Theater in Mecklenburg-Vorpommern in Not
Eine geschlossene Bühne in Greifswald, Diskussionen um das neue Volkstheater in Rostock, Mehrkosten durch höhere Energiepreise. Es gibt viele „Baustellen“ für die Theater in Mecklenburg-Vorpommern.
"Theatern droht wieder das Aus" – so lautete im Sommer eine Schlagzeile in der "Ostsee Zeitung". Auf NDR 1 – Radio MV erklärten Theaterintendanten, sie könnten Mitarbeitenden keine Tariflöhne zahlen. In Vorpommern warf Intendant Ralf Dörnen das Handtuch, wohl auch aufgerieben, weil es mit der Sanierung der Greifswalder Bühne nicht richtig voranging. In Rostock positioniert sich die CDU gegen den Theaterneubau – das Volkstheater sollte verkleinert werden, eine Theatersparte könnte wegfallen.
Er beneide seine Kollegen in Rostock und Greifswald nicht, sagt der Neustrelitzer Theaterintendant Sven Müller in der Sendung „Kunstkaten“ von NDR 1 – Radio MV. Und weiter: „Ich bin froh, dass ich die Probleme mit einer Sanierung und einer Ausweichspielstätte wie in Greifswald nicht habe.“
"Orte der Hochkultur sind politische Verpflichtung"
Der Neubrandenburger Oberbürgermeister Silvio Witt betonte in der Sendung die Bedeutung des Theaters in der Region: „Wir verstehen uns als Oberzentrum für 400.000 Menschen. Und für diese Menschen Hochkultur zu bieten, ist eine Verpflichtung.“ Er habe in den politischen Diskussionen nie erlebt, dass das in Frage gestellt werde. „Selbst bei einer angespannten Haushaltslage ist es nicht so, dass gefragt wird: Wollen wir uns diese Theater und Orchester GmbH noch leisen?“ Die Stadt Neubrandenburg ist der größte von drei Trägern – neben der Stadt Neustrelitz und dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte – der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz.
Zu der Diskussionsrunde war auch Kulturministerin Bettina Martin eingeladen und hatte sich bereiterklärt, mitzudiskutieren. Kurzfristig sagte die SPD-Politikerin ab, mit der Begründung, sie hätte nichts Neues zu berichten.
So blieb die Frage unbeantwortet, wie die Landesregierung im Rahmen des 2018 beschlossenen Theaterpakts die Bühnen künftig unterstützen will. Im Sommer erklärte Finanzminister Heike Geue, die Mehrspartenhäuser im Land sollte ihre während der Corona-Pandemie angehäuften Rücklagen erst einmal aufbrauchen.
Wirtschaftsjahr 2023 in Neustrelitz ist noch gesichert
„Wir haben Rücklagen aus der Corona-Zeit aus dem Mechanismus des Kurzarbeitergeldes. Die stecken wir jetzt in die Existenzsicherung“, betont Theaterintendant Sven Müller. „Dadurch ist unser Theater im Wirtschaftsjahr 2024 noch gesichert. Wenn wir aber so weiter machen wie bisher, werden diese Rücklagen Ende 2024 aufgebraucht sein. Wir müssen relativ schnell einen Weg finden.“ Klar ist bereits jetzt, dass 2023 keine Entscheidung zwischen den Theatern, den Trägern und dem Land mehr fallen wird.
Silvio Witt geht davon aus, dass das aber im ersten Quartal des kommenden Jahres sein muss. Neubrandenburgs Oberbürgermeister verteidigte den Theaterpakt von 2018: „Wir haben uns damals gequält, um eine vernünftige Theaterfinanzierung hinzubekommen. Das war schon großartig, dass man einen Theaterpakt für zehn Jahre hinbekommt. Dass sich die politische Weltlage so verändert, dass das extreme Auswirkungen auf die Kosten eines Theaters hat, damit haben wir so nicht gerechnet. Jetzt müssen wir schnellstmöglich Lösungen finden, damit das gute Ergebnis von 2018 nicht wieder in Frage gestellt werden kann.“
Endlich wieder ausverkaufte Vorstellungen
Die Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz, so Intendant Sven Müller, verbucht nach der Corona-Pandemie wieder steigenden Besucherzahlen: „Wir hatten auch einige Vorstellungen, die wieder ausverkauft waren, in allen Sparten. Und das kannte wir lange nicht.“ Das gebe allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unheimlichen Mut für die Zukunft, so Sven Müller. Denn er hoffe, bald wieder die Besucherzahl aus der Vor-Corona-Zeit zu erreichen, nämlich 100.000 Besucher in Neubrandenburg und Neustrelitz.
Die Sendung „Kunstkaten“ wird am 3. Dezember zwischen 19 und 20 Uhr auf NDR 1 – Radio M-V gesendet und ist bereits jetzt in der ARD-Audiothek abrufbar.