Hans Fallada: Der unbeugsame Autor
Seine Werke wie "Kleiner Mann - was nun?" und "Jeder stirbt für sich allein" erleben seit Jahren eine unerwartete Renaissance. Doch wer war der unbeugsame Schriftsteller aus Vorpommern, der am 21. Juli 1893 geboren wurde?
Regelmäßig finden in Carwitz bei Feldberg die Hans-Fallada-Tage statt. 2023 geht es bei der 32. Auflage um neue Buchveröffentlichungen, ein Theaterstück, Musik aus den 1920er- bis 1950er-Jahren, Lesungen und einen Film über Hans Fallada. Hinzu kommt eine Sonderausstellung sowie das Buch "Wenn mich ein Buch wirklich reizt" - Hans Fallada als Literaturkritiker", herausgegeben von Dr. Sabine Koburger und Michael Töteberg.
Hans Fallada feiert Welterfolge
Jahrzehnte nach seinem Tod erleben die Werke Hans Falladas eine unerwartete Renaissance, besonders auf dem anglo-amerikanischen Buchmarkt. Dort ist sein Roman "Jeder stirbt für sich allein" ein Bestseller: 300.000 verkaufte Exemplare in Großbritannien, 150.000 in den USA.
Sein in Geheimschrift hinterlassener autobiografischer Roman "Der Trinker" von 1950 ist posthum zum Welterfolg geworden. Er erzählt eindrücklich die Tragödie eines Mannes. Seitdem gilt Hans Fallada als einer der bedeutendsten sozialkritischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts aus Deutschland.
Nach Suizidversuch in Nervenheilanstalt
Hans Fallada, eigentlich Rudolf Ditzen, wird am 21. Juli 1893 in Greifswald als Sohn des Landrichters Wilhelm Ditzen und dessen Frau Elisabeth geboren. Die Familie zieht nach Berlin und später nach Leipzig. Dort unternimmt Fallada noch während der Schulzeit mit einem Freund einen als "Duell" getarnten Doppelsuizidversuch. Der Freund stirbt, Fallada überlebt schwer verletzt. Ohne Schulabschluss kommt er für zwei Jahre in eine Nervenheilanstalt.
Sucht und Gefängnis
Nach der Entlassung arbeitet er ab 1913 in der Landwirtschaft, meldet sich 1914 als Kriegsfreiwilliger, wird aber wegen seiner Alkohol- und Morphiumsucht für untauglich befunden. Bis 1919 kommt er immer wieder in Entzugskliniken, eine dauerhafte Heilung erreicht er aber nicht. Er beginnt zu schreiben, 1920 veröffentlicht er den expressionistisch beeinflussten Debütroman "Der junge Goedeschal", drei Jahre später das Werk "Anton und Gerda".
Von der Landwirtschaft ins Gefängnis bis zum Lokalredakteur
Er arbeitet wieder in der Landwirtschaft, nun in Mecklenburg. Um seine anhaltende Sucht zu finanzieren, begeht Fallada mehrere Betrugsdelikte, die ihn 1923 für Monate und ab 1925 für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis Neumünster bringen. Diese Erfahrung geht 1934 in den Roman "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" ein. Nach der Haft heiratet er 1929 in Hamburg Anna "Suse" Issel, mit der Lebens- und Arbeitsfreude in sein Leben zurückkehren. Aus der Ehe stammen drei Kinder.
Fallada arbeitet nun als Lokalredakteur in Neumünster. 1930 stellt ihn der Berliner Rowohlt-Verlag an, er schreibt wieder Romane. Mit dem Kleinstadt- und Landvolkroman "Bauern, Bonzen und Bomben" stellt sich 1931 auch der Erfolg ein. "Kleiner Mann - was nun?" von 1932 kommt auf 45 Auflagen und 20 Auslandsausgaben.
Denunziation und Opportunismus
Mit Frau und dem ersten Kind lebt der Autor bei Berlin, sein Erfolg ermöglicht es, ein Landgut in Carwitz zu kaufen. Vor dem geplanten Umzug nach Carwitz denunziert ihn ein Mieter seines Hauses wegen angeblich staatsfeindlicher Gespräche. Er kommt für elf Tage in Fürstenwalde in Haft. Nach politischer Kritik verfasst Fallada unkritische Unterhaltungsliteratur, auf Geheiß des Propagandaministeriums schreibt er den Roman "Der eiserne Gustav" 1938 sogar um.
Während des Zweiten Weltkrieges entstehen "Kleiner Mann, großer Mann - alles vertauscht" (1940), "Der unbeliebte Mann" (1940) und die Erinnerungsbücher "Damals bei uns daheim" (1942) und "Heute bei uns zu Hause" (1943). Jedem größeren Werk folgt ein Sanatoriums-Aufenthalt. Schlaflosigkeit und Morphium-Abhängigkeit begleiten den selbstzerstörerischen Schaffensprozess seiner Werke.
1944 wird seine erste Ehe geschieden, nachdem er seine Frau mit einer Pistole bedroht hat. Deshalb wird er auch vorübergehend in die Landesanstalt Strelitz eingewiesen. Dort lernt er die ebenfalls suchtkranke, fast 30 Jahre jüngere Ursula Losch kennen. Im Februar 1945 heiraten beide.
Hans Falladas letzte Jahre in Berlin
Seine letzten Lebensjahre verbringt Fallada häufig schwer krank in Berliner Krankenhäusern. Am 5. Februar 1947 stirbt er an Herzschwäche in Berlin. Kurz zuvor vollendet er den 1949 erschienenen Roman "Jeder stirbt für sich allein" über die authentische Geschichte eines Arbeiter-Ehepaars in Berlin, das im Kampf gegen das Hitler-Regime sein Leben lassen muss.
Viele Werke von Fallada wurden verfilmt
Etliche seiner Werke sind verfilmt worden, so 1958 "Der eiserne Gustav" mit Heinz Rühmann, 1964 "Wolf unter Wölfen" mit Armin Mueller-Stahl, 1975 "Jeder stirbt für sich allein" mit Hildegard Knef und 1995 "Der Trinker" mit Harald Juhnke. Auch auf deutschen Bühnen kehrt Fallada zurück. Neu entdeckte Manuskripte wecken darüber hinaus das Interesse an dem großen Schriftsteller.
In Erinnerung an den Schriftsteller vergibt die Stadt Neumünster seit 1981 den Hans-Fallada-Preis. Jedes Jahr um seinen Geburtstag herum erinnert die Hans-Fallada-Gesellschaft an seinem einstigen Wohnort Carwitz in der Feldberger Seenlandschaft mit den Hans-Fallada-Tagen an den Schriftsteller und Dichter.