Buddenbrookhaus: Thomas Mann-Preisträger fürchten Bauruine
Das Buddenbrookhaus in Lübeck soll umgebaut und erweitert werden, doch das ist in einer Weltkulturerbestadt wie Lübeck kein leichtes Unterfangen.
Nun gibt es über die Umbaupläne im denkmalgeschützten Gebäude wieder aktuellen Streit - und einen öffentlichen Brief mit prominenter Unterstützung, darunter die beiden Thomas Mann-Preisträger Ralf Rothmann und Mircea Cărtărescu. Linda Ebener erklärt, was es damit auf sich hat.
Linda Ebener, was verbirgt sich denn aktuell hinter dem Streit?
Linda Ebener: Es geht um einen Keller aus dem 13. Jahrhundert. Das Buddenbrookhaus wird bereits seit Dezember 2019 vergrößert - mithilfe des Nachbargebäudes. Genau darunter liegt der strittige Gewölbekeller aus dem Mittelalter. Der ist so nirgends erhalten und trotzdem hat der oberste Denkmalschützer der Stadt, Bürgermeister Jan Lindenau, entschieden, dass für den 33,5 Millionen Euro teuren Umbau des Buddenbrookhauses in diesem Keller der Bohrer an die Gewölbedecke angesetzt werden soll, damit eine Treppe eingebaut wird. Das ist auch Teil der Baugenehmigung von Herbst 2022.
Allerdings gibt es dagegen von Anfang an Widerstand. Eine Bürgerinitiative kämpft dafür, den Gewölbekeller nicht zu durchbrechen, und ihn auch nicht für Veranstaltungen zu nutzen. Diese Initiative hatte Erfolg. Die Bürgerschaft hat im März und noch einmal im Juni einen entsprechenden Beschluss gefasst und gefordert, die Pläne umzugestalten. Weil das Land, das 19 Millionen Euro Zuschuss zugesagt hat, mit dem geänderten Umbau nicht einverstanden ist, wenn der Keller nicht mehr in das Museumsraumkonzept passt und draußen im Hof eine Außentreppe angebaut werden sollte - das sind dann gravierende Änderungen der Pläne -, droht das Land, die Millionen-Förderung zurückzuziehen.
Jetzt gibt es einen offenen Brief. Was fordern die Unterzeichner*innen?
Ebener: Die haben natürlich Angst, dass das Buddenbrookhaus in Lübeck eine Bauruine wird und da irgendwann gar nichts mehr passiert, weil sich niemand auf eine Lösung einigen kann. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner, darunter auch der Chef der Lübecker Museen und die Museumsleiterin Birte Lipinski, fordern, dass die Hansestadt Lübeck alles dafür tut, eine Lösung zu finden, um das Buddenbrookhaus zu erhalten.
Sie schreiben: "Uns erfüllt mit großer Sorge, dass Thomas Manns kulturelles Erbe verspielt wird, wenn diese außerordentliche museale Gedenkstätte verfällt." Das fordert übrigens auch die Heinrich-Mann-Gesellschaft in einem offenen Brief, den sie bereits gestern veröffentlicht haben.
Wie geht es jetzt weiter?
Ebener: Die Lübecker Bürgerschaftsmitglieder haben mehrheitlich beim Land um einen Aufschub gebeten, um einerseits die bedrohten Fördermillionen zu retten, andererseits zugleich die im Juni gefällten Umbaubeschlüsse neu zu kalkulieren. Dieser Aufschub wird erbeten bis nach der Bürgermeisterwahl im November. Eine Deckelung hat der Hauptausschuss im Juni aufgehoben, um flexibler in der neuen Planung zu sein. Bürgermeister und Verwaltung sind nun aufgefordert, im Konzept ein förderfähiges Treppenhaus vorzusehen und dem Land das als neuen Förderantrag vorzulegen. Nächste Woche Donnerstag muss die Bürgerschaft dem Hauptausschuss-Beschluss dann zustimmen. Es bleibt also weiterhin spannend, wie es mit dem Buddenbrookhaus in Lübeck weitergeht.
Das Gespräch führte Mischa Kreiskott.