"Bye Bye Life": Dem Tod mit Humor begegnen
Theater ist nicht nur leichte Kost, sondern schaut auch da hin, wo es wehtut. Um Krankheit und Sterbehilfe geht es im neuen Stück "Bye Bye Life" im Theater Das Zimmer. Die Vorlage kommt aus Frankreich - mit einer guten Prise trockenem Humor.
"Im Krankenhaus klang das so, als ob ich größere Überlebenschancen hätte mit Prostata-Krebs im Endstadium."
"Du bist eine Frau Mama. Du kannst keinen Prostata-Krebs bekommen."
"Ja, siehst du, wären wieder mal die Männer im Vorteil."
Bühnenzitat
Mutter Aline, gespielt von Sabrina Ascacibar, hat eine schwierig auszusprechende Krankheit. Die ist unheilbar. Sie beeinträchtigt die Koordination, die Erinnerungen und erzeugt Halluzinationen. Regisseur Sven Niemeyer hat die Krankheit zu einer Figur gemacht: Pianistin Ricarda Schmersahl spielt Musik als Erinnungsfetzen und tauscht Blicke mit Mutter Aline.
"Hallo Mama, sag mal, hörst du mir zu?"
"Die Musik. Die Klaviermusik. Sie zeigt mir manchmal auch schöne Dinge."
Bühnenzitat
Zerrüttetes Mutter-Tochter-Verhältnis
Von der Krankheit erfährt Tochter Nina, gespielt von Kim Bormann, als sie nach fast zwei Jahren zu Besuch kommt. Mutter und Tochter haben ein zerrüttetes Verhältnis. "Die Situation, dass man sich übereinander aufregt, kennt man. Das Wichtigste ist, dass man oft erst, wenn es zu spät ist, merkt, dass man sein Leben viel mehr genießen muss", sagt eine Besucherin.
Die Mutter schiebt ihre Angst zunächst lässig zur Seite und schlägt sogar eine Reise vor - nach Belgien:
"Go for Belgien!"
"Da leisten die Krankenhäuser medizinische Sterbehilfe. Ich habe ein bisschen Geld zusammengelegt. Die Wohnung gebe ich in zwei Tagen ab. Das Geld auf dem Konto ist für dich. Es ist alles geregelt: die Einäscherung, die Beerdigung. Ich habe sogar schon einen Sarg ausgesucht."
Bühnenzitat
Die Tochter ist entsetzt. Als Krankenschwester möchte sie ihre Mutter lieber begleiten. "Sterben wollen, aber nicht dürfen - ich muss schon sagen, da hat am Ende mein Atem gestockt", sagt ein Zuschauer und eine Zuschauerin kommentiert: "Ich habe auch Sterben begleitet. Vielleicht hat das Stück ganz gut widergespiegelt, in welcher Gefühlsachterbahn man sich befindet, wenn man in so eine Situation kommt."
"Bye Bye Life" behandelt das Thema Sterbehilfe
Bei der Frage, aktive Sterbehilfe ja oder nein, gehen die Meinungen im Publikum nach der Vorstellung auseinander. Das Stück beleuchtet geschickt das Thema Sterbehilfe und sowohl die Situation der todkranken Mutter, als auch die der Tochter, die um Sterbehilfe gebeten wird.
"Ich finde es unglaublich mutig von denjenigen, die das für sich entscheiden. Ich finde es auch wichtig, dass derjenige, der einem hilft, das auch schafft und nicht dazu gezwungen wird", meint eine Zuschauerin. Der Abend wühlt auf bei einem Thema mit sehr vielen Grauzonen - und er regt an, sich mit den engsten Verwandten mal über das Lebensende zu unterhalten. Dass das auch mit Humor möglich ist, zeigt dieses Stück. "Bye Bye Life" läuft noch bis zum 4. August im Theater das Zimmer.
"Bye Bye Life": Dem Tod mit Humor begegnen
Um Sterbehilfe geht es in dem neuen Stück im Theater Das Zimmer. Die Vorlage kommt aus Frankreich - mit einer guten Prise trockenem Humor.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Theater das Zimmer
Washingtonallee 42
22111 Hamburg - Preis:
- ab 19 Euro