Brosda zum Bismarck-Denkmal: Information statt "Störgefühl"
Nachdem keiner der Vorschläge beim Ideenwettbewerb das gewünschte Störgefühl schaffte, setzt Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals jetzt auf Information statt auf Verfremdung.
Unter dem Motto "Bismarck neu denken" hatte die Behörde für Kultur und Medien 2022 zusammen mit der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) einen internationalen Wettbewerb ausgerufen, um die komplexen Bezüge Bismarcks zu Kolonialismus, Diskriminierung und Fragen der sozialen Gerechtigkeit sichtbar zu machen. Am Ende des Wettbewerbs sollte eine künstlerische Idee für eine kritische und aktuelle Betrachtung des Monuments realisiert werden. Aber keiner der Vorschläge schaffte nach Ansicht der Jury das gewünschte "Störgefühl".
Information statt Intervention
Brosda setzt beim frisch renovierten Bismarck-Denkmal jetzt auf Information statt auf Verfremdung. Brosda sagte dem NDR 90,3 Kulturjournal, er habe sich schon gewünscht, dass der internationale Ideenwettbewerb mit hochkarätiger Jury eine konkrete Empfehlung für einen kritischen Blick auf Bismarck ausspricht. "Sonst hätten wir den Wettbewerb nicht machen müssen. Das war schon das Ziel", unterstreicht der Senator. "Dass das jetzt nicht passiert ist, ist für mich aber kein Scheitern des Wettbewerbs, sondern ein notwendiger Schritt im Prozess des Zurandekommens mit diesem Bismarck-Denkmal." Man sei von einer Lösung eben weiter weg als gedacht.
Diskutierte Idee: Eine Ausstellung im Sockel
Statt auf eine sichtbare künstlerische Verfremdung der Statue strebt er jetzt einen anderen Zugang an. "Es geht eher darum, dass wir im Umfeld des Denkmals Informationen anbringen," sagte Brosda. "Zum Beispiel in der neuen Dauerausstellung des Museums für Hamburgische Geschichte oder in einer Ausstellung des Denkmal-Sockels." Die Planungen sollen in den kommenden Monaten konkret werden.
Schwierige Finanzlage der Theater
Als größte Herausforderung dieser Wochen bezeichnet Brosda die Lage der Kulturbetriebe, nachdem Ende Juni die Corona-Hilfen endgültig ausgelaufen sind. Gleichzeitig sind die Kosten unter anderem wegen der Inflation massiv gestiegen. "Das wird eine harte und schwierige Zeit für die Kulturbetriebe, in der wir uns - um mit dem Kanzler zu sprechen - 'unterhaken müssen', damit wir da durchkommen."
Brosda spricht von einem großen Drama. "Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass wir nach Corona durchstarten können." Doch dann seien Krieg, Inflation und steigende Energiekosten dazugekommen. Er könne aber den Kultureinrichtungen der Stadt versprechen, dass seine Behörde alles tun werde, um zu helfen. "Schwierig wird es nur dann, wenn das Publikum wegbleibt und gleichzeitig die Kosten auf der anderen Seite wegrennen", sagt Brosda und appelliert: "Gehen Sie ins Theater!"
Köhlbrandbrücke: "Schönheit allein reicht nicht"
Brosda äußert sich auch zum Streit um den Abriss der Köhlbrandbrücke. Er widerspricht dem grünen Umweltsenator Jens Kerstan, der den Erhalt der Brücke angeregt hatte. "Wenn die Brücke ihren Zweck nicht mehr erfüllt, ich diesen Zweck aber brauche, nennen wir das im Denkmalrecht ein überragendes Interesse, das den Eingriff in den Denkmalschutz rechtfertigt."
Er halte deshalb wenig von Gedankenspielen, die Köhlbrandbrücke als Fußgänger- oder Fahrradüberweg zu erhalten. "Dann kann ich sie individuell noch so schön finden. Dann reicht Schönheit allein nicht aus", sagt Brosda. "Und wer etwas anderes fordert, muss sich zumindest fragen lassen, ob er eigentlich wissentlich oder willentlich die Funktionsfähigkeit des Hamburger Hafen in Frage stellen will."