Premiere von "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" in Neustrelitz
Geld, Freiheit, Vergnügen, Glück - darum geht es in der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", geschrieben von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Am Sonnabend feierte das Werk Premiere am Landestheater in Neustrelitz.
Regisseur Sven Müller liebt die Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny". Der Theaterintentdant hat zu dem Werk eine Verbindung, die rund 40 Jahre zurückreicht: "Ich glaube, ich war 18, da habe ich in einer Hamburger Off-Theater-Produktion des Werkes Geige gespielt. Da habe ich das Stück kennengelernt."
Korruption, Vergnügung, Gaunereien
In der Oper geht es um ein Gaunertrio, das eigentlich auf der Suche nach Gold ist. Doch um sich die mühsame Suche zu ersparen, gründen sie kurzerhand eine Stadt namens Mahagonny. Dort will das Trio den Menschen durch Vergnügungsorte wie Bars und Bordelle das Geld abknöpfen. "Es gibt einen Börsencrash, es gibt einen Hurricane, der kommt und Verwüstung anrichtet, es gibt korrupte Gerichte, es gibt die Vergnügungsindustrie, die eigentlich gnadenlos zu den Menschen ist, die sich darin wiederfinden. Das Stück ist so prall, als wäre es prall aus unserem Leben gegriffen", sagt Regisseur Sven Müller.
Eine Partie mit allen Facetten
Jim Mahoney, ein Holzfäller aus Alaska, kommt mit drei Freunden nach Mahagonny. Bernd Könnes singt die Partie des Jim Mahoney: "Der hat alle Facetten, die es gibt", erzählt der Sänger. "Der will was Neues erleben. Er will mit dem Geld, das er sich sicherlich auch hart erarbeitet hat, was Neues, was Vernünftiges anfangen, kommt aber da raus, wo es nichts Vernünftiges gibt. In dieser Unvernunft lernt er eine Frau kennen, lernt diese Frau auch zu lieben, obwohl er sie eigentlich kauft - und scheitert dann an seinen eigenen Gesetzen."
Menschen ohne Geld werden zum Tode verurteilt
Denn nachdem die Preise in Mahagonny fallen, die Verbote und die Unzufriedenheit zunehmen, kann Jim Mahoney das Gaunertrio überzeugen, ein neues Gesetz zu erlassen: es heißt "Du darfst!" Alles ist erlaubt. Das Ganze hat einen Haken: Wer kein Geld hat, wird mit dem Tode bestraft. Das wird Jim Mahoney später selbst zum Verhängnis.
Erst der Text - dann die Musik
Auch Bernd Könnes kennt das Werk von Bertolt Brecht und Kurt Weill schon seit Jahrzehnten. Als Student hat er sich das erste Mal mit der Oper auseinandergesetzt. Jetzt singt er die Partie zum ersten Mal in Neustrelitz. "Herausfordernd und toll an dieser Partie ist dieser Text und wie der Text musikalisch von Weill verpackt ist", so Könnes. "Man singt chansonmäßig, man singt auch große Arien. Aber hier ist nicht prima la musica und dann der Text wichtig, sondern ich würde fast sagen, dass der Text wichtiger ist und dass man den Text in diese Musik einbettet. Und nicht die Musik in den Text. Das ist schon eine Herausforderung und das ist etwa ganz Besonderes."
Werbetafel als Bühnenbild wird zum Leben erweckt
Die Handlung der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" ist komplex. Es passiert viel in kurzer Zeit. Regisseur Sven Müller kommt dagegen mit einem reduzierten Bühnenbild aus. "Wir fangen in einer Wüste an und so haben wir einfach eine Werbetafel, die in der Wüste in Amerika auch oft rumsteht, genommen und spielen damit, bebildern und beschildern sie", erläutert Müller sein Konzept. "Aber das ist ein Bühnenbild, bei dem wir hoffen, es mit unserem Spiel, mit unseren Kostümen, unseren Requisiten, zum Leben und auch zu Buntheit zu erwecken."
Übrigens: der Alabama-Song aus der Oper ist so bekannt geworden, dass er sogar durch die Rockband The Doors und David Bowie Einzug in die Popmusik erhalten hat.