"Tartuffe oder Das Schwein der Weisen" bei den Schlossfestspielen Schwerin
Eine ungewöhnliche Konstellation: ein Betrüger, ein Schwein und ein Oktopus. Das Schauspiel "Tartuffe oder Das Schwein der Weisen" nach Molière in einer modernen Fassung von Peter Licht feierte am Freitag Abend Premiere in Schwerin.
Von Schloss zu Schloss: Die Komödie "Tartuffe" von Molière sorgte bei ihrer Premiere 1664 im Schloss Versailles für einen Theaterskandal. Heute Abend erlebt die moderne Variante "Tartuffe oder Das Schwein der Weisen" von PeterLicht ihre Premiere im Schweriner Schloss. Inszeniert wurde das Stück für die Schlossfestspiele von Peter Kastenmüller: "Es ist eine Überschreibung eines Molière-Plots. Der Autor PeterLicht hat sich von Molière vielleicht den Plot geklaut, aber hat über Betrug und Menschen in Warteschleifen sehr viel zu erzählen. Dieses Sprachwirrwar ist seine Spezialität."
"Ich komme herein und gehe wieder raus."
"Ok. Also du kommst rein und gehst dann wieder raus?"
"Ja."
"Ok. Verstehe. Du würdest wieder raus wollen wollen, weil du nicht hier sein wollen würdest, kämest aber rein beziehungsweise wärst schon da, trügest den Rauswunsch aber in dir."
Bühnenzitat
"Tartuffe oder Das Schwein der Weisen" erfordert hohe Konzentration
Julia Keiling spielt in dieser Schweriner Inszenierung die Elmire: "Es bedarf auf jeden Fall großer Konzentration und vor allem auch einer gewissen Gelassenheit, mit dem Text spielen zu können. Wir sind durch viele Phasen durchgegangen: Wir haben den Text geliebt, wir haben ihn gehasst, aber ich glaube, so etwas gehört dazu. Jetzt lieben wir ihn sehr."
Elmire ist die Frau von Orgon. Der brachte den Betrüger Tartuffe in die Familie:
"Jetzt sollen aber alle raus, er möchte mit der Elmi alleine sein."
"Orgi, du kannst doch nicht wollen, dass der Tartuffe mit der Elmi einen Workshop macht."
"Mein Gott, dann macht Elmi mal einen Workshop."
Bühnenzitat
Tartuffe - zunächst mit Schweinskopf - kommt erst in der Mitte des Stücks auf die Bühne. In Schwerin übernimmt Jonas Steglich die Rolle und erzählt: "Es steht so im Stück, dass er als Schwein auftritt und sich erst mal auch verhält wie ein Schwein, Geräusche macht wie ein Schwein. Da ist PeterLicht dicht an Molière dran. Da ist er auch die Figur, über die die ganze Zeit geredet wird im ersten Teil und die erst im letzten Drittel auftritt und seinen Einfluss geltend macht. Ich kann das bestätigen mit den Texten. Das ist eine ganz schöne Konzentrationssache. Aber ich glaube, wenn man irgendwann die Dinger gegriffen hat, ist es auch eine große Lust, mit diesen absurden Gedankenschleifen umzugehen."
"Ich find’s nicht lustig."
"Was will der Tartuffe?"
"Tartuffe sagt, er möchte wissen, was jetzt mit dem Workshop mit der Elmi ist. Er möchte seine Termine plane."
Bühnenzitat
Ein Oktopus besetzt das Schweriner Schloss
Mit dem Musiker und Schriftsteller PeterLicht - der Künstlername von Meinrad Jungblut - hat Regisseur Peter Kastenmüller bereits in München und Düsseldorf zusammengearbeitet. Die Schweriner Inszenierung von "Tartuffe oder Das Schwein der Weisen" ist sein erstes Sommertheater mit einem besonderen Bühnenbild - einem gewaltigen Oktopus: "Die Sprache zieht sich wie die Tentakel eines Oktopus durch unser Leben und greift sich etwas. Wenn ein Oktopus schwimmt, hat man das Gefühl, der kann in alle Richtungen machen. So hatten wir uns auch den Tüffi vorgestellt, dass der sich wie ein Oktopus auf das Schloss setzt, sich da reinwanzt und in diese Löcher die Schauspieler zieht. Dieses magische Tier wollten wir Schwerin schenken."
"Tartuffe oder Das Schwein der Weisen" bei den Schlossfestspielen Schwerin
Das Schauspiel nach Molière in einer modernen Fassung von PeterLicht feierte am Freitag Abend Premiere in Schwerin.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Schlossinnenhof
Lennéstraße 1
19053 Schwerin - Preis:
- ab 36,20 Euro
- Hinweis:
- Mit: Marko Dyrlich, Frank Wiegard, Clara Wolfram, Till Timmermann, Jonas Steglich, Julia Keiling, Laura Fouquet, Rudi Klein, Maximilian Gehrlinge
Regie: Peter Kastenmüller
Bühne: Michael Graessner
Kostüm: Kathi Maurer
Musik: Misha Cvijovic
Dramaturgie: Philip Klose