Sanierung Stadtmuseum Oldenburg: "Zu neuen Ideen gezwungen"
Langjährige Umbauten stellen Museen im Norden vor große Herausforderungen. Auch das Stadtmuseum Oldenburg ist bereits seit Anfang 2021 geschlossen und wird nun im städtischen Raum kreativ.
Ein knalliges Orange ist das unverkennbare Signal für die Einwohner Oldenburgs: Hier ist das Stadtmuseum zugange! Im Zuge einer Modernisierung ist das Haus bereits Anfang 2021 geräumt worden und soll erst 2025 frisch saniert wieder eröffnet werden. Es gilt also mindestens vier Jahre ohne festen Ausstellungsort zu überbrücken, was Kuratorin Franziska Boegehold-Gude durchaus auch als Chance begreift. Denn das Haus bespiele nun die gesamte Stadt als potenzielle Ausstellungsfläche. "Uns war von Anfang an klar, dass wir nicht in der Versenkung verschwinden, sondern präsent bleiben wollen in der Stadt", so die Sammlungsleiterin.
Eine gute Gelegenheit für das Team mal verschiedene Konzepte auszuprobieren. Denn dafür sei im normalen Alltag oftmals gar keine Zeit. Das passende Motto dazu lautet: "Jetzt in der Stadt, statt im Museum!" - und damit das auch ja keiner verpasst, hat sich knallorange als Signalfarbe durchgesetzt - sozusagen der dezente Hinweis: "Achtung, hier gibt's Informationen vom Stadtmuseum".
Pop-Up-Ausstellung zur Geschichte des Stadthafens
So sind etwa an verschiedenen Orten in der Stadt Banner und Aufsteller mit QR-Codes zu finden, die zu spannenden Infos und Geschichten aus der Stadtgeschichte führen. Das kann eine interessante historische Begebenheit sein, die Geschichte einer Person oder sonstige herausragende Events. So ist zum Beispiel die Band Nirvana 1989 mal im örtlichen Jugendclub aufgetreten (wer hätte das gedacht?).
Seit Anfang Juli bis zum 10. September gibt es eine Pop-Up-Ausstellung namens "Ankerplatz" am Stadthafen, welche die bewegte Geschichte des Stadthafens erzählt. Heute Flaniermeile und beliebte Wohngegend, vor noch gar nicht all zu langer Zeit Industrieanlage, Gewerbegebiet und Rotlichtmilieu. In einem Gesprächsformat gehe es um die Gegenwart und Vergangenheit der Stadt: "Oldenburg verändern, Oldenburg erinnern". Dabei sei zum Beispiel auch zutage gekommen, dass die neue Architektur rund um den Hafen durchaus auch kritisch diskutiert werde.
Neue Themen durch Stadtteilarbeit
"Es funktioniert eigentlich ganz gut, dass wir uns ein bisschen breit machen in der Stadt und die Menschen uns wahrnehmen", so Boegehold-Gude. Zusätzlich setze man auf Stadtteilarbeit in Projekträumen. Dabei werde ein bis zweimal pro Jahr in der Innenstadt Leerstand genutzt, um Stadtteilarbeit sichtbar zu machen. Eine Mitarbeiterin des Hauses arbeite dafür mit ganz unterschiedlichen Gruppen zusammen: Schulklassen, Erwachsenengruppen und Bewohnern eines bestimmten Stadtteils - damit bringe sie Themen aus ganz unterschiedlichen Stadtteilen in die Innenstadt. Nach und nach könne das Stadtmuseum alle Stadtteile abklappern, das wolle man unbedingt beibehalten: Mehr rausgehen aus dem Museum, mit den Menschen sprechen, ihre Themen und Anliegen verstehen - die Erkenntnisse sollen sich dann wiederum auch zukünftig in den Ausstellungen des Hauses wiederfinden. Zwar könne man nicht "für immer" in so großem Stile in der gesamten Stadt Präsenz zeigen, aber zum Teil - etwa am Hafen - wolle man das gerne beibehalten.
Spannende Zeit mit vielen Chancen
Bei so viel Euphorie könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass dem Team die Phase ohne feste Ausstellung sehr gut gefalle! Es sei eine spannende Zeit mit vielen Chancen, sich auszuprobieren, reflektiert Boegehold-Gude. Das Haus sei förmlich gezwungen worden auf neue Ideen zu kommen. Trotzdem überwiege natürlich die Vorfreude auf das neue Haus. Insgesamt gebe es viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Was Boegenhol-Gude freut ist, dass man durch die neuen Ausstellungs- und Veranstaltungsformen auch auf viele Menschen gestoßen sei, die man bisher nicht unbedingt erreicht habe: "Wir sehen bei unseren Veranstaltungen, nicht nur unser Stammpublikum, sondern ein sehr viel gemischteres Publikum als bisher, darunter auch viele jüngere Menschen." Auch dadurch fühle man sich bestärkt, auf einem guten Weg zu sein. Auch wenn das Haus durchaus an Angeboten für Durchreisende feile, wie etwa einer "Tour für Eilige" bleibe die Hauptzielgruppe natürlich die Menschen in und um Oldenburg. Und die gelte es zu erreichen und mitzunehmen - egal ob im Museum oder in der Stadt.