Antje Flemming wird neue Leiterin des Hamburger Literaturhauses
Antje Flemming übernimmt zum 1. Mai 2025 die Leitung des Hamburger Literaturhauses. Momentan arbeitet sie noch als "Referentin für Literatur, Autorenförderung und Förderung des literarischen Lebens" bei der Hamburger Kulturbehörde. Ein Porträt.
Flemming folgt im Literaturhaus auf Rainer Moritz, der das Haus seit 2005 leitet. Sie ist im Hamburger Literaturhaus keine Unbekannte - von 2002 bis 2016 war sie dort bereits Pressesprecherin. In ihrer jetzigen Tätigkeit im Kulturbüro habe sie bereits die Arbeitsbedingungen für Autorinnen und Autoren verbessert und die Sichtbarkeit der Hamburger Literaturszene maßgeblich gestärkt, wie das Literaturhaus am Dienstag mitteilte. "Das Literaturhaus soll Talente entdecken und fördern, sich breiten Publikumsschichten öffnen, aber auch das literarische und künstlerische Experiment wagen", sagt sie. Sie freue sich auf die neue Aufgabe. Das sei ein bisschen wie "Nachhausekommen".
Offenes Ohr für Autorinnen und Autoren
Noch arbeitet Flemming als Referentin für Literatur im Kulturbüro der Stadt Hamburg. "Ich sehe mich hier so ein bisschen als Schnittstelle hinter den Kulissen", erklärt sie. "Ich bin Ansprechpartnerin für die Autorinnen und Autoren in Hamburg und Förderin von literarischen Veranstaltungen und Ansprechpartnerin für die großen literarischen Institutionen, also zum Beispiel das Literaturhaus, das Literarische Zentrum und die Freie Akademie der Künste."
Im Alltag sieht das dann so aus: "Ich bin sehr viel auf Veranstaltungen und auf Netzwerktreffen. Aber hauptsächlich bin ich natürlich in meinem Büro und am Telefon. Ich schreibe wahnsinnig viele E-Mails und bekomme noch mehr." Dazu kommen Jurysitzungen, Förderanträge und Redaktionstreffen für den "Ziegel", das Hamburger Jahrbuch für Literatur, dessen Mit-Herausgeberin sie ist.
Johanna Seebauers "Gurkerl" überzeugte beim Bachmann-Wettbewerb
Im "Ziegel" erschien im letzten Jahr auch ein Text von Johanna Seebauer, die vor wenigen Wochen in Klagenfurt las. Ihr Text "Das Gurkerl" überzeugte beim Bachmann-Wettbewerb, wurde von Publikum und Jury gefeiert. "Johanna Seebauer beweist mit ihrem Text, dass Literatur unterhaltsam und lustig und dennoch bedeutsam sein kann", hieß es in der Begründung der Jury.
Seebauer konnte gleich zwei Preise mit nach Hamburg nehmen, wo sie seit einigen Jahren lebt. Das freut natürlich die Kulturbehörde der Hansestadt, insbesondere Antje Flemming. Denn sie hat als Literatur-Referentin immer ein offenes Ohr für "ihre" Hamburger Autor*innen und weiß, was diese brauchen: "Geld", erzählt sie lachend. "Aber nicht nur Geld, sondern auch Sichtbarkeit, das ist ganz, ganz wichtig. Literatur ist halt eine stille Kunst, die passiert meistens allein am Schreibtisch."
Hamburger Kulturbehörde hilft klammen Schreibenden
Generell gehe es dem deutschen Literaturbetrieb gerade nicht gut. Flemming schätzt, dass nur fünf bis zehn Prozent der Schreibenden von ihrer Arbeit leben könnten. Alle anderen seien auf Nebenjobs angewiesen oder wendeten sich an die Kulturbehörde.
Die Hilfe kann dann ganz unterschiedlich ausfallen, erklärt Flemming: "Wir haben seit zwei Jahren Recherche-Stipendien vergeben, so dass Autor*innen rausfahren können, ins Ausland oder auch nicht ins Ausland, und sich informieren können über den Stoff, über den sie schreiben wollen. Ich habe auch schon mal einen Flug bezahlt oder - wenn es mal ganz schlimm ist - die Eintrittskarte zu einer Tagung oder so. Man soll sich nicht scheuen, sich auch mal zu melden, wenn es irgendwie schwierig ist - wir finden fast immer eine Lösung."
Antje Flemming wünscht sich mehr Nachwuchs
Da ist es umso erfreulicher, dass auch im nächsten Haushalt der Stadt Hamburg die Ausgaben für die Literatur nicht gekürzt werden mussten. Langfristig würde sich Flemming aber noch eine Sache wünschen: "Dass noch mehr Nachwuchs kommt. Das merken wir auch bei der Herausgabe des 'Ziegels', dass Hamburg jetzt nicht unbedingt der Standort ist, wo junge Autorinnen und Autoren hinziehen. Einfach, weil man es hier auch gar nicht studieren kann, im Gegensatz zu Städten wie Köln oder Leipzig beispielsweise."
Ein Ziel, das bei Antje Flemmings Tatendrang nicht ausgeschlossen scheint. Und dann kann sich Hamburg vielleicht in Zukunft noch mit viel mehr Literaturpreis-Gewinner*innen schmücken als jetzt schon.