Hamburg: Kammerspiele starten mit Paukenschlag in die neue Saison
Die Hamburger Kammerspiele beginnen am 23. August mit einem kontroversen Stück. In der Uraufführung des Theaterabends "20. Juli" von Bernhard Schlink geht es um den Umgang mit Rechtsextremisten.
Dieses Stück hat Skandal-Potenzial. Denn in dem Text von Bestsellerautor Bernhard Schlink überlegen Schülerinnen und Schüler von heute, ob man nicht einen rechtsradikalen Politiker töten müsste, um eine neue Diktatur zu verhindern. Sie überlegen, ob man nicht eher handeln müsste als Stauffenberg beim Hitler-Attentat damals am 20. Juli 1944. Theaterchef Axel Schneider ist stolz, sich die Rechte für diese Uraufführung gesichert zu haben. "Wir haben die Premiere am 23. August bewusst eine Woche vor die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen gelegt", sagt Schneider. Er erhofft sich eine Diskussion darüber, was das eigentlich heißt: Wehret den Anfängen!
Mehr Musik in den Kammerspielen
Ansonsten steckt viel Musik in der nächsten Spielzeit der Kammerspiele. Zum Beispiel kommen die "Comedian Harmonists" als Theaterabend zurück nach Hamburg. Jan Christof Scheibe wird dabei als musikalischer Leiter den alten Sound boybandmäßig aufbrezeln. "Das wird sicher ein Höhepunkt der Saison", verspricht Axel Schneider. Im Stück "Je t’aime" inszeniert sich Dominique Horwitz selbst als Chanson-Legende Serge Gainsbourg. "Er hat mir versprochen, jetzt in jeder Saison in den Kammerspielen auftauchen zu wollen", freut sich der Intendant über den prominenten Stammschauspieler. Als Klassiker steht "Macbeth" als Zwei-Personenstück in der Version von John von Düffel auf dem Programm der Hamburger Kammerspiele.
Hamburger Kammerspiele haben jüngeres Publikum im Visier
Die Corona-Delle haben die Kammerspiele nach Worten Axel Schneiders wieder einigermaßen im Griff, aber das Privattheater will insbesondere ein jüngeres Publikum zurückgewinnen. Einen wichtigen Impuls erhofft sich Schneider dabei von einem neuen Festival, dem Hamburger Schauspielschultreffen, bei dem man allein in den Kammerspielen drei Semesterarbeiten Hamburger Schauspielschulen erleben kann. "Da stehen junge Leute auf der Bühne, und die bringen natürlich auch ein junges Publikum mit. Ich glaube, das ist ein guter Ansatz, um die Kammerspiele in dieser Hinsicht interessanter zu machen."
Jüdische Geschichte des Theaters spürbar
Ein weiterer Schwerpunkt der Kammerspiele bleibt der Kontakt in die jüdische Lebenswelt, denn mit der Gründerin der Kammerspiele, Ida Ehre, und der Lage des Hauses im Grindelviertel spürt die private Bühne eine besondere Verantwortung für das Thema. Axel Schneider arbeitet beispielsweise gerade an einem Theaterprojekt über den Wiederaufbau der Bornplatz-Synagoge. Bereits fest geplant ist ein jüdischer Abend von Robert Kreis mit Musik vergessener Komponisten, die im Holocaust ermordet wurden.