Tobias Kratzer während einer Probe zur Oper "Fidelio" © picture alliance/dpa/Royal Opera House | Lara Cappelli Foto: Lara Cappelli

Künftiger Intendant Tobias Kratzer: Große Pläne für die Oper

Stand: 10.06.2024 15:03 Uhr

Am 1. August 2025 wird Tobias Kratzer seinen Job als neuer Intendant der Hamburgischen Staatsoper antreten. Gerade mal 44 Jahre alt hat er bereits viele umjubelte Inszenierungen geschaffen. Ein Porträt.

von Kerry Rügemer

Tobias Kratzer trägt häufig und gerne Käppi. "Im Sommer hälts kalt, im Winter warm und wenn ich es abnehme, kann ich inkognito unterwegs sein - insofern: perfekt", sagt der Opern-Regisseur. Er ist unkompliziert, humorvoll, zugewandt und total lässig und sympathisch.

Obwohl seit knapp eineinhalb Jahren feststeht, dass er ab 2025 die Staatsoper übernimmt, kennt der gebürtige Bayer von Hamburg außer dem Opernhaus noch nicht allzu viel, freut sich aber auf die Erkundung: "Natürlich ist es spannend, weil es ein großer Kontrast ist - also alleine das Flachland im Gegensatz zum Voralpenland. Ich habe mir jetzt fest vorgenommen, diesen August mal zwei Wochen komplett privat in der Stadt zu verbringen, um zu gucken, in welchem Viertel möchte ich dann mal leben, wenn ich dann konkret eine Wohnung suche. Und ich möchte die Stadt einfach auch mal außerhalb dieser Aufgabe kennenlernen, das kam tatsächlich ein bisschen zu kurz bisher."

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Tobias Kratzer hat fixe Pläne für die Hamburger Oper

Tobias Kratzer ist ein Schnellredner und ein enorm umtriebiger Mensch, der vermutlich 1.000 Ideen im Kopf herum wälzt - für den ein Tag eigentlich mehr als 24 Stunden haben muss. Für seine Zeit als Intendant in Hamburg hat er auch schon Pläne: "Ich werde versuchen, in der ersten Spielzeit zu zeigen, was Oper überhaupt alles kann. Das werden nicht nur die aller bekanntesten Stücke sein, die man ohnehin schon 50.000 Mal gesehen hat, sondern verschiedenen Bereiche raus greifen. Repertoire, was man vielleicht nicht so kennt, auch Projekte, die vielleicht nicht ein integrales Stück sind, sondern wo man erstmal ein Projekt zusammen setzen muss."

Weiter erklärt der 44-Jährige: "In der zweiten Spielzeit gibt es dann ein etwas klassischeres Kernrepertoire und Projekte, die auch sehr stark an Familien nach außen gehen und im dritten Jahr gibt es dann die große Jubiläumsspielzeit. Da wird nämlich die Oper 350 Jahre alt. Mehr Details möchte ich aktuell aber noch nicht verraten."

Workaholic mit Leidenschaft

Kratzer bezeichnet sich selbst als Workaholic aus Leidenschaft und mit Leidenschaft. Hobbies braucht und hat er nicht, aber er reist manchmal, an recht ungewöhnliche Orte. "Ich hatte ganz lange die Osterinsel auf meiner Bucketlist. Das war ein Ziel, was mich immer schon fasziniert hat. Da habe ich mir zu meinem 40. Geburtstagden Wunsch erfüllt, da hin zu fliegen - nehmen sie es als beginnende Midlife Crisis. Irgendwann will ich noch nach Pitcairn", erzählt Kratzer und lacht.

Fantasie hat der 44-Jährige jede Menge. Sein Bayreuther Regiedebut des Tannhäusers 2019 war das Opernereignis des Jahres. Schrille Videoinstallationen, der Aufprall verschiedener Lebensmodelle - solche Ideen tragen die Oper ins 21. Jahrhundert. Hamburg darf sich freuen, Tobias Kratzer für sich gewonnen zu haben - das wird sicher spannend. Er jedenfalls geht da fühlbar mit viel Begeisterung ran und was soll da schon schief gehen, bei Jemanden, der auf die Frage nach der größten Herausforderung hier in Hamburg antwortet: "Das Wetter! Wie jeder, der nach Hamburg zieht, sagt - oder?".

Die Staatsoper Hamburg ist Kulturpartner von NDR Kultur.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Kulturjournal | 10.06.2024 | 19:00 Uhr

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