Wer erhält den Literaturnobelpreis 2024? Bekanntgabe heute live
Heute blickt die Literaturwelt gespannt nach Stockholm. Um 13 Uhr gibt die Schwedische Akademie dort bekannt, wer in diesem Jahr den Literaturnobelpreis bekommt. Die Veranstaltung wird live gestreamt.
Manchmal ist die Überraschung danach groß, so gingen zum Beispiel die Auszeichnungen etwa an Louise Glück oder Abdulrazak Gurnah. Namen, die deutschen Leserinnen und Lesern bis dahin kaum bekannt waren. Die Akademie überträgt die Verkündung des Names live ab 13 Uhr.
Livestream der Bekanntgabe zum Literaturnobelpreis 2024
NDR Kulturexperte Jan Ehlert schließt nicht aus, dass es auch in diesem Jahr eine Überraschung geben kann. "In den vergangenen beiden Jahren haben mit Jon Fosse und Annie Ernaux zwei ziemlich bekannte Schriftsteller den Preis erhalten - auch zwei Europäer. Ich könnte mir also gut vorstellen, dass die Akademie in diesem Jahr wieder die weite literarische Welt in den Blick nimmt." Die Akademie habe in den vergangenen Jahren betont, dass sie bei der Wahl der Preisträger diverser, internationaler werden wolle.
Internationale Buchmacher tippen auf Chinesin Can Xue
Das sehen übrigens auch die Buchmacher so: Dort wird die Chinesin Can Xue derzeit als aussichtsreichste Kandidatin gehandelt. Xue ist eine Schriftstellerin, die eher experimentell, surrealistisch schreibt, sie wird oft mit Franz Kafka verglichen. Von Xue sind auf Deutsch einige Bücher bei Matthes und Seitz erschienen, zuletzt "Schattenvolk". Da erkundet sie aus der Sicht von Tieren die Unterwelt, damit auch das menschliche Unterbewusstsein. Da ist auch eine sprechende Ratte dabei, und das - weiß man seit Günter Grass und seiner "Rättin" - hat durchaus Nobelpreispotenzial.
Aber auch Namen wie Jamaica Kincaid aus Antigua, die Jemenitin Bushra al Maqtari oder Alexis Wright aus Australien, eine Schriftstellerin aus dem Stamm der Waanyi der australischen Aborigines, gelten als aussichtsreiche Kandidaten. Dem "ewigen" Favoriten, dem Japaner Haruki Murakami rechnet Ehlert jedoch wenige Chancen aus: "Er ist schon so lange dabei im Kreis der Favoriten, irgendwas an seinem Werk muss der Schwedischen Akademie also nicht stark genug zusagen." Damit sei dieser in guter Gesellschaft: "Don DeLillo, Salman Rushdie, Margaret Atwood, Ngugi wa Thiongo, früher auch Philip Roth - sie alle werden oder wurden Jahr für Jahr wieder gehandelt - sie alle hätten aus meiner Sicht den Preis auch verdient gehabt, gingen aber bislang leer aus", so Ehlert.
Das muss nichts heißen. Auch Doris Lessing oder Nadine Gordimer wurden mehr als 20 Jahre für den Preis vorgeschlagen, bis sie dann irgendwann doch noch die Auszeichnung bekommen haben.
Jenny Erpenbeck ist Favoritin vom US-Magazin "New Yorker"
Bei den Chancen für die deutschsprachige Literaturwelt nennt Ehlert die Namen Clemens Meyer, Katja Oskmap und vor allem Jenny Erpenbeck: Letzere wurde vom US-Magazin "New Yorker" zur Favoritin gekürt - und hat dieses Jahr den International Booker Prize bekommen. "Das sind Argumente, die für sie sprechen. Ich bin sicher, dass ihre Zeit kommen wird. Denn gerade diese internationale Anerkennung ist wichtig, um 'nobelpreiswürdig' zu werden", meint der Literaturexperte. Aber das sei reine Spekulation. "Ich glaube nicht, dass der Preis in diesem Jahr nach Deutschland geht. Ich tippe eher auf Jamaica Kincaid."