Margrethe II. von Dänemark: Beliebte Monarchin ist nun im Ruhestand
Königin Margrethe II. von Dänemark ist beliebt, volksnah und gebildet: Am 14. Januar 2023 dankte die 83-jährige Monarchin ab, behält aber den Königinnen-Titel. Ein Porträt.
Bei ihrer jährlichen Live-Fernsehansprache an die Nation überraschte Königin Margrethe II. alle, sogar die Adelsexperten Skandinaviens. Am Ende ihrer Rede dankte sie allen und verkündete, dass sie abdanke: "Am 14. Januar 2024 - 52 Jahre nachdem ich die Nachfolge meines geliebten Vaters angetreten habe - werde ich als Königin von Dänemark zurücktreten." 52 Jahre seien eine lange Zeit, die bei jedem Menschen Spuren hinterlassen würden - auch bei ihr, so die Königin, sie würde nicht mehr so viel schaffen, wie in der Vergangenheit.
Unter großem Beifall und einem riesigen Andrang von Däninnen und Dänen in ganz Kopenhagen hat Margrethe II. nun ihre Abdankungserklärung unterzeichnet. Fortan wird sie immer noch den Titel Königin Margrethe II. tragen, ihr Sohn Frederik ist nun König Frederik X., Mary trägt fortan den Titel Königin Mary. Deren 18-jähriger Sohn Christian ist nun Kronprinz Christian.
Paradiesvogel unter den Royals
Seit dem Tod der britischen Königin Elisabeth II. im September 2022 war die 83-jährige Königin die dienstälteste Monarchin Europas. Sie bestieg 1972 den Thron. Ihre Landsleute mögen sie vor allem dafür, dass sie sich gibt wie eine von ihnen. Nun blickt sie auf 52 Jahre Regentschaft zurück - und das ohne Skandale. Die dänische Königin gilt als Paradiesvogel unter den Royals: Sie lebt ihre künstlerische Ader aus, ihre bunten Outfits sind legendär. Mit dem Älterwerden habe sie keine Probleme, sagt sie vor einigen Jahren anlässlich ihres 75. Geburtstages. Stattdessen sehe sie auch Vorteile. "Man hat eine ganz andere Erfahrung. Ich bewege mich nicht mehr so viel auf dünnem Eis." Den größten Moment ihres Lebens könne sie nicht benennen, es habe so viele schöne Erlebnisse gegeben.
Studium im europäischen Ausland
Margrethe II. kommt am 16. April 1940 auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen zur Welt, ihr voller Name lautet Margrethe Alexandrine Thorhildur Ingrid. Nach dem Abitur studiert sie Rechts- und Staatswissenschaften an der Pariser Sorbonne. Anschließend folgt in Kopenhagen und Aarhus ein Studium in Jura, Staatswissenschaften, Volkswirtschaft und Geschichte. An der Universität Cambridge und der London School of Economics in Großbritannien folgt der letzte akademische Feinschliff in den Fächern Archäologie, Völkerrecht und Wirtschaft.
Hochzeit mit dem Franzosen Prinz Henrik
In London lernt Margrethe ihren Ehemann, den französischen Diplomaten Graf Henri de Laborde de Monpezat, kennen. Er arbeitet als Sekretär in der französischen Botschaft, sie ist damals noch Kronprinzessin. Es war Liebe auf den ersten Blick, gesteht Margrethe später einmal. Am 10. Juni 1967 findet die Hochzeit des Paares in der Holmens Kirke in Kopenhagen statt, die zum nationalen Volksfest für die Dänen wird. Graf Henri muss seinen Namen ändern und heißt seit der Vermählung Prinz Henrik von Dänemark. Im Jahr 1968 bringt Margrethe ihren ersten Sohn, Kronprinz Frederik, zur Welt. Prinz Joachim wird im folgenden Jahr geboren. Das Paar hat acht Enkelkinder.
Erste dänische Königin seit 500 Jahren
Anfang 1972 erkrankt ihr Vater Frederik IX. und stirbt. Daraufhin wird Margrethe am 14. Januar zur Königin gekrönt. Eine Frau auf dem Thron - das ist in Dänemark etwas Besonderes. Mehr als 500 Jahre hatten männliche Herrscher das Land regiert. Nach Margrethe I., die bis 1412 lebte, ist Margrethe II. die zweite Frau auf dem Thron des nordischen Landes. Ihr Vater hatte dies ermöglicht: Weil ihm seine Frau, Königin Ingrid, keinen Sohn schenkt, lässt er 1953 das Thronfolgegesetz durch eine Volksabstimmung ändern.
Erfolgreiche und vielseitige Künstlerin
Neben ihren offiziellen Aufgaben ist die Monarchin kreativ - als Malerin und auch in vielen anderen künstlerischen Bereichen. Unter dem Pseudonym Ingahild Grathmer illustriert sie 1977 das Cover der dänischen Ausgabe von Tolkiens Bestseller "Herr der Ringe". Auch zahlreiche dänische Sonderbriefmarken kreiert die Königin. Zusammen mit ihrem Mann übersetzt sie verschiedene Romane. Zudem entwirft sie Kirchengewänder, Theaterkostüme und auch Bühnenbilder. Auch ihre außergewöhnlichen Outfits gestaltet die Monarchin oft mit - das kann dann auch schon mal eine knallbunte Regenjacke aus einer Wachsdecke sein. Sie ist und bleibt eben ein royaler Paradiesvogel.
Ehe mit Schattenseiten und Krisen
Trotz der gemeinsamen Liebe zur Kunst und Literatur, in der Ehe zwischen Königin Margrethe und Henrik kriselt es mehrmals gewaltig. Der französische Adlige findet sich nur schwer damit ab, dass er in der Öffentlichkeit nur die zweite Geige spielt und obendrein nur den Titel eines Prinzen statt den eines Königs trägt. Er werde bei Hofe von bestimmten Kreisen erniedrigt, sagt er sogar einmal in einem Interview. Auch die dänischen Landsleute machen sich über den nur gebrochen Dänisch sprechenden Prinzgemahl, der seinen Dackeln öffentlich Liebesgedichte widmet, immer wieder lustig. Als die Königin Prinz Frederik als Krankheitsvertretung bei einem Neujahrsempfang den Vorzug gibt, kommt es zum Eklat. Henrik zieht sich beleidigt auf sein Weingut in Frankreich zurück. 2015 bleibt Henrik sogar den Feierlichkeiten seiner Frau zum 75. Geburtstag fern.
Anfang Januar 2016 lässt Henrik dann die "Neujahrsbombe" platzen: Margrethe verkündet in ihrer Ansprache, dass Henrik in Pension gehe und künftig öffentlichen Terminen des Königshauses fernbleiben werde. 2017 gibt das Königshaus bekannt, dass der Prinz unter Demenz leide. Am 13. Februar 2018 stirbt der Ehemann von Königin Margrethe.