Harburg bekommt ein Horror-Theater - mit echter Schock-Geschichte
In Hamburg-Harburg ist der Horror zu Hause! Das neue Miskatonic Theater eröffnet am 6. September mit dem Stück "Der Ruf des Cthulhu" nach H.P. Lovecraft. Bis hierhin war es für das junge Team allerdings auch ein realer Horror.
Auf der Bühne steht ein Sarg. Ein Mann sitzt am Klavier und singt eine Trauerhymne. Plötzlich wird der Sarg aufgerissen, und ein Mann springt heraus, der von einem uralten Kult und finsteren Göttern berichtet, von denen man sich schon in der Antike nur flüsternd erzählt hat. Man ist mittendrin im Grusel. "Wir bringen Adaptionen von klassischen Schauergeschichten auf die Bühne", sagt Lars Henriks, einer der Macher des Theaters. Was das Imperial Theater auf St. Pauli für Krimi ist, will das Miskatonic Theater für Horror sein - vor allem mit Geschichten des legendären Autors H.P. Lovecraft.
"Wir haben gemerkt, dass Horror zieht"
Die jungen Schauspieler sind schon seit einigen Jahren mit Lovecrafts Geschichten unterwegs. "Wir haben gemerkt, dass Horror zieht, und haben uns gesagt: Da haben wir Lust drauf, und das gibt's noch nicht! Und dann haben wir weitergemacht", sagt Theaterbetreiber und Schauspieler Hendrik Heiler. Und zwar mit einem neuen Theater mit einem Namen, bei dem es bei Horror-Fans sofort "Klick!" macht. "Miskatonic ist der fiktive Fluss, den H.P. Lovecraft in seinen Geschichten fließen lässt", so Heiler. "Ganz viele Dinge in seinen Geschichten sind nach diesem Fluss benannt."
Renovierung der neuen Spielstätte: "Müll, Schimmel und Sch…!"
Die neue Spielstätte ist eine ehemalige Kultur-Eckkneipe an der viel befahrenen Buxtehuder Straße in Harburg. Als sie den Zuschlag bekamen, klang es wie ein Märchen und wurde dann doch zur Gruselgeschichte. "Wir dachten, dass wir eine charmante kleine Kultur-Location übernehmen, aber wir haben das Äquivalent zu einer Messie-Wohnung bekommen", stöhnt Henriks. "Wir hatten eine ewig lange Baustelle. Unter dem Chaos war Müll, unter dem Müll war Schimmel, unter dem Schimmel war Scheiße!"
Horror-Einbruch im Miskatonic Theater
Aber sie haben es geschafft: Vorne befindet sich ein Kneipentresen, hinten ein Raum mit Bühne, vor der ein paar Dutzend Wohnzimmerstühle stehen. Das Ganze hat studentischen Second-Hand-Charme. Doch dann kam der zweite Horror. Das Team war als Schauspieltruppe beim Harburger Festival "Sommer im Park" unterwegs, als die Einbrecher kamen. "Die müssen mit einem Lieferwagen gekommen sein und haben ein ganzes Regal mit Werkzeug, Lampen und Tontechnik ausgeräumt, aus dem Tonstudio teures Equipment und eine unersetzliche Gitarre geklaut", sagt Henriks.
15.000 Euro Schaden - Crowdfunding soll helfen
Der Schaden: 15.000 Euro. Was die Versicherung zahlt, ist noch unklar. Eigentlich ist das der Todesstoß für das Theater - noch vor der ersten Premiere. Aber es gibt Hilfe: Die jungen Leute haben eine Crowdfunding-Kampagne unter dem Titel "Rettet das einzige Horror-Theater der Welt!" gestartet. "Wir geben nicht auf", so Nisan Arikan aus dem Theaterteam. "Weil unsere komplette Veranstaltungstechnik gestohlen wurde, hatten wir die Idee, bei Kerzenlicht zu spielen. Aber das erschien uns dann doch zu unsicher. Jetzt hat uns ein Freund Scheinwerfer ausgeliehen.
Überregionaler Horror-Magnet
Auch der Sarg auf der Bühne wurde gespendet. Mithilfe von Theaterfreunden kann die Premiere stattfinden. Das Theater ist übrigens nur ein Standbein der Horrortruppe. Backstage entstehen Podcasts und Hörspiele - zum Beispiel die Mystery-Horror-Serie "Korridore" für die ARD.
In der kleinen runtergerockten Kulturkneipe befindet sich also eine echte Horror-Zentrale. Zu den Theatervorstellungen erwartet Lars Henriks nicht nur junge Leute aus der Nachbarschaft. "Wir haben eine gut organisierte Community. Es kommen Leute aus Süddeutschland und aus Berlin. Wir regen den Tourismus in Harburg an, sind sozusagen die Taylor Swift von Harburg", lacht Henriks.