Sternsinger sind am Dreikönigstag unterwegs und sammeln Spenden. © picture alliance/dpa Foto: Thomas Warnack
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AUDIO: Sternsingen: "Es ist nicht mehr notwendig, ein Kind (schwarz) zu schminken" (7 Min)

Sternsingen: "Es ist nicht mehr notwendig, ein Kind (schwarz) zu schminken"

Stand: 06.01.2025 16:19 Uhr

Gut 300.000 Sternsinger sind in ganz Deutschland unterwegs. Sie segnen Häuser und Wohnungen und sammeln Spenden für notleidende Kinder. Wie geht die Kirche damit um, dass dabei teils noch geschminkt wird?

Ein Gespräch mit Ruth Kenkel, Diözesanvorsitzende beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend.

Ruth Kenkel, warum ist diese Tradition immer noch so wichtig?

Ruth Kenkel: Das Sternsingen ist eine ganz alte Tradition, wo Kinder für Kinder Spenden sammeln. Die Kinder, die sich auf den Weg machen, sammeln nicht für sich selber, sondern die sammeln für notleidende Kinder in der ganzen Welt - und das jedes Jahr zu einem anderen Thema. Es ist richtig schön zu sehen, wie sich jedes Jahr so viele Kinder dafür einsetzen, dass es den Kindern in der Welt immer besser geht.

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Es ist also ein zeitloser Brauch, der in diesen Tagen besonders wichtig ist.

Kenkel: Genau. Dieses Jahr ist das Thema Kinderrechte, und die Kinder machen auf ihre Rechte aufmerksam. Sie setzen sich damit auseinander: Was heißt es eigentlich, dass wir diese Rechte haben? Und was heißt es, dass andere Kinder diese Rechte auch haben, aber sie nicht ausüben können? Da sehen die Kinder schon in ganz jungen Jahren: Wir sind sehr privilegiert und andere Kinder nicht - und genau deswegen setzen wir uns ein.

Nun verkleiden sich die Kinder für diesen alten Brauch als Könige. Wie stellen Sie sicher, dass in diesen Zeiten der Schwarze König Melchior nicht klischeehaft oder sogar rassistisch dargestellt wird?

Kenkel: Bis vor vielen Jahren war es hier gang und gäbe, dass ein Kind schwarz angemalt wurde. Wir machen mittlerweile darauf aufmerksam, dass das nicht mehr passiert, dass jedes Kind so kommen darf, wie er oder sie ist, und dass jedes Kind so viel Vielfalt mitbringt, dass es gar nicht mehr notwendig ist, ein Kind zu schminken.

Das kann auch als kulturelle Aneignung wahrgenommen werden, dass man bestimmte Dinge übernimmt, die zur eigenen Kultur gar nicht passen. Wie positionieren Sie sich dazu?

Kenkel: Wir sagen, dass es nicht heißt, nur weil ein Kind schwarz angemalt wird, dass es dann für Afrika steht und ein weißes Kind für Europa, weil das einfach nicht mehr der Fall ist. Die Kinder, die in Deutschland wohnen, sind nicht nur weiße Kinder, sondern das sind auch dunkelhäutige Kinder. Es ist eben nicht mehr der Fall, dass Kinder, die dunkelhäutig sind, für einen Kontinent stehen.

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Gibt es da eine Anordnung, oder ist das eine Empfehlung?

Kenkel: Nein, das ist eine Empfehlung. Wir gehen immer wieder mit den Gemeinden ins Gespräch und fragen: Wie macht ihr das? Warum macht ihr das so, wie ihr es macht? Wir stehen auch als Ansprechpartner*in zur Seite und gucken mit den Gemeinden, was ein guter Weg für sie sein kann.

Was passiert, wenn in einigen Gemeinden doch noch geschminkt wird?

Kenkel: Da geben wir auch die Empfehlung, mit den Sternsingern und den Begleitpersonen zu sprechen: Warum macht ihr das eigentlich? Was ist der Hintergrund? Wenn die Gemeinde sich dafür entscheidet, die Kinder zu schminken, dann sagen wir nicht, dass sie es nicht dürfen, sondern wir sind mit den Gemeinden weiterhin im Gespräch und gucken, dass es ein guter Weg wird.

Was glauben Sie, wie in Zukunft damit umgegangen wird? Wird es irgendwann ein ganz klares Nein geben?

Kenkel: Das ist eine schwierige Frage, weil die Traditionen in den jeweiligen Orten unterschiedlich sind und es teilweise an den Personen vor Ort hängt. Aber ich glaube schon, dass in Zukunft immer mehr sensibilisiert wird, und geguckt wird, wie vor Ort gut umgesetzt werden kann, dass die Diskriminierung nicht mehr passiert, aber gleichzeitig es für alle Beteiligten ein eine gute Aktion wird.

Es ist eine Aktion, die symbolisieren soll, dass alle Kinder der Welt zusammenhalten. Inwieweit wird auch darauf geachtet, dass zum Beispiel Kinder mit Migrationshintergrund dabei sind oder sogar Kinder mit anderer Religionszugehörigkeit?

Kenkel: Alle Kinder dürfen mitmachen, egal wo sie herkommen, egal welche Religion sie haben, weil es darum geht, den Segen zu bringen und sich für andere Kinder einzusetzen.

Würden Sie sagen, dass das Sternsingen eine große gesellschaftliche Relevanz hat?

Kenkel: Auf jeden Fall, weil auf Missstände in der Gesellschaft und der Welt aufmerksam gemacht wird, und sich Kinder dafür einsetzen, dass es anderen Kindern besser geht. Es gibt natürlich auch in Deutschland Kinder, die nicht so privilegiert sind wie andere Kinder hier im Land.

Und vielleicht auch nicht so bibelfest sind oder so religionszugehörig. Wie reagiert das Sternsingen auf diese gesellschaftlichen Veränderungen?

Kenkel: Das ist ein ganz starkes Thema. Es gibt Gemeinden, da haben wir immer weniger Sternsingerinnen und Sternsinger. Aber auch in diesen Gemeinden wird noch der Segen gebracht, zum Beispiel durch Segenstüten, die in der Kirche ausliegen oder durch erwachsene Sternsinger*innen. Aber natürlich ist es ein Thema, dass die Religionszugehörigkeit beziehungsweise die Religiosität immer weiter abnimmt, und das eine Lebensrealität ist, wo neue Lösungen gesucht werden müssen.

Das Gespräch führte Julia Westlake.

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