"Queer Spirits" in Gifhorn - für ein normales Miteinander

Stand: 22.03.2024 13:54 Uhr

Das Spektrum Gifhorn ist ein queeres Bildungs- und Beratungszentrum. Dort trifft sich auch die Jugendgruppe Queer Spirits zum gemeinsamen Kochen, Lesen, Musik machen - vor allem aber zum Austausch mit Gleichgesinnten.

von Doretta Farnbacher

Tay Westphal macht die letzten Vorbereitungen. Um 5 Uhr kommt ihre Jugendgruppe  - wie jeden Montag im Spektrum Gifhorn. Für heute ist ein Kreativabend geplant. Die Ergebnisse sollen am Ende an die Wand. Die Gruppe nennt sich Queer Spirits, ist offen für alle Menschen zwischen 12 und 27 Jahren, die sich über Sexualität und Queersein austauschen möchten.

Wissen, dass man nicht allein ist

Jede Woche gibt es eine andere Aktion - so wie heute die Linoleumplatten. "Hier habt Ihr ein Linoleumstück, das ist so gummiartig und da könnt Ihr dann ein Muster draufmalen", erklärt Tay Westphal. Die Zeichnungen sollen ausgeschnitzt und mit Farbe übermalt werden. So entsteht später ein Stempel. Beim Motiv haben alle die freie Wahl.

Im Fokus stehen das Ausprobieren und der Austausch. Dafür möchte das Spektrum einen sicheren Raum bieten. "Ich bin trans, also von female to male, und es ist schwierig damit umzugehen, weil es solche sensiblen Themen sind. Und die Gesellschaft ist nicht gerade nett“, sagt Teilnehmer Sam. Er habe sich im Spektrum beraten lassen und dann gewusst, dass er damit nicht allein ist.

Kunst als Ausdrucksform

In die Gruppe darf jeder und jede kommen. Die Gruppe unternimmt regelmäßig Ausflüge, besucht Museen oder Ausstellungen. Kunst und Kultur spielen immer wieder eine große Rolle.

"Kunst drückt Sachen aus, die man nicht mit Worten sagen kann", sagt die Teilnehmerin Enni. Es sei eine Form von Ausdruck. "Ich denke, das hilft vielen Leuten, wenn man nicht die richtigen Worte hat", sagt sie.

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Schon seit zwei Jahren ist Tay Leiterin der Queer Spirits. Mindestens dreimal die Woche kommt sie ins Spektrum, fährt dafür extra von Braunschweig nach Gifhorn. Das alles ehrenamtlich, neben der Schule. "Ich habe als Teilnehmende angefangen und es hat mir so gut gefallen, die Unterstützung so zu bekommen von den ehemaligen Leuten, die hier gearbeitet haben", erinnert sie sich. Nun wolle sie das weitergeben. "Die Gruppe ist ein Hobby geworden und es macht mich unfassbar glücklich hier zu sein."

"Wer anders aussieht, wird schief angeguckt"

Die Gruppe will sich nicht abkapseln - im Gegenteil. Doch besonders auf dem Land brauche es einen sicheren Ort für die Jugendlichen, wie Tay aus eigener Erfahrung weiß. "Man wird öfter schief angeguckt, wenn man anders aussieht für die Gesellschaft", sagt sie. Sie sei zum Beispiel gerade von Gifhorn nach Braunschweig gezogen und da stelle sie große Unterschiede fest. "In Braunschweig sieht man viel mehr queere Menschen als in Gifhorn. Und es ist auch so, dass in den Schulen mehr Leute mehr Mobbing erfahren. Das hört man von ganz vielen Jugendlichen hier."

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Die Jugendliche wünschen sich ein "normales" Miteinander

Umso wichtiger ist das Spektrum - als Beratungsstelle, Treffpunkt und Rückzugsort - für all diejenigen, die von dem abweichen, was in der Gesellschaft als "normal" gilt. Für die Zukunft wünschen sich die Jugendlichen das anders.

"Ich finde, dass Queersein einfach etwas Normales sein sollte auch in der Gesellschaft", sagt Tay und wünscht sich, dass sich auf keiner Seite Grüppchen bilden, weder auf der queeren, noch auf der nicht-queeren Seite. "Man sollte normal zusammenleben, auf die Straße gehen ohne Angst zu haben. Es sollte einfach ein normales Miteinander sein", sagt sie. Dafür kämpfen die Jugendlichen, ob laut bei Demos oder leise mit ihrer Kunst.

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