"Die Orestie": Viel Blut bei antiker Trilogie in Schwerin
"Die Orestie" ist die einzige erhaltene Trilogie des Dichters Aischylos. Das Mecklenburgische Staatstheater bringt die drei blutigen, griechischen Tragödien an einem Abend auf die Bühne - ein 2500 Jahre altes, hochaktuelles Werk.
Zehn Jahre Krieg in Troja sind vorbei, Agamemnon hat gewonnen und wird von seiner Frau Klytaimnestra erwartet.
So hört die Freudenbotschaft über alle Hoffnungen groß – Troja ist besiegt. – Was sagst Du, ich verstehe Dich nicht. – Dass Troja unser ist. Sprech ich nicht klar? Zitat Bühnentext
Der siegreiche Agamemnon kommt aber nicht allein nach Hause.
Dies Mädchen hier Kassandra, das bringe freundlich mir ins Haus. Die Götter lieben den, der auch als Sieger milde sich verhält und von allen Schätzen, die erworben, ist Kassandra mir der Kostbarste vom Heer geschenkt und mir gefolgt bis hier. – Kassandra? - Kassandra, ich aber dir gehorchend, gehe jetzt auf Purpur-Stufen in das Haus. Zitat Bühnentext
Ein Schrei nach Frieden
Es folgen blutige Gemetzel, nicht Recht wird gesprochen, sondern Rache bestimmt das Handeln der Beteiligten. Eine Spirale von Gewalt und Rache und Gegengewalt setzt sich in Gang, erklärt der Regisseur Martin Nimz: "Das ist uns so immanent, dass wir scheinbar aus dieser Schleife überhaupt nie wieder rauskommen. Und wir haben es ja jetzt auch gerade. Wir sind nicht in der Lage, uns zurückzulehnen, normal zu denken, sondern wir sind einfach Gefangene unserer eigenen schlechten Gefühle." Das Stück sei hochaktuell, sagt der Regisseur. "Letzten Endes ist es einfach nur ein Schrei nach Frieden und nichts weiter."
Texte der Antike stehen im Mittelpunkt
Nimz bringt "Die Orestie" auf eine leere, schwarze Bühne. Diese wird mittig durch einen langen Steg durchtrennt - eine Treppe am Ende, eine Empore für die Chöre. In der Schweriner Inszenierung steht vor allem der Text im Mittelpunkt, betont er. "Es sind antike Texte. Das sind fast immer Reden. Sie sind nicht psychologisiert, sondern immer ganz klar gebaut und sehr stringent. Aber die Dramaturgie setzt sich genau aus diesen Reden und Gegenreden zusammen und schafft immer mehr Spannung an einem Abend." Aber es sei schon schwere Kost, und gehe mächtig zur Sache in der Antike. Kurz gesagt: Da fließt auch Blut.
Gewaltige Sprachbilder voller Emotionen
Wassilissa List spielt im zweiten Teil der Trilogie die Elektra, die gemeinsam mit ihrem Bruder Orestes den Tod von Agamemnon rächt und auch sie ist als Schauspielerin gefordert von den vielen Monologen des Stückes: "Ich finde das eigentlich viel anstrengender als miteinander zu spielen, weil man sich Energien zuschieben kann. Und so muss man alles von sich selbst aufbringen und hat ja auch nicht viel Raum. Ist ja nicht so, dass man dabei noch jongliert oder jetzt irgendwie ein Tänzchen aufführt." Sie müsse alle Bilder selbst in ihrer Vorstellung erzeugen. Die wiederum seien aber ganz toll und auch der Text sei mit diesen Bildern nicht schwer zu lernen. "Die Bilder sind so gewaltig, dass man dazu leicht Emotionen findet. Auch wenn das jetzt überhaupt nichts mit einem zu tun hat. Ich habe wenig Anknüpfungspunkte mit Elektra."
Man kann es nicht allein schaffen
Als Klytaimnestra agiert Julia Keiling in der Schweriner Inszenierung. Sie spielt eine Frau, die versucht, sich zu emanzipieren und ein System zu stürzen, etwas besser zu machen und dann doch scheitert. "Und das finde ich eigentlich auch total spannend und aktuell, dieses: Man möchte es besser machen, man möchte es anders machen, aber es ist nicht so einfach, vor allem in der Gesellschaft mit allen. Man kann es nicht allein schaffen. Wir müssen es alle zusammen versuchen. Und ich finde, das wird hier deutlich auch gerade an der Rolle der Klytaimnestra."
Installation von Bühnenbildner Lothar Scharsich
Vor mehr als 40 Jahren – im Januar 1983 – sorgte das Mecklenburgische Staatstheater mit seinen Antiken-Entdeckungen für Aufsehen über Schwerin hinaus, gastierte später mit den vier Stücken unter anderem in Frankreich, Österreich und Griechenland. Jetzt gibt es tatsächlich einen direkten Anknüpfungspunkt, verrät Regisseur Martin Nimz: "Uns ist es gelungen, den Lothar Scharsich, der damals dieses antike Pferd gebaut hat, hier für eine Installation auf dem Alten Garten und am Theater wieder zu gewinnen. Wir sind natürlich stolz darauf, dass er sich hat überreden lassen. Aber er ist einfach ein Theaterfanatiker, ein ganz großer Künstler. Einfach toll, dass er das gemacht hat."
"Die Orestie": Viel Blut bei antiker Trilogie in Schwerin
Das Mecklenburgische Staatstheater spielt die drei Tragödien an einem Abend - ein 2500 Jahre altes, hochaktuelles Werk.
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Mecklenburgisches Staatstheater
Alter Garten 2
19055 Schwerin