Die wahre Natur des Menschen: Peter Wohllebens neues Buch
Peter Wohlleben ist der wohl populärste Förster Deutschlands. In "Unser wildes Erbe" beschreibt er die wahre Natur von uns Menschen. Denn selbst wenn wir glauben, die Krone der Schöpfung zu sein, sind wir von Instinkten gesteuert.
Unsere Natur: ein komplexes Ökosystem mit einer Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten. Dynamisch ist es und anpassungsfähig. Nur eine Spezies scheint da nicht so recht mitspielen zu wollen, findet Peter Wohlleben: "Ich finde es faszinierend, dass wir von intelligentem, fühlendem Leben umgeben sind. Ich habe das schon als Kind nicht verstanden, warum der Mensch was Einzigartiges ist, und alle anderen Millionen von Lebewesen - die stieren und leben so dumpf vor sich hin. Das ist gar nicht der Fall."
Die Menschen schwächen das Ökosystem Wald
30 Bücher hat der Bonner Bestsellerautor schon geschrieben und eine Waldakademie in der Eifel gegründet. Seinen Beamtenjob hat Deutschlands berühmtester Förster längst aufgegeben, ist seither den Geheimnissen der Natur auf der Spur und kämpft für ein Umdenken in der Waldwirtschaft. Tiere und vor allem Bäume sind für ihn mehr als Rohstofflieferanten: "Aktuell wird gesagt, Rehe fressen den ganzen Wald auf. Wir müssen mehr schießen. Solche Plantagen produzieren sehr viel Futter in Form von Bodenvegetation, während alte Wälder natürlich wachsen. Der macht es dunkel, treibt die Winternahrung weg und deswegen sind dort auch keine Rehe. Die machen die Ökosysteme robust und wir schwächen es, weil wir es einfach nicht verstanden haben."
Wir, das ist der Mensch. In "Unser wildes Erbe" - seinem aktuellen Buch - gibt Wohlleben Einblicke in die wahre Natur des Menschen und was sein Verhalten für unsere Zukunft bedeutet. Das Anhäufen von Nahrungsvorräten und Revierverhalten sind wichtige Überlebensstrategien für jede Art. Doch der Mensch wurde mit Innovationen wie moderner Vieh- und Landwirtschaft zu erfolgreich, zerstört mit exzessivem Raubbau an der Natur seine eigenen Lebensgrundlagen.
"Bisher haben wir unseren Verstand dazu genutzt, die Instinkte zu bedienen: Gier, Macht, mehr von allem", sagt Peter Wohlleben. "Wir sollten das umdrehen, die Instinkte in den Dienst des Verstands stellen. Momentan geht es um Verlustängste, also auch um Instinkte, um Gefühle, die getriggert werden. Wir sollten das umkehren ins Positive, weil das viel, viel stärker wirkt."
Peter Wohlleben: Bäume sind die besseren Menschen
Weniger Panikmache und mehr Aufklärung: Peter Wohlleben setzt dabei auf die Kraft von Glücksgefühlen beim Erleben der Natur. Für ihn sind Bäume ohnehin die besseren Menschen. Über ihre Wurzeln und Pilzgeflechte tauschen sie Botenstoffe aus, überleben solidarisch. Die Natur gibt die Regeln vor, doch wir ignorieren sie. "Wir denken immer, das ist alles unsere eigene Entscheidung, das haben wir immer völlig in der freien Hand. Nein, das ist genau wie bei Kohlmeisen, Karnickeln oder Rehen: Das wird von äußeren Faktoren bestimmt und vom inneren Unbewussten. Das wollte ich mal herausarbeiten", erklärt Wohlleben.
Einen Schlüssel für nachhaltigen Umgang mit der Natur sieht er in unserer Empathiefähigkeit. So halten sich fast alle Nationen an das weltweite Walfangverbot. Zigtausend der intelligenten Meeressäuger wurden so bereits gerettet. Die Population reguliert sich selbst.
"Unser wildes Erbe": Etwas mehr von den Bäumen abgucken
Die Zahl der Menschen auf der Erde wächst noch immer, vor allem im globalen Süden. Um auch für sie Perspektiven zu schaffen, braucht es einen Wandel des Konsumverhaltens in den reichen Industrienationen, die das Ökosystem am stärksten belasten. Ohne Verzicht wird das nicht gelingen, schreibt auch Wohlleben. Doch entscheidend sind für ihn Bildung und positive Anreize für einen schonenden Umgang mit unseren endlichen Ressourcen.
"Ich glaube fest, dass es uns gelingen wird, die Natur zu retten, weil es geht zuallererst darum, uns zu retten", sagt Wohlleben. "Es geht gar nicht um Mensch gegen Natur, weil auch wir sind Natur, und das müssen wir langsam verstehen. Wir zertrümmern unsere eigene Öko-Nische. Das können Bäume übrigens viel besser: Die machen ihr Ökosystem in Benutzung immer besser und wir machen es immer schlechter. Insofern sollten wir uns ein bisschen mehr bei Bäumen abgucken."
Vertrauen in die Kraft der Natur: Eine Botschaft, die man nicht oft genug hören und lesen kann.
Unser wildes Erbe
- Seitenzahl:
- 256 Seiten
- Genre:
- Sachbuch
- Verlag:
- Ludwig
- Veröffentlichungsdatum:
- 11. Oktober 2023
- Bestellnummer:
- 978-3-453-28163-9
- Preis:
- 23 €