30 Jahre Lichthof: Kleines Theater mit großer Vergangenheit
Das Lichthof Theater in Bahrenfeld hat vor 30 Jahren seinen Spielbetrieb aufgenommen. Seitdem ist das Theater der Ort für unterhaltsame Bühnenexperimente - abseits vom Mainstream. Ein Blick hinter die Kulissen.
Sönke Christian Herm ist auf dem Weg zur Arbeit. Er geht ein paar Schritte durch das Foyer des Theaters, vorbei an der kleinen Bar - schon steht er im dunklen Bühnenraum. Dort setzt der Techniker und Lichtdesigner sich an sein Pult, bewegt einige Tasten und fährt das Licht auf der Bühne hoch und sorgt somit für "Licht" im Lichthof Theater. "Ja das ist mein Leben, das kann ich nicht anders sagen", meint Herm. Er ist Teil des achtköpfigen Teams, das diese Bühne betreibt.
Der großgewachsene Theatermann hat einen persönlichen Bezug zum Theater: Er kennt die Welt auf und hinter der Bühne - typisch für dieses Theater: "Tatsächlich bin ich ursprünglich Tänzer und bin mit meinem alten Direktor hier hergekommen, weil wir gehört haben, hier hat ein neues Theater aufgemacht und schwuppdiwupp, war ich hier." Das war vor 24 Jahren. Damals hatte die Bühne die Räume in der Mendelssohnstraße bezogen, im 2. Stock eines ziemlich nüchternen Backsteinbaus, oberhalb eines Kampfsportstudios und mehrerer Yogaräume - eine einmalige Mischung aus Kunst und echtem Leben. Wer hier arbeitet, kennt einfach "beide Seiten".
Besondere Flair im Lichthof Theater
Gleich geht die Probe los. Das Stück heißt "Besser werden!". Es ist eine bissige musikalische Revue über das Thema Selbstoptimierung und Erfolgsstress. Auf der Bühne stehen große blaue Buchstaben, die das Wort "AIM" bilden, englisch für "Ziel" oder als abgekürzt für "Alles ist möglich". Hinzukommt eine Sängerin in einem Kostüm, das an eine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger erinnert. Sie stellt sich vor eine fünfköpfige Band, die Musiker sehen alle aus wie große Buntstifte.
Die Musik hat den Charme der Dreigroschenoper. Regisseur Felix Stachelhaus schätzt dieses besondere Flair des Lichthof Theaters mit seinen 100 Plätzen: "Das hat so etwas wie ein Experimentierraum: Man geht unten am Boxstudio vorbei und kommt hier hin. Alle die hierhin wollen, wollen auch wirklich hier hin." Sein Stück ist eins von rund 20 in der Saison.
Freies Theater als Abenteuer mit neuen Blickwinkeln
Freie Produktionen, die von der Stadt gefördert werden, sind hier zu sehen. Das Lichthof bietet als eine der wichtigsten Spielstätten für freies Theater in der Hansestadt ihnen den Raum. Da gibt es hochbrisantes Investigativtheater über den Skandal um die Cum-Ex-Papers - ausgezeichnet mit dem deutschen Theater-Oskar "Faust", oder Menschen aus der jüdischen Community erzählen aus ihrem Alltag.
Gesine Lenz ist für die Koordination der Projekte im Haus verantwortlich: "Es werden alle Themen verhandelt, die relevant sind in der Gesellschaft", sagt die Produktionsleiterin, die gleichzeitig Bühnenbildnerin ist. "Wir versuchen, sie demokratisch miteinander zu diskutieren und hier einen Raum für ein Gespräch zu geben." Freies Theater als Abenteuer - sich auf neue Blickwinkel einzulassen.
Kleines Theater mit großen Plänen
"Wir haben ein sehr junges Publikum, aber alle sind eingeladen, hierherzukommen", sagt Matthias Schulze-Kraft, der Künstlerischer Leiter seit 2006. "Ich nehme wahr, dass das Publikum wirklich Lust hat auf diese Reibung mit den Themen, die wir zeigen, und Lust hat, auch junge Kunst zu sehen." Der frühere Regisseur liebt die Dynamik dieser Bühne. Die lockt pro Saison immerhin rund 8.000 Zuschauer und Zuschauerinnen an. Das Lichthof, das vor 30 Jahren im Lichthof einer Dosenfabrik entstanden ist, hat große Pläne: Vielleicht wird es seinen 40. Geburtstag in neuen, größeren Räumen feiern können.