Kulturbrücke Hamburg will Nationen zusammenbringen
Das Ziel der Kulturbrücke Hamburg ist es, die rund 180 Nationen, die in Hamburg leben, zusammen zu bringen. Wo fängt man da an? Zum Beispiel mit Kindern, die in Unterkünften für Geflüchtete leben.
Es gar nicht so leicht, die 13 Jungs und Mädchen zu bändigen. Bis gerade eben hieß es noch: Hausaufgaben erledigen. Kein Wunder also, dass die Kinder - alle im Grundschulalter - jetzt erstmal viel Spaß am Toben auf dem Spielplatz haben. Zwei Mal pro Woche kommen Leonard und Sophie - beide Studierende in ihren Zwanzigern - in die Flüchtlingsunterkunft: "Ich finde, das ist voll die coole Kombination. Du kannst mit ihnen Hausaufgaben machen und lernen, aber sie auch persönlich fördern. Ich finde, in dem Alter kriegen sie nicht genügend Unterstützung und ich habe gemerkt, dass die sonst niemanden außerhalb der Schule haben, mit dem sie reden können", sagt Sophie.
Projekt "Switch Tutor": Mehr als Unterstützung bei den Hausaufgaben
Hausaufgabenhilfe, Werte- und Kulturvermittlung: Das sind die drei Schwerpunkte des Projektes "Switch Tutor" des Vereins Kulturbrücke Hamburg. Seit gut zwei Jahren engagiert sich Leonard und trifft oft auf dieselben Muster: "Wir gehen in die Unterkünfte und sehen sehr oft, wie Kinder Vorurteile haben. Zum Beispiel sagen die Mädchen: 'Ich spiele kein Fußball, ich darf kein Fußball spielen.' Dann versuchen wir, erstmal anzufangen, indem wir sagen: 'Doch, du darfst Fußball spielen, wenn es dir Spaß macht. Ein Mädchen darf genauso Fußball spielen, wie ein Junge. Ein Junge darf auch, wenn er will, stricken."
Mit roten Köpfen und kalt gewordenen Fingern schießen die Kinder über den Spielplatz. Sie schaukeln, dass es einem beim Zugucken schon schwindelig wird, verstecken sich in den kleinen Holzhäusern oder spielen Fangen. Einige von ihnen sind erst seit ein paar Monaten in Hamburg, andere schon seit einigen Jahren. Hamidi freut sich auf die Tage, an denen Sophie und Leonard zu ihnen kommen: "Es ist gut, dass wir dann immer unsere Hausaufgaben haben. Er bringt uns Süßigkeiten und wir gehen ins Kino. Das ist cool, dass Leonard das macht."
Kulturelle Bildung für Kinder
Keine Frage - er ist cool: Lederjacke, Jeans, Süßigkeiten, gute Laune und vor allem weit mehr als nur Mathe im Angebot. Heute geht es direkt vom Spielplatz ins Kino: "Ein Schwerpunkt liegt bei uns auch auf dem kulturellen Angebot, dass wir mit den Kindern Ausflüge planen, in Kunst und Kultur", erklärt Leonard. "Das machen wir meist in den Ferien oder an den Wochenenden. Da gehen wir mit den Kindern zum Beispiel ins Theater. Wir waren letztens im Ernst-Deutsch-Theater oder im Miniaturwunderland. Heute gehen wir ins Abaton Kino, was ja schon seit über 50 Jahren im Grindelviertel zu finden ist und zur Geschichte Hamburgs dazugehört."
In Zweierreihen ziehen die beiden Großen mit den vielen Kleinen in Richtung Kino. Es ist fast egal, erzählt Sophie unterwegs, was man den Kindern anbietet - sie nehmen es. "Oft sind Kinder in dem Alter, was Kultur angeht, ein bisschen abgeschreckt und sagen: 'Ach, ich will nicht ins Museum.' Mit den Kindern in Wilhelmsburg waren wir bei einem Trommelkurs in der Neustadt. Die waren anfangs total dagegen und haben gesagt, das sei so uncool. Dann hat es ihnen total gut gefallen und wir sind da jede Woche eine Stunde hingefahren. Es hat sich voll gelohnt. Ich finde, das fördert Kinder. Deshalb ist das wichtig."
Ehrenamtliches Engagement für unvergessliche Erlebnisse
Ganz vorne laufen Majann und Somaia. Sie halten sich fest an den Händen und die Freude ist ihnen ins Gesicht geschrieben: "Es ist cool! Sonst wäre ich zu Hause und hätte nur aufs Handy geguckt." Es ist besser als das Handy - und vor allem wird der nächste Tag in der Schule wieder richtig gut: "Es ist für mich wichtig, weil immer, wenn meine deutschen Freunde sagen, wir waren da und da, kann ich sagen: 'Ich war auch da!'"
Es ist nicht selten, dass man hört, wie wichtig den Kindern Leonards Engagement ist. Genauso oft kann man spüren, was ihm sein Ehrenamt bedeutet: "Wir hatten einmal einen Besuch im Miniaturwunderland. Da war es tatsächlich so, dass ein Kind zu mir meinte: 'Das war, seit ich hier angekommen bin, eines meiner schönsten Erlebnisse.' Das hat mich sehr berührt, muss ich sagen."