"Hitze" - fesselndes NDR Hörspiel in der ARD Audiothek
Victor Jestin war gerade mal 25 Jahre alt, als sein Debüt-Roman "Hitze" 2019 herauskam - ein großer Erfolg in Frankreich. Der NDR hat "Hitze" nun als Hörspiel produziert - seit dem 24. Januar steht es in der ARD Audiothek.
Anton von Lucke, bekannt aus Serien wie "Babylon Berlin" oder dem Oscar-Film "Im Westen nichts Neues", trägt dieses NDR-Hörspiel. Er spielt den erst 17-jährigen Léo mit allen Emotionen, die die Pubertät mit sich bringt - obwohl er selbst genau doppelt so alt ist. "Ich konzentriere mich gar nicht darauf, wieder 17 zu sein, das macht einfach der Text", erklärt von Lucke. "Ich habe das Buch gelesen und nicht mehr aus der Hand gelegt. Es liest sich in einem Fluss weg. Diese Jugenderinnerung: Erste Liebe, erste unglückliche Liebe, das ist so was Nostalgisches, Spannendes. Und dann noch mit diesem dunklen Geheimnis, das Léo hat."
Hitzeflirrende Campingferien am Atlantik
Victor Jestins Debüt spielt in den Sommerferien. Es ist der heißeste Tag des Jahres, die Sonne knallt auf den französischen Campingplatz am Meer. Ein als rosa Kaninchen verkleideter Animateur versucht, die Gäste zum Tanzen und Feiern zu bringen. Die Jugendlichen sind auf der Suche nach Liebe, Ekstase und Sex.
Louis zu Léo: "Hör zu, Léo, wenn ich heute nicht ficke, ertränk ich mich. Ganz einfach. Es reicht. Ich kann nicht mehr. HEY, MÄDELS!"
Und Léo? Der hasst jede Sekunde.
Léo beobachtet ein schreckliches Ereignis
Die Geschichte beginnt, als Léo nachts auf dem einsamen Spielplatz Oscar entdeckt. Der hat gerade noch auf der Strandparty mit Luce rumgemacht, die Léo selber heimlich toll findet. Jetzt hängt Oscar betrunken auf der Schaukel. Die Seile um den Kopf gewickelt.
Der Augenblick seines Todes zögerte sich hinaus. Léo: "Ich fühle mich einsam."
Léonard sieht Oscar beim Sterben zu, er greift nicht ein. Ein eigentlich ein ganz normaler, zurückhaltender Junge, der Musik studieren möchte - und eine totale Übersprungshandlung.
Regisseur Sven Stricker findet Handlung schlüssig
"Es ist schon sehr literarisch gebaut und auch spekulativ, wie diese Figur handelt, aber in sich finde ich es sehr schlüssig", sagt Sven Stricker, der die Hörspielbearbeitung und Regie zu "Hitze" gemacht hat. "Ich kann nachvollziehen, dass man einmal eine falsche Entscheidung trifft, nämlich in dem Fall, Hilfe zu unterlassen, und dass man das danach mit sich herumtragen muss und sich daraus andere absurde Verhaltensweisen ergeben."
Léonard: Außenseiter mit explodierender Gefühlswelt
Victor Jestin hat diesen Roman mit Anfang 20 geschrieben - also nahe genug dran an Léonards explodierender Gefühlswelt, seinem Weltekel und seinen Schuldgefühlen. Je mehr Menschen auf diesem riesigen Campingplatz um ihn herum sind, desto einsamer fühlt er sich. Obwohl - oder gerade weil - Luce, das Mädchen, das vor seinem Tod mit Oscar herumgeknutscht hatte, sich plötzlich für ihn interessiert.
Léo: "Sie küsst mich ohne Vorwarnung. Der Strand verschwand, es gab nur noch ihre Lippen, in denen ich mich verlor. Der Kuss war lang und hatte auf mich die Wirkung einer Wiedergeburt oder die einer großen Tür, die sich zum Himmel hin öffnete. Danach waren wir immer noch zu zweit, aber ich hatte das Gefühl, dass wir uns über den ganzen Strand ausbreiteten und unser Glück wie Sonnenlicht zwischen all den Körpern hindurchströmte."
Luce: "Wie alt bist du eigentlich, Léo? Du wirkst jung."
"Hitze" - kein typischer Krimi
"Hitze" geht unter die Haut. Das liegt auch an dem tollen Ensemble: Neben Anton von Lucke, Leonie Landa als Luce - sowie unter anderem Tim Lanzinger, Lisa Hagmeister und Rainer Strecker. Regisseur Sven Stricker mag an "Hitze", dass es kein typischer Krimi ist, "sondern dass, wie in allen guten Krimis der Krimi an sich nur als Gefäß genutzt wird, um was anderes zu erzählen. Das Erwachsenwerden zu erzählen der Hauptfigur Léo. Die Entwicklungssprünge, die potenziert werden durch das Elend des Todes drumherum und noch ins Extrem gesteigert werden. Und dass es am Ende, wie bei einer klassischen Coming-of-Age-Geschichte ums Erwachsenwerden geht, um Verantwortung. Man merkt: Ich mag sehr viel an der Geschichte", sagt Stricker.
Luce: "Du bist auf diesem Campingplatz nicht glücklich, Léonard."
Léo: "Im Moment bin ich glücklich."
Das neue NDR-Hörspiel "Hitze" finden Sie in der ARD Audiothek zum kostenlosen Download, im ARD-Krimifeed "Schlechte Gesellschaft". Zu hören ist es am 4. Februar um 19.00 auf NDR Kultur.