Der Schauspieler Matt Damon in einem Astronautenoutfit in dem Film "Der Marsianer" © dpa/Twentieth Century Fox
Der Schauspieler Matt Damon in einem Astronautenoutfit in dem Film "Der Marsianer" © dpa/Twentieth Century Fox
Der Schauspieler Matt Damon in einem Astronautenoutfit in dem Film "Der Marsianer" © dpa/Twentieth Century Fox
AUDIO: Einsame Helden: Mal freiwillig, mal schicksalhaft (3 Min)

Zur Einsamkeit verdammt: Beliebte Heldinnen und Helden

Stand: 30.11.2024 14:08 Uhr

Von Thoreau bis Gabriel Garcia Marquez, von Marlen Haushofer bis Bret Easton Ellis - bei allen war Einsamkeit ein literarisches Motiv. Ein Überblick der einsamen Herzen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

von Danny Marques Marçalo

Da wäre die offensichtliche Einsamkeit. Denn sie steckt schon im Titel: "Hundert Jahre Einsamkeit" von Literaturnobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez. Das liegt am Spielort, einem fiktiven Dorf im Dschungel, weit ab vom Rest des Landes. Die Familie Buendia, deren Geschichten über Generationen erzählt wird, ist eine Gruppe Menschen, die sich kaum für andere interessiert. Aus Eitelkeit, aus Stolz. Aus Ambition. Mark Watney hat da ganz andere Probleme.

Weitere Informationen
Buchcover: Gabriel García Márquez - Wir sehen uns im August © Kiepenheuer & Witsch Verlag

"Wir sehen uns im August": Aus dem Nachlass von Gabriel García Márquez

Vor zehn Jahren starb der Literaturnobelpreisträger. Aus seinem Nachlass erscheint nun ein faszinierendes Psychogramm einer reifen Frau. mehr

Er, von Matt Damon in dem Film "Der Marsianer" gespielt, wird auf dem Mars vergessen. Das Ganze basiert auf einem Roman von Andy Weir. Darin muss der unfreiwillige Marsmensch Wege finden sich am Leben zu halten, bis Hilfe kommt. Inklusive Kartoffelanbau und vor allem Wassergewinnung. In einem anderen Andy Weir-Roman, "Der Astronaut", ist ebendieser ganz allein in seinem Raumschiff. Die Verfilmung mit Ryan Gosling und Sandra Hüller ist in Planung.

Science Fiction bedienen sich besonders gern einsamer Helden

Gerade im Genre Science Fiction ist die Einsamkeit oft Thema. "Ich bin Legende" von Richard Matheson etwa wurde ebenfalls groß verfilmt. Und es gibt eine Lesart von "1984" in der Held Winston insofern einsam ist, weil er seine Zweifel am Großen Bruder und seinem totalitären Staat nicht äußern kann. Ähnlich geht es Buchverbrenner Guy Montag in "Fahrenheit 451", der heimlich und verbotenerweise Bücher liest.

Weitere Informationen
Der US-amerikanische Schriftsteller und Drehbuchautor Ray Bradbury 1983. © picture alliance / Everett Collection | ©Buena Vista Pictures/Courtesy Everett Collection
14 Min

Ray Bradbury: Endzeit-Fantast und sorgsamer Planer

Auf seinem Grab in L.A. hatte der Drehbuchautor seinen größten Erfolg schon verewigt: die Dystopie "Fahrenheit 451". Am 5. Juni 2012 starb er. 14 Min

Auch ein oft genutztes Motiv ist die Einsamkeit, in der die Helden einfach nicht mit den Bedingungen der Gesellschaft klar kommen. Holden Caulfield im "Fänger im Roggen" von J. D. Salinger zum Beispiel weigert sich, sich im Alltag diplomatisch zu geben. Da heißt es: "Was mich immer fertig macht: Immer sage ich zu Leuten, bei denen ich mich überhaupt nicht freue, sie kennengelernt zu haben: 'Freut mich sie kennen gelernt zu haben.' Aber wenn man am Leben bleiben will, muss man so Kram sagen."

Fehlende Anerkennung als Treiber in die Einsamkeit

Den einsamen jungen Umherirrenden findet man auch in Bret Easton Ellis‘ "Unter Null" oder in Jay McInerneys "Ein starker Abgang". Fehlende Anerkennung ist, was den "Großen Gatsby" antreibt seine extravaganten Partys zu feiern – nur um dann doch von der High Society nicht akzeptiert zu werden.

Weitere Informationen
Buchcover: F. Scott Fitzgerald - Der große Gatsby © dtv

F. Scott Fitzgerald "Der große Gatsby"

F. Scott Fitzgerald gilt als Chronist des von ihm so benannten "Jazz-Age". In der Wissensreihe "Große Romane der Weltliteratur" stellen wir seinen "großen Gatsby" vor. mehr

Im deutschsprachigen Raum fällt sofort Marlen Haushofers "Die Wand" auf. Eine Frau bemerkt ein unsichtbares Hindernis rund um ihre Berghütte. Alle dahinter scheinen erstarrt. Über mehrere Jahre lernt die Heldin alleine zu überleben. Für die einen ist dies eine Art Robinson Crusoe Abenteuergeschichte, für die anderen ein Roman, der von Depressionen erzählt.

Einsamkeit als ziviler Ungehorsam bei Thoreau

"Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu treten (…)", sagte einst der amerikanscieh Philosoph Henry David Thoreau (1817-1862). Sein Buch "Walden" beschreibt, wie er in eine Blockhütte am See zieht, fischt, Bäume fällt. Ohne Besuch. Ohne den gäbe es auch keinen Streit und keine Gerüchte, schrieb er. Bis heute ist Thoreau ein Vorbild für viele Aussteiger, die die Einsamkeit suchen. Dass der See heute ein beliebter Badeort ist – und das Besucher seinem Text zu Ehren Stifte in sein Grab stecken, Thoreau würde das wahrscheinlich fürchterlich finden.

Weitere Informationen
Ein Scherenschnitt von fünf Personen, die sich an den Händen halten. © fotolia Foto: Syda Productions

Start der NDR Benefizaktion "Hand in Hand für Norddeutschland"

"Aus einsam wird gemeinsam" - das ist das Motto der diesjährigen Benefizaktion des NDR zusammen mit den Bürgerstiftungen. mehr

Janosch Schobin © Janosch Schobin

"Das Stigma der Einsamkeit" - Gespräch mit Janosch Schobin

Der Soziologe forscht seit Jahren zu Einsamkeit. Er erläutert, warum dieses Gefühl für uns überlebenswichtig ist. mehr

Buch-Cover: Timon Karl Kaleyta - Heilung © Piper Verlag

Roman "Heilung": Eine Irrfahrt durch ausgelöschte Visionen

Timon Karl Kaleyta erzählt die Geschichte eines Mannes, der nicht mehr schlafen kann und dadurch nutzlos wird. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 30.11.2024 | 07:20 Uhr

NDR Logo
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/kultur/Einsamkeit,einsamkeit236.html
Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mann und Frau sitzen am Tisch und trinken Tee. © NDR Foto: Christian Spielmann

Tee mit Warum - Die Philosophie und wir

Bei einem Becher Tee philosophieren unsere Hosts über die großen Fragen. Denise M‘ Baye und Sebastian Friedrich diskutieren mit Philosophen und Menschen aus dem Alltag. mehr

Mehr Kultur

Cover: Krimi des Monats: Max Annas, Tanz im Dunkel“ © Suhrkamp

Krimi des Monats: "Tanz im Dunkel" über eine Mordserie im Köln der 50er

Max Annas erzählt eine Geschichte aus der westdeutschen Nachkriegszeit, die auch Mahnung für die Gegenwart ist. mehr