Gehörloser Schauspieler Benjamin Piwko: "Herzen kennen keine Barrieren"
Der 44-jährige gebürtige Hamburger Benjamin Piwko steht in der Inklusionskomödie "Die Goldfische" auf der Bühne der Hamburger Kammerspiele.
Mit nur acht Monaten verlor Benjamin Piwko sein Gehör nach einer Viruserkrankung. Sich jedoch seiner Behinderung unterzuordnen, sein Leben von der Stille diktieren zu lassen - davon könnte der 44-Jährige nicht weiter entfernt sein.
Benjamin Piwko zeigt jede Facette seiner selbst
Schon als kleines Kind lernte der gebürtige Hamburger sprechen, Lippen zu lesen und natürlich die Gebärdensprache - und er lernte zu kämpfen, sich im wahrsten Sinne des Wortes durchzuboxen: im Kampfsport, im Leben und auf der Bühne: "Hier auf der Bühne zu stehen, hat für mich viel mit Emotionalität zu tun, mit Kraft und Ausdruck", sagt Benjamin Piwko. "Ich kehre mein Innerstes nach außen und präsentiere dem Publikum jede Facette meiner selbst. Nach einer gelungenen Vorstellung gehe ich sehr beseelt nach Hause."
Grenzen sind für ihn dazu da, sie zu überwinden: Er hat den Schwarzen Gürtel, war der erste Gehörlose, der in der Tanzshow "Let's dance" auftrat, und der erste Gehörlose, der in einem "Tatort" eine Hauptrolle spielte. Nun steht er in der Inklusionskomödie "Die Goldfische" auf der Bühne der Hamburger Kammerspiele, als autistischer Rainer, genannt Rainman. "Ich habe in meinem Leben viel kämpfen müssen, habe viele Barrieren überwinden müssen, aber nie meine Ziele aus den Augen verloren und aufgegeben", erzählt Piwko.
Menschen nicht in Kategorien aufteilen
In der Komödie "Die Goldfische" leben mehrere Menschen mit Behinderung in einer Wohngruppe zusammen - mit Betreuerin Laura. Dazu kommt Banker Oliver, der querschnittsgelähmt ist.
In Deutschland sei immer noch fast alles auf Hörende ausgelegt, sagt Piwko: "Hörende Menschen sprechen, gehörlose Menschen gebärden - im Sinne der Inklusion wäre es schön, wenn mehr hörende Menschen Lust hätten, die Gebärdensprache zu lernen. Auch das ist für mich ein Teil der Inklusion."
Sein größter Wunsch wäre es, dass wir andere Menschen nicht mehr in Kategorien aufteilen, sondern unser gegenseitiges Potential erkennen. "Die Goldfische" leisten dazu definitiv einen Beitrag: "Herzen kennen keine Barrieren", sagt Benjamin Piwko.