meint die Theatermacherin. "Das merkt man dieser Übersetzung an, dass man sich nicht in lyrischen Elegien erschöpft, sondern dass man merkt, dass es eine Sprache ist, die fürs Spiel gedacht ist. Und die Zuspitzung, die er macht: eine Welt im Umbruch zu beschreiben, eine, die eigentlich sowohl die Zeitenwende in der Shakespeares sie beschreibt, als auch das Lebensgefühl, was wir heute haben - damit kommt er viel näher an den Kern als die klassische Übersetzung."
Zerrissen zwischen Leidenschaft und Unbekümmertheit
Den Romeo spielt Maximilian Gehrlinger. Auch er war vom Text sehr angetan: "Der Text geht irgendwie super rein. Man merkte das auch bei den Proben. Der Text ging so locker aus dem Mund raus und ging auch schnell ins System rein. Dazu improvisieren wir auch, was dem auch noch mal ein bisschen Staub wegweht."
Das Schweriner Bühnenbild wird dominiert durch ein gewaltiges schwarzes Podest mit Trampolin, in dem die handelnden Personen, so Regisseurin Alice Buddeberg, die Balance suchen zwischen Liebe und Tod: "Es ist für mich eine Übersetzung für diese Gruft. Es ist sozusagen ein Sterben, was vor allen Dingen in diesem Trampolin passiert."
Dieser Klassiker von William Shakespeare ist für Clara Wolfram immer aktuell: "Man fragt sich, ob es diese absolute Liebe in der Zweisamkeit überhaupt noch geben kann. Das haben wir viel diskutiert in der Probenzeit, und es ist auf jeden Fall sehr kraftspendend, daran zu glauben." Und Maximilian Gehrlinger fügt an: "Gerade verschärft mit dem Blick auf den Bürgerkrieg, wie wir ihn erzählen, und das, was hier gerade in der Welt passiert - das ist schon eine tolle Setzung, die Alice gefunden hat. Noch mal heutiger, als ich Shakespeare gelesen hätte." Maximilian Gehrlinger und Clara Wolfram als das Liebespaar der Literaturgeschichte spielen zerrissen zwischen Leidenschaft und Unbekümmertheit, umgeben von einer Welt, in der Groll und Verbitterung dominieren - noch.
"Romeo und Julia" in Schwerin: Klassisch in der Aktualität
Regisseurin Alice Buddeberg verwendet für ihre Inszenierung die Übersetzung von Thomas Brasch und ist damit dichter an der Gegenwart.
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- Bühne
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Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin
Alter Garten 2
19055 Schwerin