Olli Dittrich und Bjarne Mädel: Das seltsame Paar aus Barmbek
In der Hamburger Jarrestadt sind gerade die Dreharbeiten zu der NDR Komödie "Prange" zu Ende gegangen. Es geht um ein skurriles Nachbarschaftspaar - gespielt von Bjarne Mädel und Olli Dittrich. Sie buhlen um eine Paketbotin.
Prange ist ein Hotline-Typ. Tagelang sitzt er in seiner winzigen, holzgetäfelten Wohnung am Telefon und bestellt Dinge, die er nicht braucht, einen riesigen Kugelgrill etwa oder Küchenutensilien. Und nur damit die Paketbotin Dörte kommt, an die er sein Herz verloren hat. Prange, das ist eine von Andreas Altenburg erdachte und von Bjarne Mädel gespielte Figur. Gerade sind die Dreharbeiten zu dem NDR Film "Prange" in der Hamburger Jarrestadt zu Ende gegangen, die offiziell zu Winterhude gehört. Doch das Drehbuch sieht Barmbek vor.
"Seit 40 Jahren nervst du mich"
Am letzten Drehtag steht das Team entspannt in der engen Straße vor dem Backsteinhaus. Halloween-Kürbisse aus Keramik flankieren den Eingang, im Erdgeschoss angeschmuddelte Fenster, dahinter angegraute Blümchengardinen. Es sind die Wohnungen von Prange und seinem Nachbarn Horst Rohde (Olli Dittrich). "Seit 40 Jahren nervst du mich", sagt Olli Dittrich zu Mädel, wohl eher in seiner Rolle als Rohde. Das steigert sich noch einmal, als Rohde bemerkt, dass Prange um die Aufmerksamkeit von Dörte (Katharina Marias Schubert) buhlt.
"Es geht um eine Hausgemeinschaft, um Einsamkeit und einen Ort des Gemeinwohls", sagt Regisseur Lars Jessen. Er will Geschichten erzählen, die in der echten Welt zu Hause sind, wie eben in der Jarrestadt. Da kamen ihm die Romane von Andreas Altenburg, dem preisgekrönten Autor der NDR 2 Comedy "Die Kur-Oase", gerade recht. Jessen und Altenburg kennen sich schon aus der Schule. "Seitdem unterhalten wir uns über Geschichten", erzählt Jessen, der schon bei der NDR Serie "Jennifer - Sehnsucht nach was Besseres" mit Altenburg zusammengearbeitet hat.
Denselben Humor teilten er und Altenburg so oder so, sagt Jessen und bezeichnet den Autor als Teil einer "Humorfamilie". Zu der zählen auch Bjarne Mädel, Olli Dittrich und Katharina Maria Schubert. "Humor bringt Entkrampfung - auch in manche gesellschaftliche Debatte", sagt Jessen.
Denn Auseinandersetzungen gibt es bei Prange mehr als genug. Es geht um Pakete. Die nimmt vor allem Prange entgegen, weil er im Erdgeschoss wohnt und so gut wie immer zu Hause ist. "Ich mach Filiale", sagt er gern, wenn sich die Kartons für all die Nachbarn mal wieder in seiner winzigen Wohnung stapeln. Also klagt er reichlich über die Arbeit und den Ärger, die das mit sich bringt, und genießt doch die Aufmerksamkeit, das Aufgehobensein und auch das Gebrauchtfühlen.
Geschichte über gemeinschaftliches Zusammenleben
Es ist mal wieder eine Rolle, die Bjarne Mädel auf den Leib geschrieben zu sein scheint - ein gutherziger Depp, immer ein wenig grantelig und doch herzensgut, dessen bester Freund sein Graupapagei Messie ist. "Es sind einfach tolle Texte, ein toller Humor und eine Geschichte über eine Gemeinschaft", sagt Mädel, der sich aber so gar nicht in der Figur wiederfindet. Will er auch gar nicht. "Ich bin Schauspieler und ich will in meiner Rolle, in der Geschichte überzeugen." Mit ihm selber habe das gar nichts zu tun. "Ich nehme immer Pakete für Nachbarn an und das gerne", sagt er noch.
Als Prange tut er das irgendwann auch mit Leidenschaft, dann nämlich als eben die neue, pragmatische Paketzustellerin Dörte auftaucht. Die gibt sich zwar selbstbewusst, doch auch sie ist schon lange allein und sehnt sich nach Liebe und Geborgenheit. Da Prange in Sachen Liebe und gesellschaftliches Miteinander durchaus Nachholbedarf hat, ist die Annäherung der beiden nicht gerade einfach und mit dem ein oder anderen Fettnäpfchen gepflastert.
Katharina Maria Schubert mag das Alltägliche an der Geschichte, wie sie erzählt, als sie da in dieser beige-türkisen Praktisch-Jacke ein wenig fröstelnd in der Jarrestadt zwischen ihren Filmpartnern steht. "Andreas Altenburgs Texte sind für mich literarisch, sie kondensieren das Leben, sodass man am Sprechakt Freude hat", sagt sie. Und Bjarne Mädel und Olli Dittrich nicken mit einer gewissen Anerkennung und Zustimmung.
Ende des Jahres im Ersten zu sehen
Dann verschwinden sie wieder nacheinander in dem Hamburger Rotklinker, um die letzten Szenen zu drehen: Dittrich in ausgelatschten Gesundheitspantoffeln, Mädel mit Plauze und Schnurrbart und Schubert in ihrem Overall und Sicherheitsschuhen.
Man darf gespannt sein, welche Volten ihre Geschichte noch so schlägt und welche Rolle der Graupapagei spielt, wenn der Film voraussichtlich Ende des Jahres im Ersten und natürlich auch in der ARD Mediathek zu sehen sein wird.