Axel Hacke: "Im Alltag muss ich mich um Heiterkeit bemühen"
Axel Hacke beschreibt sich selbst als nicht heiteren Menschen, gleichzeitig schreibt er heitere Texte und begeistert damit seine Leserschaft. Wie passt das zusammen? Er verrät es uns im Interview.
Obwohl Axel Hacke seit Jahren ein Riesenpublikum Woche für Woche mit launigen Betrachtungen aus dem Alltag versorgt, fragt er sich: "Wie kann es sein, dass ich relativ heitere Texte schreibe, aber selbst kein heiterer Mensch bin?" Der Auftrag eines Magazins brachte ihn dazu, darüber so ausführlich nachzudenken. Es wurde ein Buch daraus: "Über Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte". Das Buch ist seit Monaten ein Top-Bestseller.
Heiterkeit, erläutert Axel Hacke, sei eine Einstellungssache: "Man kann den Beschluss fassen, dass man mehr davon in seinem Leben haben will." Das ändere viel. Natürlich könne und dürfe man die großen Krisen, die globalen genauso wie die persönlichen, nicht frivol weglächeln, findet Axel Hacke. Aber man müsse sich schon fragen: "Wie gehe ich eigentlich in meiner eigenen Psyche damit um? Will ich in diesem Ernst aufgehen? Will ich am Ende depressiv werden und damit handlungsunfähig? Das kann es nicht sein. Zum Wesen des Menschen gehört auch die andere Seite: das Leichte, vielleicht auch manchmal das Schwebende. Das brauchen wir doch!"
Herr Hacke, sitzt mir ein heiterer Mensch gegenüber?
Axel Hacke: Nein. Die Heiterkeit ist tatsächlich schwierig bei mir im Alltag, da muss ich mich darum bemühen. Aber das ist auch der Grund, warum ich das Buch zu diesem Thema geschrieben habe. Ich habe mich immer gefragt, wie kann es sein, dass ich doch relativ heitere Texte schreibe, aber selbst kein heiterer Mensch bin.
Haben Sie darauf eine Erklärung gefunden?
Hacke: Ich bin der Sache nachgegangen. Das ist eigentlich ein Grundthema des Buches. Die Sache ist, um ein heiterer Mensch zu sein, braucht es ein bisschen Distanz zum Leben und zum Alltag. Beim Schreiben findet man diese Distanz relativ leicht, das gehört praktisch dazu.
Wenn Sie von sich sagen, Sie seien kein heiterer Mensch, sind Sie dann ein guter Darsteller von einem "heiteren Menschen"?
Hacke: Möglicherweise ja. Ich kann es ganz gut spielen. Nun gibt es jetzt zum Beispiel keinen Anlass grantig zu sein. Aber mir ist immer aufgefallen, dass es im Alltag bei mir mit der Heiterkeit manchmal ein bisschen schwierig ist. Inzwischen ist es besser geworden. Man lernt auch von seinen eigenen Büchern.
Wir können das jetzt wahrscheinlich nicht in einem Satz zusammenfassen, aber was ist denn Heiterkeit?
Hacke: Wenn man das kurz sagen will, ist Heiterkeit vielleicht eher ein Lächeln als ein Lachen. Es ist etwas nicht so Lautes, und es ist etwas, das einen auch selbst betrifft. Es ist nicht das Lachen oder Lächeln über andere, sondern auch über sich selbst. Es hat etwas damit zu tun, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, das eigene Ich nicht in den Vordergrund zu stellen. Ich würde sagen, es ist eigentlich etwas Mildes, Wohlwollendes, Freundliches, sowohl anderen Menschen als auch sich selbst gegenüber.
Was ist mit dieser Grundhaltung gewonnen, wie Sie es gerade gesagt haben?
Hacke: Ich glaube, ein Leben mit diesen Eigenschaften ist wesentlich schöner als eines, das mit Wut und Hass gefüllt ist, wo der Ernst des Lebens einen immer dazu bringt, sich aufzuregen und laut zu werden. Das ist nicht schön. Aus der Heiterkeit entspringt zum Beispiel so etwas wie Gelassenheit. Damit lebt es sich, glaube ich, schon bedeutend leichter.
Das würde aber heißen, Heiterkeit könnte ein Dauerzustand sein. Aber findet Heiterkeit nicht nur in Momenten statt?
Hacke: Ich glaube, es könnte tatsächlich so etwas wie ein Dauerzustand sein. Es ist schön, wenn Heiterkeit in bestimmten Momenten stattfindet. Aber vielleicht kann man das auch weiterentwickeln. Vielleicht kann man daraus etwas Grundsätzliches machen, eine wirklich heitere Einstellung, dem Ernst gegenüber. Das ist aber nicht leicht. Und das ist der Punkt: Die meisten Menschen denken, die Heiterkeit ist einem gegeben oder nicht. Es ist natürlich vielen Leuten gegeben, ein heiteres Naturell zu haben, aber das muss nicht unbedingt so sein. Ich glaube, man kann sich das auch erarbeiten. Man kann den Entschluss fassen, dass ich davon mehr in meinem eigenen Leben haben will. Und ich glaube, dieser Beschluss steht eigentlich am Anfang.
Das Gespräch führte Jürgen Deppe.