Antje Flemming steht neben einer Tür und lächelt. © Heike Blenk
Antje Flemming steht neben einer Tür und lächelt. © Heike Blenk
Antje Flemming steht neben einer Tür und lächelt. © Heike Blenk
AUDIO: Literatur-Referentin Antje Flemming weiß, was Autor*innen brauchen (4 Min)

Literatur-Referentin Antje Flemming weiß, was Autor*innen brauchen

Stand: 09.09.2024 10:37 Uhr

Flemming arbeitet als "Referentin für Literatur, Autorenförderung und Förderung des literarischen Lebens" bei der Hamburger Kulturbehörde. Ein Porträt.

von Maren Ahring

"Ich sehe mich hier so ein bisschen als Schnittstelle hinter den Kulissen", erklärt Literatur-Referentin Antje Flemming. "Ich bin Ansprechpartnerin für die Autorinnen und Autoren in Hamburg und Förderin von literarischen Veranstaltungen und Ansprechpartnerin für die großen literarischen Institutionen, also zum Beispiel das Literaturhaus, das Literarische Zentrum und die Freie Akademie der Künste." 

Im Alltag sieht das dann so aus: "Ich bin sehr viel auf Veranstaltungen und auf Netzwerktreffen. Aber hauptsächlich bin ich natürlich in meinem Büro und am Telefon. Ich schreibe wahnsinnig viele E-Mails und bekomme noch mehr." Dazu kommen Jurysitzungen, Förderanträge und Redaktionstreffen für den "Ziegel", das Hamburger Jahrbuch für Literatur, dessen Mit-Herausgeberin sie ist. 

Johanna Seebauers "Gurkerl" überzeugte beim Bachmann-Wettbewerb

Im "Ziegel" erschien im letzten Jahr auch ein Text von Johanna Seebauer, die vor wenigen Wochen in Klagenfurt las. Ihr Text "Das Gurkerl" überzeugte beim Bachmann-Wettbewerb, wurde von Publikum und Jury gefeiert. "Johanna Seebauer beweist mit ihrem Text, dass Literatur unterhaltsam und lustig und dennoch bedeutsam sein kann", hieß es in der Begründung der Jury.  

Seebauer konnte gleich zwei Preise mit nach Hamburg nehmen, wo sie seit einigen Jahren lebt. Das freut natürlich die Kulturbehörde der Hansestadt, insbesondere Antje Flemming. Denn sie hat als Literatur-Referentin immer ein offenes Ohr für "ihre" Hamburger Autor*innen und weiß, was diese brauchen: "Geld", erzählt sie lachend. "Aber nicht nur Geld, sondern auch Sichtbarkeit, das ist ganz, ganz wichtig. Literatur ist halt eine stille Kunst, die passiert meistens allein am Schreibtisch."

Blick in ein Publikum, in dem Leute auf Stühlen sitzen. © Panzau
Neben Geld brauchen "ihre" Hamburger Autor*innen vor allem Sichtbarkeit, weiß Antje Flemming (Mitte).
Hamburger Kulturbehörde hilft klammen Schreibenden

Generell gehe es dem deutschen Literaturbetrieb gerade nicht gut. Flemming schätzt, dass nur fünf bis zehn Prozent der Schreibenden von ihrer Arbeit leben könnten. Alle anderen seien auf Nebenjobs angewiesen oder wendeten sich an die Kulturbehörde. Die Hilfe kann dann ganz unterschiedlich ausfallen, erklärt Flemming: "Wir haben seit zwei Jahren Recherche-Stipendien vergeben, so dass Autor*innen rausfahren können, ins Ausland oder auch nicht ins Ausland, und sich informieren können über den Stoff, über den sie schreiben wollen. Ich habe auch schon mal einen Flug bezahlt oder - wenn es mal ganz schlimm ist - die Eintrittskarte zu einer Tagung oder so. Man soll sich nicht scheuen, sich auch mal zu melden, wenn es irgendwie schwierig ist - wir finden fast immer eine Lösung."

Antje Flemming wünscht sich mehr Nachwuchs 

Da ist es umso erfreulicher, dass auch im nächsten Haushalt der Stadt Hamburg die Ausgaben für die Literatur nicht gekürzt werden mussten. Langfristig würde sich die Literatur-Referentin aber noch eine Sache wünschen: "Dass noch mehr Nachwuchs kommt. Das merken wir auch bei der Herausgabe des 'Ziegels', dass Hamburg jetzt nicht unbedingt der Standort ist, wo junge Autorinnen und Autoren hinziehen. Einfach, weil man es hier auch gar nicht studieren kann, im Gegensatz zu Städten wie Köln oder Leipzig beispielsweise." 

Ein Ziel, das bei Antje Flemmings Tatendrang nicht ausgeschlossen scheint. Und dann kann sich Hamburg vielleicht in Zukunft noch mit viel mehr Literaturpreis-Gewinner*innen schmücken als jetzt schon. 

Weitere Informationen
Ein Latte Macchiato, eine Brille und eine Kerze liegen auf einem Buch © picture alliance / Zoonar | Oleksandr Latkun

Neue Bücher 2024: Die Neuerscheinungen des Jahres

Unter anderem gibt es Neues von Dana von Suffrin, Michael Köhlmeier und Bernardine Evaristo. mehr

Eine Illustration von einem Matrosen, der einem Kind auf seinem Schoß vorliest - von Tobias Krejtschi im Hamburger Kinderbuchhaus © Tobias Krejtschi

Hamburger Kinderbuchhaus mit großer Party zur Wiedereröffnung

Am Wochenende feiert das Kinderbuchhaus im Altonaer Museum Eröffnungsparty, der Eintritt ist frei. Zu sehen sind auch Illustrationen in einer Ausstellung. mehr

Aufgeschlagenes Buch © Fotolia.com Foto: Donald Joski

Buchempfehlungen von NDR Kultur

NDR Kultur stellt regelmäßig neue Romane im Programm vor. Die Buchempfehlungen der Redaktion nach Datum sortiert. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 09.09.2024 | 06:50 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Romane

Ein Latte Macchiato, eine Brille und eine Kerze liegen auf einem Buch © picture alliance / Zoonar | Oleksandr Latkun

Neue Bücher 2024: Die Neuerscheinungen des Jahres

Unter anderem gibt es Neues von Dana von Suffrin, Michael Köhlmeier und Bernardine Evaristo. mehr

Logo vom NDR Kultur Podcast "eat.READ.sleep" © NDR Foto: Sinje Hasheider

eat.READ.sleep. Bücher für dich

Lieblingsbücher, Neuerscheinungen, Bestseller – wir geben Tipps und Orientierung. Außerdem: Interviews mit Büchermenschen, Fun Facts und eine literarische Vorspeise. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Antje Flemming steht neben einer Tür und lächelt. © Heike Blenk

Literatur-Referentin Antje Flemming weiß, was Autor*innen brauchen

Flemming arbeitet als "Referentin für Literatur, Autorenförderung und Förderung des literarischen Lebens" bei der Hamburger Kulturbehörde. Ein Porträt. mehr