Valentina Vapaux: Durch Social Media zur Bestseller-Autorin
Die Influencerin und Autorin Valentina Vapaux erfüllt viele Social-Media-Klischees - und setzt sich kritisch mit ihnen auseinander. Neben Mode, Beauty und Reisen geht es bei ihr um Literatur, Politik und ihre queere Identität.
Wer was erreichen will, braucht Aufmerksamkeit im Netz - eine Gewissheit, mit der Valentina Vapaux aufwuchs. Als Kind bewunderte sie Youtuberinnen, mit 15 startete sie ihren eigenen Kanal. Ihr Plan: Reichweite aufbauen und dann als Autorin durchstarten: "Ich habe beobachtet - so mit 12, 13 - wie meine Idole ihre Träume durch Social Media verwirklicht haben. Mir war früh klar: Wenn man Menschen hat, die einem zuhören, die sich für das interessieren, was man macht, dann ist so eine Karriere in der Kunst, die wahnsinnig schwierig ist, möglich", sagt Valentina Vapaux.
Valentina Vapaux: Rund um die Uhr auf Sendung
Heute ist sie 22 und teilt ihr ganzes Leben im Internet: eine den gängigen Schönheitsnormen entsprechende, stets stilsicher und extravagant gekleidete junge Frau, die im Tüllrock, mit geflochtenen Zöpfen und übergroßer Brille zum Interview erscheint. Sie ist rund um die Uhr auf Sendung - auf YouTube, Instagram und TikTok. Es geht um alles, was sie beschäftigt: Mode, Reisen, Liebe und Sex.
"Für mich war das erste große Thema mein Coming-out und was das eigentlich bedeutet, dass ich bisexuell bin", erzählt Vapaux. "So mit 15 war ich schon relativ sicher in meiner Identität, weil ich diesen Online-Raum hatte - also bestimmte Communities, mit denen man sich verbindet und wo man sich nicht allein fühlt."
"Ich mache einfach das, was mich happy macht."
Auf TikTok ist sie Teil der BookTok-Community, in der junge Menschen sich über Bücher austauschen. Für sie ein konsequenter Schritt, um sich im Literaturbetrieb zu etablieren - auch wenn sie weiß, dass sie nicht immer ernst genommen wird: "Es gab einen Moment, wo ich mich entschieden habe, dass ich jetzt ernsthaften Literatur-Content machen möchte", sagt die Autorin. "Mein erster Impuls war: Okay, jetzt kannst du nichts mehr über Outfits posten, weil du ernst wirken musst. Nicht, dass irgendwelche Männer im Feuilleton sich dann denken: 'Was ist das denn für eine?' Mittlerweile bin ich aber an dem Punkt, wo ich mir denke: Ich mache einfach das, was mich happy macht."
Pause von Social Media macht Valentina nur in Ausnahmephasen: dann, wenn bei ihr gar nichts mehr geht. "Ich war, seitdem ich 16 bin, immer wieder in Therapie für Depressionen", erklärt Vapaux. "Ich weiß, dass das viel mit Social Media zu tun hatte. Wenn es mir schlecht geht, merke ich sehr offensichtlich, wie weiterer Konsum das Ganze schlimmer macht."
"Generation Z": Über die psychischen Folgen von Social Media
Die psychischen Folgen von Social Media sind eines der zentralen Themen in Valentina Vapauxs Buch "Generation Z", das vor zwei Jahren erschien. Ihre Generation sei "social media-süchtig", schreibt sie darin - süchtig nach einer virtuellen Welt, in der alles möglich scheint, und die gerade deshalb Selbstzweifel schüre. Das Buch wurde dank Valentinas Follower:innen zum Bestseller. Inzwischen studiert sie an der Schreibschule in Hildesheim, einer Kaderschmiede des Deutschen Literaturbetriebs, und schreibt an ihrem zweiten Buch.
"Ich habe ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Social Media, weil es einerseits der Grund dafür ist, warum der Traum vom Schreiben überhaupt für mich möglich ist. Andererseits weiß ich aber auch, dass Social Media mich psychisch schon sehr viel gekostet hat. Für mich ist klar, dass das ein bisschen der Preis ist, den ich dafür zahlen muss."
Die vom NDR produzierte aktuelle Ausgabe der Arte-Sendung "Twist" beschäftigt sich in einer ganzen Folge mit dem "Traumberuf Influencerin" und den Auswirkungen von Social Media auf das Selbstbild junger Frauen. Die Sendung ist ab sofort in der Arte-Mediathek zu sehen.