Szene aus "Comedian Harmonists" an den Hamburger Kammerspielen © Hamburger Kammerspiele/Bo Lahola Foto: Bo Lahola
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AUDIO: "Comedian Harmonists" in Hamburg: Kaum ein Auge bleibt trocken (3 Min)

"Comedian Harmonists" in Hamburg: Kaum ein Auge bleibt trocken

Stand: 26.11.2024 11:34 Uhr

Die Comedian Harmonists waren Weltstars der Goldenen Zwanziger. Ihre Musik und ihre tragische Geschichte werden jetzt auf der Bühne der Hamburger Kammerspiele wieder lebendig.

von Peter Helling

"Ich musste bei dem letzten Lied wieder weinen", findet eine Zuschauerin, nachdem die Schauspieler "Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück" gesungen haben: "Ein bisschen Glück, das brauchen wir alle." Am Schluss bleibt kaum ein Auge trocken. Dieser Abend geht direkt ins Herz. Sogar das Ensemble auf der Bühne hat feuchte Augen. Tosender Applaus vom Publikum. Was für ein Jubel. Und völlig berechtigt.

Die sechs Schauspieler und Sänger erschaffen diesen unverwechselbaren Schmelz, mit dem die Gruppe vor fast 100 Jahren die Bühnen der Welt eroberte. Kaum zu glauben, denn sie kennen sich ja erst seit ein paar Wochen - der musikalische Leiter des Abends, Jan-Christof Scheibe, hat wirklich ganze Arbeit geleistet. "Die Stimmen waren einmalig", meint ein Zuschauer, "so etwas an Chor zu erleben ist schon eine tolle Geschichte."

Echte Typen mit enormer Spiellust

Der Abend ist viel mehr als ein Konzert. Er erzählt, wie die sechs Musiker sich finden, wie Harry Frommermann, gespielt von Andres Vercoutere, im verarmten Berlin der Zwanziger-Jahre sein Ensemble zu casten beginnt. Dann geht es langsam aufwärts, zum Ruhm, zum Glanz.

Die sechs Schauspieler im Frack singen nicht nur toll, sie schaffen echte Typen, nur mit einer Geste, einer hochgezogenen Augenbraue, einem Flirt mit dem Publikum. "Ich hatte nie das Gefühl, dass ich Schauspielern zuschaue, wie sie Rollen spielen, sondern ich hatte das Gefühl, dass ich Musikern dabei zuschaue, die uns erzählen, was sie erleben", erzählt eine junge Zuschauerin im Anschluss. Schnelle Szenenwechsel und Dialoge, aber auch viel Witz, dafür sorgt auch Schauspieler Ingo Meß, der mit enormer Spiellust in verschiedene Rollen schlüpft und die Welt ringsum darstellt. So zum Beispiel den Musik-Impresario mit Gamaschen, eine grimmige Vermieterin, auch einen SA-Mann, der um ein Autogramm bittet. 

Berauschender Abend mit beklemmendem Gefühl

Drei der Comedian Harmonists sind jüdisch und müssen emigrieren: Ihre Welt bricht auseinander. Cornelia Schirmer zeigt es in ihrer ersten Regiearbeit subtil. Ein paar Andeutungen im Bühnenraum genügen, um die furchtbare Tragik zu erzählen, die die Gruppe auseinanderreißt. Ein halb erkennbares Hakenkreuz etwa. Man hört diese Lieder heute anders. So hinterlässt dieser berauschende Abend auch das beklemmende Gefühl, dass diese Welt porös wird.

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Art:
Bühne
Datum:
Ort:
Hamburger Kammerspiele
Hartungstraße 9-11
20146  Hamburg
Kartenverkauf:
Telefon: 040 – 41 334 40 (Mo-Sa 14-18 Uhr)
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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Kulturjournal | 25.11.2024 | 19:00 Uhr

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