"Das Tagebuch der Anne Frank" als "Graphic Opera": Wie geht das?
"Das Tagebuch der Anne Frank" gibt es jetzt als "Graphic Opera". Der Besuch einer Vormittags-Vorstellung in der kleinen Opera Stabile an der Hamburger Staatsoper zeigt: Das in der Corona-Zeit entwickelte Format nimmt das junge Publikum mit.
So geht Oper von heute! So kann es Musiktheater gelingen, aus der Mottenkiste rauszukommen. Mit einem neuen Format wie Graphic Opera - einer Mischung aus Oper, Film und Animation.
Schülerinnen und Schüler loben die neuartige Oper
Im Publikum sitzen drei Schulklassen, aus der Stadtteilschule Poppenbüttel und dem Ludwig-Meyn-Gymnasium in Uetersen. Kein klassisches Opernpublikum. Umso erstaunlicher die Reaktionen: "Ich fand die Oper wirklich sehr gut, man hat auf jeden Fall die Gefühle besser verstanden", erzählt ein Jugendlicher. Und eine Schülerin ergänzt: "Wir lesen das Tagebuch von Anne Frank auch im Unterricht. Aber es ist etwas anderes, die Emotionen noch einmal auf diesem Weg mitzubekommen."
Nicht alle Ausflüge in die Oper kamen in der Vergangenheit gut an, erzählt ein anderer Schüler: "Wir waren auch letztes Jahr mit der Klasse in der Oper, bei 'Fidelio'. Und die fand ich ehrlich gesagt nicht so gut."
Musik von Grigori: Nicht ganz leichte Kost
Die Geschichte von Anne Frank ist für Jugendliche sicherlich spannender als Beethovens "Fidelio". Aber die Musik für "Das Tagebuch der Anne Frank" vom russischen Komponisten Grigori Frid aus dem Jahr 1969 ist nicht ganz leichte Kost.
Es liegt an der packenden Inszenierung, an der Art, wie in dieser Graphic Opera alles sinnvoll ineinander fließt: Gesang, Film, Ton - und ganz viel Interaktion mit dem Bühnenbild. Der Regisseur David Bösch hat das Format zu Corona-Zeiten erfunden. Damals waren nur Livestreams möglich. Aber es funktioniert ganz großartig auch im Live-Betrieb. Etwa, wenn die fantastische Sopranistin Olivia Warburton - die das Stück ganz alleine stemmt - von Freiheit singt und im Film dazu Fahrrad fährt. Wenn sie durch das Umblättern riesiger Seiten immer wieder neue Bühnenbilder kreiert. Wenn sie ein Streichholz anzündet und im Hintergrund die ganze Welt in Flammen aufgeht.
Geschichte von Anne Frank: Immer noch unvorstellbar grausam
Die Geschichte von Anne Frank ist auch nach 80 Jahren immer noch unvorstellbar grausam. Das jüdische Mädchen hat sein weltberühmtes Tagebuch geschrieben, als sie und ihre Familie sich in einem Hinterhaus in Amsterdam zwei Jahre vor den Nazis versteckt hielten - nur, um kurz vor Kriegsende doch noch verraten und ins KZ deportiert zu werden. Außer ihrem Vater Otto Frank hat keiner überlebt. Er hat das Tagebuch seiner Tochter nach dem Krieg veröffentlichen lassen.
Die Neuinszenierung an der Opera Stabile berührt das junge Publikum - und wahrscheinlich nichts könnte bei unserer heutigen Nachrichtenlage wichtiger sein.
"Das Tagebuch der Anne Frank" als "Graphic Opera": Wie geht das?
Das in der Corona-Zeit entwickelte Format ist gut angekommen beim jungen Publikum in der kleinen Opera Stabile neben der Hamburger Staatsoper.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ort:
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Opera Stabile
Kleine Theaterstraße
20354 Hamburg