Zum 50. Todestag: Etta Scollos Hommage an Mascha Kaléko
Mascha Kaléko ist am 21. Januar 1975 gestorben. Zu diesem Todestag hat die italienische Sängerin Etta Scollo das Album "Nirgendland" aufgenommen, eine Hommage an die Dichterin.
Frau Scollo, wann sind Sie mit den Gedichten von Mascha Kaléko in Berührung gekommen?
Etta Scollo: Ich kenne die Gedichte seit 2007, denn ich habe in meiner Heimatstadt Catania in einem kleinen Buchladen einen Band von Mascha Kaléko in Italienisch und Deutsch gefunden. Er hat mich sofort fasziniert und ich habe ihn mitgenommen. Er begleitet mich bis heute, bis zu dem Moment, wo ich entschieden habe, diese Produktion Mascha Kaléko zu widmen.
Als Musikerin haben Sie vermutlich sofort auch an Liedtexte gedacht, oder hatten Sie sogar schon Melodien im Kopf?
Scollo: Ja, es war immer wieder eine Melodie da oder eine Idee für ein Arrangement. Es kam fast wie von selbst, weil diese Texte extrem musikalisch sind, sowohl phonetisch wie auch rhythmisch. Die geben sehr viel Input für die Komposition. Es war eine schöne, kreative Arbeit.
Was macht für Sie den Zauber der Gedichte aus?
Scollo: Erstens: die Emotionen, die aus diesen Worten herauskommen. Aber auch die Zusammensetzung, die Konstruktion dieser Gedichte: Was kommt zuerst? Was kommt am Schluss? Diese Überraschungen am Ende eines Gedichts - das hat mir wirklich sehr zu denken gegeben. Dieser Impuls gibt einem das Gefühl, weiter darüber nachzudenken. Es ist ein sehr aktiver Impuls, sehr simpel und gleichzeitig sehr intelligent.
Sie haben auch einige Gäste eingeladen, unter anderem die deutsche Liedermacherin Dota Kehr, die auch schon Gedichte von Kaléko vertont hat. Wie war die Zusammenarbeit? Kamen da zwei Melodien, zwei Ideen zusammen?
Scollo: Es war fantastisch. Dota Kehr ist eine ganz tolle Künstlerin. Ich kannte sie nicht. Ich hatte mit meinem Projekt schon angefangen, und eine Freundin hat mir von ihr erzählt. Dann habe ich geforscht, was sie macht, und ich war sehr glücklich, dass wir komplett andere Stilrichtungen haben, komplett andere Konzepte, weil ich Angst hatte, dass ich irgendwas mache, was zu ähnlich klingt - wir Künstlerinnen sind da immer ein bisschen vorsichtig. Ich habe sie eingeladen, und sie hat zugesagt. Sie kam dann ins Studio - ich hatte ihr vorher schon die Vorlagen, die Noten des Liedes geschickt, und sie fand es schön. Das ist immer der erste Schritt: Es muss der anderen Person gefallen. Kurze Zeit später haben wir dann im Studio miteinander gesungen. Siehat es auf Italienisch gesungen, mit einem leichten portugiesischen Akzent, denn sie spricht perfekt Portugiesisch. Das gibt diesem Lied etwas ganz Besonderes.
Das Gespräch führte Philipp Schmid.