Eberhard Friedrich © Bayreuther Festspiele GmbH Foto: Enrico Nawrath
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AUDIO: Bayreuth singt mit Festspielchorleiter Eberhard Friedrich (55 Min)

Eberhard Friedrich: Herr über 134 Stimmen in Bayreuths Festspielchor

Stand: 24.07.2023 09:04 Uhr

Wenn sich in Bayreuth am 25. Juli mit Wagners "Parsifal" der Vorhang für die diesjährige Festspielzeit hebt, sind alle Akteure wieder auf musikalisches Höchstniveau programmiert: das Orchester, Solistinnen, Solisten und auch der mit vielen Preisen ausgezeichnete Festspielchor. Ein Interview mit dem Chorleiter Eberhard Friedrich.

Chordirektor Eberhard Friedrich verbindet eine lange, über 30-jährige Geschichte mit Bayreuth. 1993 begann er auf dem Grünen Hügel als Assistent bis er 2000, sieben Jahre später, zum Direktor des Festspielchores berufen wurde. Nach 15 Jahren Tätigkeit an der Berliner Staatsoper Unter den Linden wurde Eberhard Friedrich in der Saison 2013/14 zum Chordirektor an die Hamburgische Staatsoper berufen. Über seine Arbeit in Bayreuth, über zehn Jahre in Hamburg, über Opern- und Chormusik, über szenischen Gesang spricht der gebürtige Darmstädter Eberhard Friedrich in NDR Kultur à la carte.

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Die Mitwirkenden des Festivalchores treffen sich immer nur in den Sommermonaten. Hat das denn inzwischen schon was von einem Familientreffen?

Eberhard Friedrich: Kann man so sagen, wobei die Familie recht groß ist. Nehmen wir meinen Festivalchor, das sind 134 Damen und Herren, und das ist sehr familiär. Die Wiedersehensfreude, wenn man sich in jedem Jahr wieder im Sommer zusammenfindet, die ist schon sehr groß. Insgesamt ist es eine sehr gelöste und sehr anregende Stimmung, weil sich viele kennen und die, die neu dazukommen, was in jedem Jahr der Fall ist, die werden sehr schnell integriert, deshalb bleibt es familiär.

Es gibt natürlich auch das Orchester und die namhaften Solistinnen und Solisten, die auf der Bühne stehen werden. Es gibt verschiedene Regisseurinnen und Regisseure, also wirklich eine große Gruppe an Mitwirkenden. Haben die denn auch untereinander Kontakt? Begegnet man sich da ganz auf Augenhöhe oder sind die verschiedenen Gruppen eher unter sich?

Friedrich: Ich persönlich empfinde, dass es einen sehr engen Kontakt unter den unterschiedlichen Gruppen gibt. Ich selber kenne ganz viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Orchester. Natürlich kennt man von den Solisten, die die großen Partien singen, auch ganz viele. Da ist ein reger Austausch und man trifft sich auch außerhalb der Proben zum Beispiel mal in der Kantine. Dann begrüßt man sich, weil man sich ein Jahr nicht gesehen hat. Ich persönlich empfinde, dass da sehr viel Kontakt ist. Nun bin ich allerdings auch schon sehr lange dabei, und viele kennen mich auch.

Herr Friedrich, den "fliegenden Holländer", den wird es in diesem Jahr auch wieder in Bayreuth geben. Am 1. August ist die erste Aufführung, und Sie sind der Chordirektor. Der Chor, mit 134 Mitgliedern, trifft sich nur im Sommer und er ist jedes Mal etwas anders zusammengesetzt. Es gibt ein Aufnahmeverfahren, dass Sie leiten. Wie wählen Sie die Leute aus, die da mitsingen dürfen?

Friedrich: Wir haben im Grunde einen Pool, aus dem wir den Festspielchor rekrutieren. Die Qualifikation geht über ein Vorsingen, dem ich beiwohne, der Chorvorstand ist auch dabei. Aber ich wähle aus, wer mir stimmlich gut gefällt. Dann kommt man in diesen Pool, und aus dem Pool wird dann der Festspielchor für jeden Sommer rekrutiert. Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht jeder jeden Sommer auch kann. Da wird mal jemand von seinem Stammhaus nicht freigestellt, oder es möchte auch mal jemand den Sommer anderswo verbringen als in Bayreuth und mal Urlaub machen. Da gibt es manchmal auch die Familie, die sagt: 'Wir wollen mit dir mal irgendwo anders hin.' Von daher gibt es im festen Stamm der Mitwirkenden des Festspielchors auch immer Leerstellen. Die werden dann quasi aus den im Pool befindlichen Stimmen nachbesetzt. So rekrutiert sich in jedem Jahr der Festspielchor neu. Ich würde sagen, zwischen zehn und 15 Prozent davon sind ganz neu.

Der neue "Tannhäuser" ist seit 2019 in der Regie von Tobias Kratzer, der wird nun 2025, der Intendant an der Hamburgischen Staatsoper. Sie haben also schon mit ihm zusammengearbeitet. Wie haben Sie ihn erlebt?

Friedrich: Er ist ein sehr netter Mann und ein ganz brillanter Handwerker. Er hatte sofort eine tolle Aura, um so eine große Gruppe wie den Festspielchor mit über hundert Leuten sofort für sich einzunehmen und die sofort dazu zu bringen, dass die Aufmerksamkeit ungeteilt bei ihm ist. Das muss ein Regisseur auch erst Mal können. Er hatte eine ganz klare Vorstellung davon, wer das Stück sehen möchte und die hat er auch mit Leichtigkeit an die Damen und Herren vermittelt. So war es eigentlich kein Problem, das umzusetzen, was er von uns wollte. Das finde ich eine ganz große Qualität handwerklicher Art und die bringt er mit. Das hat mich schon sehr beeindruckt. Die Tannhäuser-Inszenierung ist ein extrem kurzweiliger Abend. In dem Stück passiert unglaublich viel, es ist gut bebildert und zum Teil auch witzig. Ich glaube sagen zu können, mein Chor spielt das sehr gern und die haben da Spaß bei. Das ist natürlich auch eine Qualität von Herrn Kratzer, der genau das vermittelt.

Das Gespräch führte Friederike Westerhaus.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur à la carte | 24.07.2023 | 13:00 Uhr

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