Hamburger Graphic Novel Tage: Gipfeltreffen mit Stift und Tusche
Noch nie waren die Graphic Novel Tage so erwachsen, so stark und mit so viel Qualität, verspricht das Hamburger Literaturhaus, wo bis zum 6. März an vier Abenden spannende nationale und internationale Gäste aus der Comicszene diskutieren.
Alle Veranstaltungen können auch über einen (kostenpflichtigen) Livestream verfolgt werden. Zum Auftakt heißt es wie immer: Skizzenbücher raus! Denn Absolventen der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften, eine der wichtigsten deutschen Ausbildungsstätten für Comics, plaudern aus dem Nähkästchen in den sogenannten Werkstattgesprächen über ihre Arbeiten und Ideen und präsentieren sie auch.
Newcomer zeigen neue Arbeiten und Techniken
Das lässt die Zeichnerinnen, die zum Start auf dem Podium sitzen, nicht ganz unberührt. "Ich bin ein bisschen aufgeregt vor den Werkstattgesprächen", gesteht Madita Schwenke, "vor allem weil ich glaube, dass viele Illustratorinnen immer viel über ihre eigenen Projekte nachdenken, aber gar nicht so viel darüber sprechen - und das vor Publikum zu tun, wird auf alle Fälle eine Herausforderung für mich sein." Die Zeichnerin hat ihre Kurzgeschichte "Drifting" zu einer Graphic Novel überarbeitet.
Neben Schwenke sind dann neben ihr auf dem Podium auch Whitney Bursch und Lena Winkel: "Generell finde ich es auch immer sehr spannend, wie der Schreib- und Zeichenprozess der anderen aussieht. Also, ob sie erst die Texte schreiben und dann zeichnen oder ob das parallel passiert. Und was eigentlich am Anfang eines Projektes steht, ob das eine bestimmte Idee ist oder bestimmte Charaktere." Für ihren Theorie-Comic "Tiere richtig zeichnen" wurde sie vor anderthalb Jahren mit dem renommierten Berthold-Leibinger-Preis ausgezeichnet.
Graphic Novel Tage: Mehr als nur Fachsimpelei
Viele Blicke unter die Motorhaube also - das ganze moderiert von Andreas Platthaus. Der hat ein hochkarätiges Comic-Line-Up für die vier Tage kuratiert. So treffen einen Tag später, am 4. März, zwei der international bekanntesten Autorinnen und Autoren autobiografischer Comics aufeinander: zum einen der US-Amerikaner Craig Thompson und die Österreicherin Ulli Lust, die in Berlin lebt und an der Hochschule Hannover unterrichtet. Im Gepäck hat sie den ersten Teil ihres druckfrischen Sach-Comics "Die Frau als Mensch".
"In diesem Fall gab es wahnsinnig viel Lese- und Notiz-Arbeit. Und ich hab den Text auch vorher geschrieben und überlegt, wie ich ihn visuell übersetzen kann", beschreibt sie ihre große Recherchearbeit zum Buch im Gespräch auf NDR Kultur. "Das war ja eigentlich die Herausforderung, wie kann man dieses Material und die Mittel des Bild-Erzählens nutzen, um so ein Thema verständlich zu machen." Im Dialog mit Craig Thompson, der unter anderem sehr bewegende Bücher wie "Habibi" veröffentlicht hat, wird dann vermutlich nicht nur gefachsimpelt.
Internationale und nationale Comicstars im Gespräch
Wie am Mittwoch, denn dann sitzen sich der Berliner Zeichner Mawil, alias Markus Witzel, und der Italiener Lorenzo Mattotti gegenüber - ihr Thema dann der "Unverwechselbare Stil". Abgerundet werden die 13. Hamburger Graphic Novel Tage mit einem besonderen Highlight, denn dann trifft der amerikanische Zeichner und Eisner Award-Gewinner Chris Ware auf die in Hamburg geborene Autorin Hannah Brinkmann, die erst kürzlich mit dem Dortmunder Comic-Preis ausgezeichnet wurde. Thema dann: "Biografisches Erzählen in der Zeitgeschichte".
Hamburgerin Brinkmann trifft ihr Vorbild Chris Ware
"Für mich ist es ein ganz surreales Erlebnis, dort selber sitzen zu dürfen, weil ich die Graphic Novel Tage schon selbst lange als eine sehr wichtige Institution in der Hamburger Comic-Szene sehe", erzählt Brinkmann. Chris Ware hat mit seinem Art zeichnerisch wie graphisch Geschichten zu erzählen, das Comic-Genre maßgeblich geprägt, Bücher wie "Jimmy Corrigan - Der klügste Junge der Welt" sind Meilensteine der Comic-Literatur und begeistern auch Hannah Brinkmann nach wie vor.
"Ich bin seit über zehn Jahren Fan. 'Jimmy Corrigan' war einer der ersten Comics die ich gelesen habe und wo ich gedacht habe, da will ich hin. Ich bin bis heute unfassbar weit davon entfernt. Ich glaube, er ist komplett einzigartig in dem, was er tut." So wird diese dreizehnte Ausgabe wieder eindrucksvolle Duette und einzigartige Einblicke hervorbringen. Und vor allem feststellen, dass der Comic und die Graphic Novels mitten im Leben, und nicht nur der Literatur, zu finden sind.
Hamburger Graphic Novel Tage: Gipfeltreffen mit Stift und Tusche
Chris Ware hat das Genre entscheidend geprägt. Nun ist er zu Gast bei den 13. Graphic Novel Tagen - aber nicht nur er. Ein Überblick.
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Literaturhaus Hamburg
Schwanenwik 38
22087 Hamburg
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