Zur Einsamkeit verdammt: Beliebte Heldinnen und Helden
Von Thoreau bis Gabriel Garcia Marquez, von Marlen Haushofer bis Bret Easton Ellis - bei allen war Einsamkeit ein literarisches Motiv. Ein Überblick der einsamen Herzen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Da wäre die offensichtliche Einsamkeit. Denn sie steckt schon im Titel: "Hundert Jahre Einsamkeit" von Literaturnobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez. Das liegt am Spielort, einem fiktiven Dorf im Dschungel, weit ab vom Rest des Landes. Die Familie Buendia, deren Geschichten über Generationen erzählt wird, ist eine Gruppe Menschen, die sich kaum für andere interessiert. Aus Eitelkeit, aus Stolz. Aus Ambition. Mark Watney hat da ganz andere Probleme.
Er, von Matt Damon in dem Film "Der Marsianer" gespielt, wird auf dem Mars vergessen. Das Ganze basiert auf einem Roman von Andy Weir. Darin muss der unfreiwillige Marsmensch Wege finden sich am Leben zu halten, bis Hilfe kommt. Inklusive Kartoffelanbau und vor allem Wassergewinnung. In einem anderen Andy Weir-Roman, "Der Astronaut", ist ebendieser ganz allein in seinem Raumschiff. Die Verfilmung mit Ryan Gosling und Sandra Hüller ist in Planung.
Science Fiction bedienen sich besonders gern einsamer Helden
Gerade im Genre Science Fiction ist die Einsamkeit oft Thema. "Ich bin Legende" von Richard Matheson etwa wurde ebenfalls groß verfilmt. Und es gibt eine Lesart von "1984" in der Held Winston insofern einsam ist, weil er seine Zweifel am Großen Bruder und seinem totalitären Staat nicht äußern kann. Ähnlich geht es Buchverbrenner Guy Montag in "Fahrenheit 451", der heimlich und verbotenerweise Bücher liest.
Auch ein oft genutztes Motiv ist die Einsamkeit, in der die Helden einfach nicht mit den Bedingungen der Gesellschaft klar kommen. Holden Caulfield im "Fänger im Roggen" von J. D. Salinger zum Beispiel weigert sich, sich im Alltag diplomatisch zu geben. Da heißt es: "Was mich immer fertig macht: Immer sage ich zu Leuten, bei denen ich mich überhaupt nicht freue, sie kennengelernt zu haben: 'Freut mich sie kennen gelernt zu haben.' Aber wenn man am Leben bleiben will, muss man so Kram sagen."
Fehlende Anerkennung als Treiber in die Einsamkeit
Den einsamen jungen Umherirrenden findet man auch in Bret Easton Ellis‘ "Unter Null" oder in Jay McInerneys "Ein starker Abgang". Fehlende Anerkennung ist, was den "Großen Gatsby" antreibt seine extravaganten Partys zu feiern – nur um dann doch von der High Society nicht akzeptiert zu werden.
Im deutschsprachigen Raum fällt sofort Marlen Haushofers "Die Wand" auf. Eine Frau bemerkt ein unsichtbares Hindernis rund um ihre Berghütte. Alle dahinter scheinen erstarrt. Über mehrere Jahre lernt die Heldin alleine zu überleben. Für die einen ist dies eine Art Robinson Crusoe Abenteuergeschichte, für die anderen ein Roman, der von Depressionen erzählt.
Einsamkeit als ziviler Ungehorsam bei Thoreau
"Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu treten (…)", sagte einst der amerikanscieh Philosoph Henry David Thoreau (1817-1862). Sein Buch "Walden" beschreibt, wie er in eine Blockhütte am See zieht, fischt, Bäume fällt. Ohne Besuch. Ohne den gäbe es auch keinen Streit und keine Gerüchte, schrieb er. Bis heute ist Thoreau ein Vorbild für viele Aussteiger, die die Einsamkeit suchen. Dass der See heute ein beliebter Badeort ist – und das Besucher seinem Text zu Ehren Stifte in sein Grab stecken, Thoreau würde das wahrscheinlich fürchterlich finden.